Detaildaten zu Beinträchtigungen: FFH-Arten

Gelbbauchunke - Bombina variegata

Natura 2000-Code: 1193; Bearbeitungstand: III

Wirkfaktorengruppe: 4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
Wirkfaktor: 4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
Relevanz des Wirkfaktors:  regelmäßig relevant (2)

     Auswertekategorien:

  1. Empfindlichkeiten/Wirkungen (5)
  2. Regenerationsfähigkeit (0)
  3. Prognosemethoden (1)
  4. Relevanzschwelle (1)
  5. Erheblichkeitsschwelle (2)

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1. Empfindlichkeiten/Wirkungen

1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) (o. J.)

Eine anlagebedingte Barrierewirkung bei Amphibien kann durch technische Bauwerke bzw. anlagebezogene Bestandteile (z. B. Gebäude, Mauern, Wände, Kanäle, Bordsteine) oder auch durch veränderte Strukturen (z. B. Straßenbelag) hervorgerufen werden. Barrierewirkungen führen zu Lebensraumzerschneidung und somit u. a. zur Trennung räumlich-funktionaler Beziehungen zw. Teilhabitaten, zu Verinselung, Verhinderung des Individuen-/Genaustauschs zw. Populationen bzw. einer Neubesiedlung von Gewässern (s. auch "Vertiefende Ausführungen" unter "Wirkfaktoren").

Die Mortalität/Tötung von Tieren ist regelmäßig auf fallenartig wirkenden Anlagen (z. B. Gruben, Schächte, Gullys) zurückzuführen. Besonders problematisch sind solche Fallen, wenn sie in Kombination mit Lebensraumbarrieren bestehen, welche die Tiere den tödlichen Fallen zuleiten (z. B. Bordsteine und Gullys).

Barrierewirkungen und Mortalität können - abhängig vom Umfang - zu Verlust von (Teil-)Habitaten, Bestandsrückgang oder zu Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Populationen bzw. zur Gefährdung von Metapopulationen führen.

Hinweise finden sich in zahlreichen Publikationen, u. a. bei Thielcke et al. (1983:52), Bauer (1987), Heimbucher (1991), Glitzner (1999), Laufer & Zurmöhle (2007).

Qualifizierung der Quelle: E



1.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) (o. J.)

A: Straßen

Durch direkte Sonneneinstrahlung sowie die thermischen Eigenschaften der Straßenbeläge entsteht im Bereich der Straße eine zum Teil recht beträchtliche Veränderung des Mikroklimas, was sowohl Temperatur als auch Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Helligkeit betrifft (Mader et al. 1988), die gerade auf wechselwarme, feuchtigkeitsbedürftige Tiere wie Amphibien massive Auswirkungen hat und somit zusätzlich zu den schon erwähnten Faktoren zur Entstehung eines Barriere-Effekts beiträgt.

Nicht auszuschließen ist, dass durch rasches Abtrocknen der Straße Amphibien, insbesondere Jungtiere, festkleben und sterben. Für Erdkröten ist dies belegt.

Probleme mit der Straßenentwässerung, ihre Fallenwirkung und die vielfältigen Möglichkeiten zur Entschärfung oder Vermeidung sind z. B. bei Ratzel (1993), dem Merkblatt 1-Naturschutz-Praxis, Artenschutz, des Fachdienstes Naturschutz Baden-Württemberg (1999), Lippuner (2007) oder Kramer-Rowold & Rowold (2011) beschrieben.

Qualifizierung der Quelle: E



1.03 Glitzner, I., Beyerlein, P., Brugger, C., Egermann, F., Paill, W., Schlögel, B. & Tataruch, F. (1999)

"Gullys wirken als gefährliche Fallen für Amphibien und Reptilien, aus denen sich die Tiere nicht mehr befreien können (Göbel 1990, Strothotte-Moormann & Formen 1992, Bitz & Thiele 1996). [...] Thielcke et al. (1983) finden in den Dolen und Ölabscheidern eines Schweizer Autobahnteilstücks bei einer Kontrolle zur Laichzeit allein 296 Kreuzkröten, 3 Erdkröten, 3 Grasfrösche, 10 Seefrösche, 24 Unken, 83 Geburtshelferkröten, 6 Laubfrösche, 14 Bergmolche, 10 Teichmolche. Randsteine und Abwasserrinnen entpuppten sich dabei als perfekte 'Leitsysteme' in Richtung Gully (Thielcke et al. 1983, Göbel 1990, Hutter 1994)."

