FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Überbauung/Versiegelung führt grundsätzlich zum vollständigen und i. d. R. dauerhaften Verlust der Lebensraumfunktionen der betreffenden Flächen und ihrer Eignung als Habitat der Art (s. "Vertiefende Ausführungen" unter "Wirkfaktoren").

Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung der Fortpflanzungsrate bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Bestände sein.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

316
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Schaffrath, U.
"Zur erfolgten Verdrängung von Osmoderma eremita aus der Fläche, zunächst vor allem in Westdeutschland, seit der Wiedervereinigung aber auch in den östlichen Bundesländern, sind vor allem verstärkte Aktivitäten im Strassenbau (Alleen) sowie der Gewerbeansiedlung und der Sanierungen an Flüssen und Bächen zu nennen; gegen diesen Trend wurden bisher nur unzureichend Gegenmaßnahmen ergriffen. Dem natürlicherweise geringen Ausbreitungspotential des ortstreuen Käfers, seine Bindung an das Bruthabitat und die zunehmende Verinselung der Populationen lassen eine Sicherung aller vorhandenen Vorkommen der Art dringend geboten erscheinen."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

9-10, 40
Qualifizierung der Quelle:
A
1.03 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die negative Veränderung von Baumbeständen hinsichtlich der Kriterien "Anzahl besiedelter/besiedelbarer Bäume", "Abstand der Bäume zueinander", "Anzahl künftiger Höhlenbäume" sowie "Flächengeometrie" (z. B. flächig, linear) kann zu Beeinträchtigungen der lokalen Metapopulation führen.

Eine größere Anzahl und geringere Abstände zwischen den Höhlenbäumen verbessert die Ausbreitungsmöglichkeiten; eine ausgeglichene Altersstruktur des Baumbestandes sichert die Faunentradition; die Größe des zusammenhängenden Baumbestandes ist wegen des Dispersionsverhaltens der Art wichtiger als die Entfernung zu benachbarten (abgrenzbaren) Baumbeständen; flächige Bestände sind günstiger als lineare (z. B. Alleen) (Ausbreitung, Randeffekte).

Höchste Relevanz haben mächtig dimensionierte Höhlenbäume mit großen Mulmvolumina. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Volumen des Mulmkörpers und der Aussterbewahrscheinlichkeit von Osmoderma eremita im jeweiligen Baum. Eine mittelfristige Sicherung ist theoretisch ab einem Mulmvolumen von ca. 50 Litern gegeben.

Das theoretische mittlere Aussterberisiko der Population eines Baums in 100 Jahren beträgt z. B. bei 5 l Mulmvolumen 95 %, bei 50 l 21 %, bei 100 l 5 %.

Größere Mulmvolumina haben auch eine größere individuelle Fitness (bemessen an der Größe der Ovariolen) der Käfer im betreffenden Baum zur Folge.

Stärker dimensionierte Bäume mit hohem Stammdurchmesser haben gegenüber solchen mit geringerem Stammdurchmesser (z. B. in Wäldern) auch eine höhere mechanische Stabilität. Schlanke Höhlenbäume in Wäldern sind häufiger von Stammbruch betroffen, wobei die Stämme dann oft auf der Höhe der Höhle durchbrechen. Diese ist dann für Osmoderma eremita nicht mehr geeignet.

Besonders relevant sind oft mehr oder weniger solitäre Bäume in Siedlungsbereichen (Parks, Friedhöfe, Alleen). Sie haben oft mächtigere Stämme mit größeren potenziellen Höhlenvolumen ausgebildet und sind häufig auch teilweise besonnt, was den Wärmeansprüchen von Osmoderma eremita entgegen kommt. Gleichzeitig unterliegen diese Bäume aus Gründen der Verkehrssicherung oft einem besonderen Risiko.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2008
Seite(n):

49-53
Qualifizierung der Quelle:
D
1.04 Schmid, M. & Coch, T.
Die Habitat-Kontinuität ist insbesondere für xylophage Käfer, die nur eine geringe Mobilität aufweisen und zugleich selten sind, wichtig. Habitatverluste durch Landschaftsveränderungen wiegen aufgrund der geringen Mobilität der Käfer schwer und gelten als nicht ausgleichbar (nach Schmid & Coch 2008):

"In several publications it was mentioned that habitat continuity seems to be a high value especially in maintaining the communities of xylophagous beetles in wooded land. Expectations about the relevance of this criterion are dealing with the tow mobility of some members of this beetle community, the severe changes in forest management with a lack of "habitat trees", and the specific metapopulation structure of populations constituted by very few individuals (e. g. Osmoderma eremita). In our project we try to evaluate the influence of habitat continuity in wooded lands on the distribution of xylophageous beetles by comparing long-term population data (from the Swiss Cartographic Centre of Fauna) with assessments of landscape and forest changes. The project is dealing on one hand with single remarkable species comparing the development of population spots over the last century with specific habitat and landscape changes in the covered areas. On the other hand we are working with communities of beetles identifying local hotspots of biodiversity within the group and comparing the distribution of these hotspots with the intensity of landscape change processes. First results are showing that it is necessary to divide the xylophagous beetles into groups of different mobility. Habitat continuity seems to have a very severe influence on species with low mobility and dispersal."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2007
Seite(n):