"Die ca. 30 cm tiefen Rinnsteine an einem Schweizer Autobahnteilstück erweisen sich vor allem für Jungtiere und kleinere Arten als Todesfallen, in denen sie Witterung und Prädation hilflos ausgeliefert sind (Grosselet & Lode 1997)."

Qualifizierung der Quelle: C



1.04 Genthner, H. & Hölzinger, J. (2007)

Das Wanderverhalten der Jungtiere von Gelbbauchunken wird nach Genthner & Hölzinger (2007:292) meist zuwenig berücksichtigt und stellt einen meist unbemerkten Gefährdungsfaktor dar. Jungtiere "verlassen ihr Geburtsgewässer und den umliegenden Lebensraum, um neue Habitate zu erschließen. Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Ackerflächen wirken hierbei als Barrieren." [...] "Um den abwandernden Jungtieren eine Überlebenschance zu geben, müssen verschiedene Unkenhabitate durch geeignete Migrationskorridore miteinander verbunden sein. Bei der Gestaltung dieser Pfade müssen sowohl ausreichend feuchte Landverstecke als auch (kleinere) Aufenthaltsgewässer in kürzeren Abständen (20-120 m) geschaffen oder einbezogen werden."

Qualifizierung der Quelle: D



1.05 Müller, H. & Steinwarz, D. (1987)

Bei trockenem Wetter versuchen Jungkröten erst gar nicht, eine staubige trockene Straße zu überqueren. Eine gerade 6 m breite Straße wird zur unüberwindlichen Barriere, da kein Schutz von direkter Sonneneinstrahlung und eine Temperaturdifferenz zur Umgebung von bis zu 20 °C herrscht, die Tiere würden bei der Wanderung über die Straße vertrocknen. Im schattigen Straßengraben kommt es zum Jungkrötenstau. Die Tiere verweilen oder driften parallel zur Straße ab. Regenwetter führt dann zu explosionsartigen Überquerungen der wandernden Jungtiere, zu starker Regen auf der glatten Fahrbahn macht diese allerdings auch unüberwindbar (Müller & Steinwarz 1987:473ff.).

Qualifizierung der Quelle: A



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Reports: aktueller Wirkfaktor   aktuelle Wirkfaktorengruppe   alle Wirkfaktoren
 

Qualifizierung der Quellen für FFH-Arten

Averallgemeinerbarer, in der Literatur dokumentierter Nachweis für diese spezielle Art
Bin der Literatur dokumentierter Nachweis für diese spezielle Art, aber möglicherweise Ausnahmefall
Cin der Literatur dokumentierter Nachweis für verwandte Arten bzw. andere Arten dieser Artengruppe, der als übertragbar eingestuft wird
Din der Literatur dokumentierter Hinweis für diese spezielle Art oder verwandte Arten bzw. andere Arten dieser Artengruppe
Eeigene Einschätzung oder Aussage Dritter, ohne in der Literatur dokumentierten Nachweis/Hinweis (Experteneinschätzung)
Fkeine Literatur verfügbar / Auswertung bzw. Einschätzung mit aktuellem Bearbeitungsstand noch nicht erfolgt

Legende: Bearbeitungsstand zum Bereich "Beeinträchtigungen"

-bislang noch nicht bearbeitet
Iderzeit nur Einschätzungen zur Relevanz der Wirkfaktoren vorhanden
IIzudem Detaildaten zur Auswertekategorie "1. Empfindlichkeiten/Wirkungen" vorhanden
IIIzudem Detaildaten zu den weiteren Auswertekategorien "2. bis 5." vorhanden
ihre meinung

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dirk.bernotat@bfn.de