315
Qualifizierung der Quelle:
D
1.05 Oleksa, A., Ulrich, W. & Gawronski, R.
Auf weitere häufige Wirtspflanzen weisen Oleksa et al. (2007:315) hin. Demnach sind nicht nur Eichen für die Art wichtig, sondern auch Linde und Erle:

"The occurrence of Osmoderma eremita (Scopoli, 1763), an endangered species restricted to hollow trees, was studied in a network of rural avenues in northern Poland. We detected 1002 trees with hollows suitable for hermit beetle development (25% of all trees). Among them, 114 (11%) were occupied by O. eremita. The distribution of O. eremita was not random with respect to tree species identity. Tilia cordata and Alnus glutinosa were preferred while Acer platanoides and Carpinus betulus were avoided. The beetle preferred trees about 450 cm in circumference at 1.3 m height with a tendency towards lower occupancies of the biggest trees having circumferences above 500 cm. O. eremita did not show any significant preferences according to hollow entrance area, exposition and road surface type. Contrary to common belief O. eremita did not prefer oaks. Our results show that preservation schemes and choices of prime areas for conservation for hermit beetles have to include stands of trees other than oak."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

8
Qualifizierung der Quelle:
A
1.06 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Osmoderma eremita ist mittlerweile in sehr vielen Baumarten nachgewiesen worden. Entscheidend ist die Bildung von Höhlen bzw. Mulm. Am häufigsten besiedelte Baumarten in Deutschland sind Stieleiche, Linde, Esche, Rotbuche, Weidenarten und Obstbäume. Es werden aber auch viele weitere Arten besiedelt (Nachweise z. B. aus Silberahorn, Platane, Gleditschie und sogar Kiefer).

Wichtig ist die Tatsache, dass sich verschiedene Baumarten in ihrer Höhlensukzession unterschiedlich verhalten. So sind z. B. in Siedlungsbereichen vielfach alte Linden zu finden, deren Eignung für Osmoderma eremita aus natürlichen Gründen nicht mehr gegeben ist, weil sich ihr Mulmvorrat erschöpft hat. Obstbäume bilden andererseits schon in einem geringeren Alter Höhlen aus, können somit sogar zu Ersatzhabitaten werden.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2007
Seite(n):

102
Qualifizierung der Quelle:
D
1.07 Spaeth, J. & Pellkofer, B.
Auf weitere häufige Wirtspflanzen wie Weiden und Obstbäume weisen auch Späth & Pellkofer (2007:102) hin. Demnach sind nicht nur Eichen für die Art wichtig:

"Previous occurrences of the hermit beetle (Osmoderma eremita) in pollard willows and fruit trees were almost unknown in Bavaria. On the floodplain of the Lower Isar Valley, in Landkreis Dingolfing-Landau, its actual presence was detected in two stands of pollard willows as well as in an orchard. A single hermit beetle was also found at the edge of woodland on the Isar Valley scarp. The pollard willows and the orchard inhabited by this species grow along the millstreams. Occurrence of hermit beetles was detected by finding larval frass and chitinous body parts in 22 pollard willows and seven fruit trees. In three stands of trees, presence of a living population was indicated by 22 larvae, four imagines and two pupal chambers in a total of four willows and four fruit trees. A further imago was found at a distance from identified, colonized trees. The easy accessibility of mulm-filled holes in willow pollards and fruit trees suggests that specific investigation of these for occurrence of hermit beetles may be worthwhile. Because of their limited dispersal ability, hermit beetles are very sensitive to fragmentation of habitats. Conservation of pollard willow stands must therefore not only be restricted to retention of existing stands, but should also involve the generally neglected replanting and cultivation of this type of tree."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2007
Seite(n):

716
Qualifizierung der Quelle:
D
1.08 Ranius, T., Aguado, L. O., Antonsson, K., Audisio, P., Ballerio, A., Carpaneto, G. M., Chobot, K., Gjurasin, B., Hanssen, O., Huijbregts, H., Lakatos, F., Martin, O., Neculiseanu, Z., Nikitsky, N. B., Paill, W., Pirnat, A., Rizun, V., Ruicanescu, A. & Stegner, J.
Die Gefährdung von Osmoderma eremita ist nach Ranius (2007) besonders von der Habitatqualität und der Habitatdynamik abhängig. Populationsmodelle, die eine Beurteilung der Auswirkungen von Habitatverlusten auf diese Art beschreiben, sind vorhanden, z. B. Ranius (2007:716):

"Ancient and dead trees are declining habitats harbouring many threatened species. These habitats are naturally patchy, and inhabiting species might exhibit metapopulation dynamics at a small spatial scale. In this study, the demography and metapopulation dynamics was analysed for Osmoderma eremita, which is an endangered beetle species associated with tree hollows in Europe. Extinction risks of O. eremita populations were predicted using Monte Carlo simulations based on time series of population assessments. Predicted occurrence patterns were consistent with field observations from an area with many small stands in which the populations are believed to have been more or less isolated from each other during the last 150-200 yr. Population growth was found to be density dependent. Carrying capacity was proportional to the volume of wood mould (i.e. loose material of dead wood in the tree hollows), which varied widely between hollow trees. This generates large differences in local extinction risks between hollow trees. The predicted metapopulation extinction risk was much higher if the habitat dynamics (formation, gradual increase and deterioration of tree hollows) were taken into consideration than in predictions yielded by models in which the amount of wood mould was assumed to be constant over time. Thus, this system has features from both mainland-island metapopulations and habitat-tracking metapopulations, and is rather far from a classic metapopulation. For the long-term persistence of the species in hollow trees, the habitat dynamics seem to be more important than demographic processes. Since the formation and deterioration of suitable tree are partly stochastic processes, there is a considerable extinction risk for many O. eremita populations, because they mainly rely on only one or a few trees with large amounts of wood mould."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2005
Seite(n):

1-44
Qualifizierung der Quelle:
D
1.09 Ranius, T., Aguado, L. O., Antonsson, K., Audisio, P., Ballerio, A., Carpaneto, G. M., Chobot, K., Gjurasin, B., Hanssen, O., Huijbregts, H., Lakatos, F., Martin, O., Neculiseanu, Z., Nikitsky, N. B., Paill, W., Pirnat, A., Rizun, V., Ruicanescu, A., Stegner, J., Suda, I., Szwalko, P., Tamutis, V., Telnov, D., Tsinkevich, V., Versteirt, V., Vignon, V., Voegeli, M. & Zach, P.
Die europaweite Studie durch Ranius et al. (2005) zeigt, dass Osmoderma eremita in gesamt Europa stark gefährdet und in vielen Regionen NW-Europas bereits ausgestorben ist. Ranius et al. (2005) rechnen bei zunehmender Habitatzerstörung bzw. -fragmentierung mit weiteren Populationsverlusten dieser Art. Zu den besiedelten und für die Larvalentwicklung wichtigen Habitaten gehören Baumhöhlen und selten auch Totholzbereiche in Bodennähe. Bevorzugte Futterpflanzen sind nach Ranius et al. (2005) besonders Eichen, Linden, Weiden und Buchen naturnaher Bestände.
"Research, monitoring and development of preservation strategies for threatened species are often limited by national borders even though a global perspective would be more appropriate. In this study, we collected data on the occurrence of a threatened beetle, Osmoderma eremita, associated with tree hollows in 2,142 localities from 33 countries in Europe where it is or has been present. The larvae develop in tree hollows and very few observations of larvae have been observed in dead logs on the ground. As long as there is a suitable tree hollow, it appears that O. eremita may use any tree species. Oaks (Quercus spp.) are the trees mainly used by O. eremita, followed by lime (Tilia spp.), willow (Salix spp.), beech (Fagus sylvatica) and fruit trees (Prunus spp., Pyrus spp., Malus domestica). O. eremita is still found in some remnants of natural forest, but is mainly observed on land that has long been used by man, such as pasture woodlands, hunting parks, avenues, city parks and trees around agricultural fields and along streams. The occurrence of O. eremita seems to have decreased in all European countries. Relatively high densities of O. eremita localities occur in Central Europe (northern Italy, Austria, Czechia, southern Poland and eastern Germany), some parts of Northern Europe (south-eastern Sweden, Latvia) and France. In some regions in north-western Europe, the species is extinct or may occur at some single sites (Norway, Danish mainland, The Netherlands, Belgium, north-eastern France). There are few data from south-eastern Europe. Many local extinctions of O. eremita are to be expected in the near future, especially in regions with recent habitat loss and fragmentation. O. eremita is useful as an indicator and umbrella species for the preservation of the entire invertebrate community associated with hollow trees in Europe. A preservation plan for O. eremita should include three aspects that are of general importance in nature conservation in Europe today: (1) preservation of remnants of natural forests with old, broad-leaved trees, (2) preservation and restoration of habitats related to traditional agricultural landscapes and (3) preservation of remaining "islands" of nature in urban areas."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
2.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Regenerationsfähigkeit ist nur unter der Voraussetzung der Wiederherstellung der notwendigen strukturellen, standörtlichen und funktionalen Habitatbedingungen (z. B. Bodenparameter, Struktur, Flächengröße) sowie einer hohen Wahrscheinlichkeit der Wiederbesiedlung gegeben. Im Falle stofflicher Belastung (s. Wirkfaktorgruppe 6) als Ursache eines Bestandsrückgangs oder -verlustes ist neben der Beseitigung der Belastungsquelle ggf. auch die Sanierung erforderlich.

Die zeitliche Dimension ist bei der Beurteilung zu beachten. In bestimmten Fällen können derzeit (noch) nicht geeignete Flächen in kürzeren als den für entsprechende Lebensraumtypen angenommenen Regelzeiträumen (s. Riecken et al. 2006 u. a.) als Habitat entwickelt werden.

Unter Berücksichtigung der (meist relativ geringen) Ausbreitungsfähigkeit der Individuen ist für eine erfolgreiche Regeneration eine vorhandene Population im Umfeld mit relativ durchlässiger Landschaftsstruktur dazwischen Voraussetzung. In Räumen, in denen die Art insgesamt noch gut verbreitet ist, ist eine Besiedlung geeigneter Standorte innerhalb der artspezifischen Ausbreitungsdistanzen zu erwarten (vgl. auch Angaben zur Mobilität unter "Raumbedarf und Aktionsräume von Arten").

Im Falle einer projektbedingten Barrierewirkung (s. Wirkfaktorgruppe 4) kann diese streng genommen nur durch Vermeidungsmaßnahmen reduziert oder durch die Wiederherstellung oder Neuschaffung entsprechender räumlich-funktionaler Verbindungen zwischen den betroffenen Teilhabitaten an anderer Stelle kompensiert werden.

Eine etwaige projektbedingt erhöhte Mortalität kann nur durch Vermeidungsmaßnahmen reduziert oder durch Kohärenzsicherungsmaßnahmen auf Populationsebene aufgefangen bzw. kompensiert werden.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

2009
Seite(n):

9f., 10f.
Qualifizierung der Quelle:
A
2.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Eine Regeneration verloren gegangener Lebensräume wird wegen der nötigen Berücksichtigung der Lebensraumdynamik im Regelfall nicht möglich sein. In Einzelfällen kann ggf. plausibel gemacht werden, dass benachbarte Bäume oder Baumbestände in den Folgejahren Habitatfunktionen übernehmen können. Dieses setzt jedoch in jedem Fall voraus, dass der Kernbestand des jeweiligen Osmoderma-Vorkommens unbeeinträchtigt bleibt.

Die zeitliche Dimension ist bei der Beurteilung zu beachten. In bestimmten Fällen können derzeit (noch) nicht geeignete Flächen in kürzeren als den für entsprechende Lebensraumtypen angenommenen Regelzeiträumen (s. Riecken et al. 2006 u. a.) als Habitat entwickelt werden. Hierbei können beispielsweise Kopfweiden oder Streuobstwiesen eine Rolle spielen. Die zeitliche Dimension einer eventuellen Regeneration bewegt sich zwischen mehreren Jahren und vielen Jahrzehnten. Derartige Zeitspannen sind sowohl zur absoluten Regeneration, als auch zur Schaffung gemischter Altersstrukturen unter den Höhlenbäumen erforderlich.

Bei einer eventuellen Regeneration spielen Größe und Geometrie der Habitatflächen eine Rolle: eine zusammenhängende große Fläche ist wertvoller als mehrere kleine; lockere flächige Strukturen sind linearen Strukturen vorzuziehen. Die Abstände zwischen den einzelnen Bäumen (besiedelte, potenziell besiedelbare, künftige) sollten deutlich unter 200 Metern liegen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

2009
Seite(n):

46
Qualifizierung der Quelle:
D
2.03 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
In begrenztem Maße (und eher mittelfristigen Zeiträumen) kann eine Biotopregeneration in Wäldern höherer Altersklassen gefördert werden durch: Auslichten des Bestandes unter Schonung der ältesten Bäume, Förderung überständiger und Einzelbäume, Förderung lichter Saumstrukturen mit besonnten Bäumen, Förderung bestimmter Baumarten (z. B. Linden, Eichen) ggf. auch gegen konkurrierende Baumarten, Maßnahmen zur Erhöhung der Spechtdichte. Dieses ist sowohl bei kurzfristigen Bewirtschaftungsmaßnahmen als auch im Rahmen der Forsteinrichtung möglich.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

2009
Seite(n):

45f.
Qualifizierung der Quelle:
D
2.04 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Einige Kulturbiotope - insbesondere Streuobstwiesen und Kopfweidenbestände - lassen sich in vergleichsweise kurzen Zeiträumen von wenigen Jahrzehnten wenigstens teilweise regenerieren. Voraussetzung für eine Wirksamkeit ist jedoch, dass sich Osmoderma-Populationen in oder bei diesen Biotopen erhalten konnten.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt beanspruchten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste (m²) und zum anderen die relativen Habitatverluste (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln. Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
3. Prognosemethoden Jahr:

2009
Seite(n):

32f.
Qualifizierung der Quelle:
A
3.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Dabei werden die Habitatverluste in Form besiedelter bzw. besiedlungsfähiger Bäume absolut sowie relativ zum Gesamtbestand des Vorkommensgebietes ermittelt.

Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.

In die Wirkungsbeurteilung ist die Prognose der mittel- und längerfristigen Entwicklung des Habitates zu berücksichtigen. So kann ggf. die Wirkung in einem natürlicherweise ohnehin im Zusammenbruch befindlichen Habitat eine andere sein als in Habitaten mit längerfristig guter Prognose.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Bestände der Art und ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jedem Flächenentzug in einem (Teil-)Habitat im Gebiet unabhängig vom insgesamt zu erwartenden Umfang überschritten.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Literaturangaben als Orientierungswerte für Aktionsräume, Wanderdistanzen bzw. Ausbreitungspotenzial sowie zu Flächenansprüchen sind - soweit für die Art nach aktuellem Auswertungsstand verfügbar - separat unter "Raumbedarf und Aktionsräume von Arten" zusammengestellt.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
4. Relevanzschwelle Jahr:

2009
Seite(n):

32f.
Qualifizierung der Quelle:
A
4.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Von Lambrecht & Trautner (2007) wurde basierend auf Lambrecht et al. (2004) ein Fachkonventionsvorschlag entwickelt, der einer einheitlicheren und nachvollziehbaren Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen im jeweiligen Einzelfall dient. Nach dem Fachkonventionsvorschlag ist die direkte und dauerhafte Inanspruchnahme eines nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahrenden oder zu entwickelnden Lebensraums nach Anhang I FFH-RL innerhalb des Gebietes im Regelfall eine erhebliche Beeinträchtigung.

Dabei kann die Beeinträchtigung im Einzelfall als nicht erheblich eingestuft werden, wenn verschiedene qualitativ-funktionale, quantitativ absolute und relative sowie kumulative Aspekte gemeinsam erfüllt sind und alle Wirkfaktoren berücksichtigt werden.

Die im Fachkonventionsvorschlag vorgeschlagenen Schwellenwerte für eine quantitative "Nicht-Erheblichkeit" sind fachliche Orientierungswerte. Diese wie auch die Fachkonventionen überhaupt sollen und können die Einzelfallbeurteilung und einen entsprechenden fachlichen Begründungszusammenhang nicht ersetzen, sondern sie sollen hierfür eine objektive Orientierung und Hilfestellung bieten.

Die Fachkonventionen stellen den bislang differenziertesten wissenschaftlichen und zugleich einzigen lebensraumtyp- und artspezifischen Methodenansatz zur Bestimmung der Erheblichkeit entsprechender Beeinträchtigungen dar. Sie sind daher für ihren Anwendungsbereich als Stand von Wissenschaft und Praxis anzusehen.

Die Fachkonventionen wurden inzwischen vielfach in FFH-Verträglichkeitsprüfungen in der Praxis angewandt, von der LANA wohlwollend zur Kenntnis genommen (14.09.2007), in Leitfäden empfohlen und in der Rechtsprechung u. a. des Bundesverwaltungsgerichts anerkannt (vgl. z. B. BVerwG v. 12.03.2008, Az. 9 A 3.06, u.a. Rn. 125; BVerwG v. 09.07.2008, Az. 9 A 14.07, u.a. Rn. 64; BVerwG v. 13.05.2009, Az. 9 A 73.07, u.a. Rn. 50; Niedersächsisches OVG v. 10.11.2008, Az. 7 KS 1/05, S. 26f.; Bay. VGH v. 30.09.2009, Az. 8 A 05.40050, Rn. 61ff.; Bay. VG Regensburg v. 22.02.2010, Az.: RO 2 K 08.491, S. 44ff.; VG Dresden v. 30.10.2008, Az. 3 K 923/04, S. 68f.). Auch in der jüngeren Rechtsprechung des BVerwG, z. B. zur A 33 (BVerwG, Urt. v. 6.11.2012, Az. 9 A 17.11, Rn. 46 f.) oder zur A 49 (BVerwG, Urt. v. 23.04.2014, Az. 9 A 25.12, z. B. Rn. 66) werden die Fachkonventionen explizit auch für den Bereich der Tierarten grundsätzlich bestätigt.

Im Einzelfall kann darüber hinaus ein direkter Flächenentzug auch außerhalb des Gebietes erheblich sein, sofern die betroffenen Lebensräume eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der charakteristischen (Tier-)Arten des Gebietes aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

2007
Seite(n):

43ff.
Qualifizierung der Quelle:
E
5.02 Lambrecht, H. & Trautner, J.
Fachkonventionsvorschlag zur Bewertung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen bei direktem Flächenentzug in Habitaten der Tierarten nach Anhang II FFH-RL in FFH-Gebieten:

Grundannahme:
Die direkte und dauerhafte Inanspruchnahme eines (Teil-)Habitats einer Art des Anhangs II FFH-RL, das in einem FFH-Gebiet nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln ist, ist im Regelfall eine erhebliche Beeinträchtigung.

Abweichung von der Grundannahme:
Im Einzelfall kann die Beeinträchtigung als nicht erheblich eingestuft werden, wenn kumulativ folgende Bedingungen erfüllt werden:

A: Qualitativ-funktionale Besonderheiten
Die in Anspruch genommene Fläche ist kein für die Art essenzieller bzw. obligater Bestandteil des Habitats. D. h. es sind keine Habitatteile betroffen, die für die Tiere von zentraler Bedeutung sind, da sie z. B. an anderer Stelle fehlen bzw. qualitativ oder quantitativ nur unzureichend oder deutlich schlechter vorhanden sind; und

B: Orientierungswert "quantitativ-absoluter Flächenverlust"
Der Umfang der direkten Flächeninanspruchnahme überschreitet nicht die für die jeweilige Art dargestellten Orientierungswerte, soweit diese für das betroffene Teilhabitat anwendbar sind (1).

Aktuelle Brutbäume bzw. aktuelle Brutsubstrate stellen als zentrale Fortpflanzungsstätten einen obligaten Habitatbestandteil dar, für den i. d. R. eine Anwendung der Orientierungswerte nicht vorgesehen ist.

Für Osmoderma eremita liegen die Orientierungswerte für Habitatverluste bei 40 qm (wenn relativer Verlust ?1 %, siehe Kriterium C), bei 200 qm (wenn im Gebiet der relative Verlust <0,5 % der Habitatfläche im Schutzgebiet ist und der Bestand mit "c" = "häufig, große Population" eingeschätzt wurde) beziehungsweise bei 400 qm (wenn der relative Verlust <0,1 % der Habitatfläche im Schutzgebiet ist und der Bestand mit "c" = "häufig, große Population" eingeschätzt wurde); und

C: Ergänzender Orientierungswert "quantitativ-relativer Flächenverlust" (1 %-Kriterium)
Der Umfang der direkten Flächeninanspruchnahme ist nicht größer als 1 % der Gesamtfläche des jeweiligen Lebensraums bzw. Habitates der Art im Gebiet bzw. in einem definierten Teilgebiet (2); und

D: Kumulation "Flächenentzug durch andere Pläne/Projekte"
Auch nach Einbeziehung etwaiger Flächenverluste durch kumulativ zu berücksichtigende Pläne und Projekte werden die Orientierungswerte (B und C) nicht überschritten; und

E: Kumulation mit "anderen Wirkfaktoren"
Auch durch andere Wirkfaktoren des Projekts oder Plans (einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten oder Plänen) werden keine erheblichen Beeinträchtigungen verursacht.

(1): Osmoderma eremita wurde hierbei von Lambrecht & Trautner (2007:56ff.) der Habitatkonstellation 5 zugeordnet. Diese umfasst Arten mit Bindung an eine spezielle, meist kleinräumige und nicht (mehr) zur üblichen Ausstattung von Lebensraumtypen zählende Standort-/Strukturkombination (essenzielle Kleinstrukturen außerhalb von Gewässern).
Die Situation dieser Arten innerhalb eines Gebietes ist i. d. R. dadurch gekennzeichnet, dass im aktuellen Zustand wenige, oft punktuell verteilte Flächen oder Strukturen für Reproduktion oder Bestandserhalt sorgen, diese aber andererseits nicht dauerhaft genau an dieser Stelle persistent sein können und daher sich über längere Zeiträume an anderer Stelle neu (i. d. R. auch zusätzlich) entwickeln müssen.

Die formulierten Orientierungswerte beziehen sich hier ausschließlich auf die Inanspruchnahme derzeit nicht für die Reproduktion nutzbarer, aber im Zuge der längerfristigen Entwicklung diesbezüglich relevanter Flächen, die immer Bestandteil der Habitatabgrenzung innerhalb des Natura 2000-Gebietes sein müssen, um den geforderten günstigen Erhaltungszustand auch längerfristig zu gewährleisten bzw. zu erreichen. Die Inanspruchnahme aktuell als Fortpflanzungshabitat genutzter Strukturen/Flächen, z. B. das Fällen eines Brutbaumes des Heldbockes, ist dagegen grundsätzlich als erheblich einzustufen.

(2): Diese Formulierung bedeutet, dass dort, wo dies fachlich geboten ist, als Bezugsmaßstab auch ein räumlich-funktional getrenntes Teilgebiet eines Natura 2000-Gebietes herangezogen werden sollte. Dies kann z. B. dort erforderlich sein, wo sich das gemeldete Gebiet aus mehreren räumlich und funktional nicht zusammenhängenden Teilgebieten zusammensetzt. Auch kann z. B. bei einem großen Fluss-Natura 2000-Gebiet eine Unterscheidung zwischen Ober-, Mittel- und Unterlauf aus fachlichen Gründen ebenso geboten sein, wie andererseits z. B. die zusammenschauende Betrachtung eines Gewässerabschnitts, der lediglich aufgrund seiner Lage in mehreren benachbarten Bundesländern als jeweils eigenständige Natura 2000-Gebiete gemeldet wurde.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
1 Direkter Flächenentzug Relevanz des Wirkfaktors: 3
1-1 Überbauung / Versiegelung
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

2004
Seite(n):

271
Qualifizierung der Quelle:
D
5.03 Stegner, J.
Basierend auf den Angaben zur minimal überlebensfähigen Population (MVP) von wenigstens 1.000 Individuen kann auch der darauf basierende Bewertungsschlüssel für den Erhaltungszustand der Populationen von Osmoderma eremita (Stegner 2004) ergänzende Hinweise vermitteln.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

229 u. a.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.01 Stegner, J.
Als Lebensstättenverluste werden in erster Linie direkte Veränderungen von Vegetations-/Biotopstrukturen aufgeführt: u. a. frühzeitige Fällung O. eremita-geeigneter Bäume aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht und bei Baumaßnahmen; Baumchirurgie.

In Wäldern stellt die "Holzernte im wirtschaftlich interessanten Alter" eine Hauptursache für Lebensraumverluste dar. Ein entsprechend "gefällter und zersägter Eremiten-Baum" wird gezeigt. Verluste von Brutbäumen oder -höhlen sind deshalb besonders kritisch, weil entsprechend den Ergebnissen von Ranius (2000, 2001) bzw. Ranius & Hedin (2001) annähernd jeder besiedelte Baum eine Teilpopulation der Art mit eigener Bestandsfluktuation umfasst.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

228 u. a.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Stegner, J.
Besondere Relevanz erlangen direkte Veränderungen auch dann, wenn sie (zu einem beliebigen, auch in der ferneren Zukunft gelegenen Zeitpunkt) eine Unterbrechung der zeitlichen Kontinuität des Angebotes geeigneter Höhlen nach sich ziehen können.

"Es besteht eine starke Gefährdung, wenn in einem Vorkommensgebiet nur für einige Jahre keine geeignete Baumhöhle zur Verfügung steht, selbst wenn kräftige Bäume vorhanden sind."

Aufgrund der geringen Ausbreitungsfähigkeit spielt die Lebensraumtradition für die Art eine entscheidende Rolle.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

263, 310
Qualifizierung der Quelle:
A
1.03 Schaffrath, U.
"Der Bewegungsradius der Insekten ist durch die mögliche Flugleistung festgelegt und begrenzt, viele Käfergruppen sind außerdem heute schon sehr dezimiert, so daß einerseits die Beseitigung eines einzigen (zentralen bzw. essenziellen) Brutbaumes, auch wenn noch kleine Populationen in anderen Bäumen übrig bleiben, im ungünstigen Falle zum Erlöschen des verbliebenen Gesamtbestandes im betreffenden Gebiet führen."

Aber: "In alten Hutewaldbereichen kann es sinnvoll sein, die Umgebung der Brutbäume aufzulichten, um auf dieses Weise einen sonnenexponierten Standort der Brutbäume zu gewährleisten" (s. a. Wirkfaktor 3-5).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

296
Qualifizierung der Quelle:
A
1.04 Schaffrath, U.
Der Autor konnte bei seiner Untersuchung beobachten, dass die Köpfung von Brutbäumen von O. eremita (z. B. aufgrund der Verkehrssicherungspflicht) auf lange Sicht nicht dazu geeignet ist, eine Population zu retten.

"Im Falle der geköpften Buchen war von Anfang an klar, daß diese, da die Krone vollständig entfernt wurde, nicht überleben würden. Bereits nach zwei Jahren platzt die Borke ab und fällte herunter, und es scheint nur eine Frage der Zeit, wann die Überreste der Bäume - wiederum aus Sicherheitsgründen entfernt werden [...]."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40
Qualifizierung der Quelle:
A
1.05 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die negative Veränderung von Baumbeständen hinsichtlich der Kriterien "Anzahl besiedelter/besiedelbarer Bäume", "Abstand der Bäume zueinander", "Anzahl künftiger Höhlenbäume" sowie "Flächengeometrie" (z. B. flächig, linear) kann zu Beeinträchtigungen der lokalen Metapopulation führen.

Eine größere Anzahl und geringere Abstände zwischen den Höhlenbäumen verbessert die Ausbreitungsmöglichkeiten; eine ausgeglichene Altersstruktur des Baumbestandes sichert die Faunentradition; die Größe des zusammenhängenden Baumbestandes ist wegen des Dispersionsverhaltens der Art wichtiger als die Entfernung zu benachbarten (abgrenzbaren) Baumbeständen; flächige Bestände sind günstiger als lineare (z. B. Alleen) (Ausbreitung, Randeffekte).

Höchste Relevanz haben mächtig dimensionierte Höhlenbäume mit großen Mulmvolumina. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Volumen des Mulmkörpers und der Aussterbewahrscheinlichkeit von Osmoderma eremita im jeweiligen Baum. Eine mittelfristige Sicherung ist theoretisch ab einem Mulmvolumen von ca. 50 Litern gegeben.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2007
Seite(n):

9
Qualifizierung der Quelle:
D
1.06 Ranius, T., Aguado, L. O., Antonsson, K., Audisio, P., Ballerio, A., Carpaneto, G. M., Chobot, K., Gjurasin, B., Hanssen, O., Huijbregts, H., Lakatos, F., Martin, O., Neculiseanu, Z., Nikitsky, N. B., Paill, W., Pirnat, A., Rizun, V., Ruicanescu, A. & Stegner, J.
Das theoretische mittlere Aussterberisiko der Population eines Baums in 100 Jahren beträgt z. B. bei 5 l Mulmvolumen 95 %, bei 50 l 21 %, bei 100 l 5 %.

Größere Mulmvolumina haben auch eine größere individuelle Fitness (bemessen an der Größe der Ovariolen) der Käfer im betreffenden Baum zur Folge.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

9
Qualifizierung der Quelle:
A
1.07 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Stärker dimensionierte Bäume mit hohem Stammdurchmesser haben gegenüber solchen mit geringerem Stammdurchmesser (z. B. in Wäldern) auch eine höhere mechanische Stabilität. Schlanke Höhlenbäume in Wäldern sind häufiger von Sturmbruch betroffen, wobei die Stämme dann oft auf der Höhe der Höhle durchbrechen. Diese ist dann für Osmoderma eremita nicht mehr geeignet.

Besonders relevant sind oft mehr oder weniger solitäre Bäume in Siedlungsbereichen (Parks, Friedhöfe, Alleen). Sie haben oft mächtigere Stämme mit größeren potenziellen Höhlenvolumen ausgebildet und sind häufig auch teilweise besonnt, was den Wärmeansprüchen von Osmoderma eremita entgegen kommt. Gleichzeitig unterliegen diese Bäume aus Gründen der Verkehrssicherung oft einem besonderen Risiko.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2000a
Seite(n):

5
Qualifizierung der Quelle:
D
1.08 Ranius, T.
Die Größe eines von O. eremita besiedelten Standorts scheint von entscheidender Bedeutung zu sein: "In O. eremita, the occupancy/tree was higher in larger stands than in smaller stands, but there was no correlation between occpancy/stand and isolation of stands. This suggests dispersal is important in the population processes within stands, but not between stands."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

9-10
Qualifizierung der Quelle:
D
1.09 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Bei der Bewertung des Lebensraumes sind folgende Kriterien relevant: Größere Bäume mit großen Mulmvolumina haben eine größere Wahrscheinlichkeit, auch besiedelt zu werden. In ihnen sind sowohl die durchschnittliche individuelle Fitness der Käfer größer, als auch die statistische Aussterbewahrscheinlichkeit geringer. Eine größere Anzahl sowie geringere Abstände zwischen den Höhlenbäumen verbessern die Ausbreitungsmöglichkeiten. Eine ausgeglichene Altersstruktur des Baumbestandes sichert die Faunentradition. Die Größe des zusammenhängenden Baumbestandes ist wegen des Dispersionsverhaltens der Art wichtiger als die Entfernung zu benachbarten (abgrenzbaren) Baumbeständen. Flächige Bestände sind günstiger als lineare (z. B. Alleen) (Ausbreitung, Randeffekte).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003c
Seite(n):

420
Qualifizierung der Quelle:
D
1.10 Schaffrath, U.
"Verlust der Habitatstrukturen, Verlust der Verbindungswege, geeignete Habitate sind nicht mehr erreichbar, weitere Verinselung der Populationen, Unterschreiten der kritischen Populationsgröße (= Aussterben der lokalen Population) aufgrund des zu geringen Höhlenangebots in erreichbarer Nähe" werden als Gefährdungsfaktoren angegeben.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

2003a
Seite(n):

217
Qualifizierung der Quelle:
A
2.01 Schaffrath, U.
"Tatsächlich ist bei Osmoderma die 'Treue' zur Bruthöhle auffällig. Die Imagines zeigen keinen großen Drang, die Höhle, in der sie sich entwickelt haben, zu verlassen. In erster Linie paaren und vermehren sich die Tiere in demselben Baum, in dem sie selbst zum Vollinsekt herangewachsen sind."

Der Autor zitiert Ranius & Hedin (2001), die bei ihren Untersuchungen eine Dispersionsrate von 15 % errechneten. Vor diesem Hintergrund scheint die mögliche Regenerationsfähigkeit bei Verlust eines Brutbaumes gering.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

2009
Seite(n):

9-10
Qualifizierung der Quelle:
D
2.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Insbesondere in kleineren Baumbeständen mit nur wenigen Bäumen ist die Chance einer Neu- oder Wiederbesiedlung kleiner als in großen Beständen mit vielen Bäumen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (m²) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.

Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
3. Prognosemethoden Jahr:

2009
Seite(n):

32-33
Qualifizierung der Quelle:
A
3.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Dabei werden die Habitatverluste in Form besiedelter bzw. besiedlungsfähiger Bäume absolut sowie relativ zum Gesamtbestand des Vorkommensgebietes ermittelt.

Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.

In die Wirkungsbeurteilung ist die Prognose der mittel- und längerfristigen Entwicklung des Habitates zu berücksichtigen. So kann ggf. die Wirkung in einem natürlicherweise ohnehin im Zusammenbruch befindlichen Habitat eine andere sein als in Habitaten mit längerfristig guter Prognose.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Bestände der Art bzw. ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder negativen Veränderung von Vegetations- oder Biotopstrukturen eines (Teil-)Habitats im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Habitatstrukturen.

Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug/-verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige/dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007:83).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

2004
Seite(n):

274
Qualifizierung der Quelle:
D
5.02 Stegner, J.
Unabhängig von den Veränderungen im Sinne von Wirkfaktor 2-2 ist eine Erheblichkeit jedenfalls dann gegeben, wenn die Altersstruktur eines besiedelten Baumbestandes insoweit gestört ist, dass für natürlicherweise abgängige Höhlenbäume keine Ersatzbäume (potenziell in den nächsten Jahren - Jahrzehnte besiedelbare Bäume) in erreichbarer Entfernung zur Verfügung stehen.

In Anlehnung an die Einschätzung des "guten Erhaltungszustandes" einer Population sollten besiedelte, zusammenhängende Gehölzbestände auch wenigstens etwa 30 besiedelte und ebenso viele potenziell geeignete Bäume zur künftigen Besiedlung enthalten. Wird diese Zahl durch einen Eingriff unterschritten, ist von einer Erheblichkeit auszugehen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

228ff.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.01 Stegner, J.
Grundlage der Existenz von Vorkommen ist die "kontinuierliche Präsenz eines speziellen Lebensraumes inklusive seiner räumlichen und zeitlichen Dynamik in einem Gebiet."

Entscheidende Habitatstruktur ist die Existenz und die immer wieder neue Entstehung geeigneter Baumhöhlen in starken, lebenden Bäumen. In den Höhlen muss Mulm als Nahrung der Larven vorhanden sein. Baumchirurgische Maßnahmen und die Holzernte im üblichen Forstbetrieb verhindern vielfach ein Erreichen des entsprechenden Zustandes (s. a. Wirkfaktoren 2-1, 2-3).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

273-275
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Schaffrath, U.
O. eremita gilt als ursprüngliche Auwaldart, die durch den Verlust ihrer angestammten Habitate auf Ersatzlebensräume wie Parks und Allen ausweichen musste. Daher entsteht bei der heutigen Verbreitung der Eindruck, der Eremit sei ein Kulturfolger.

"Tatsächlich dürfte er, wie viele andere Tierarten auch, bei seinen nacheiszeitlichen Einwanderungsbewegungen den Fluß- und Bachläufen bis in die niederen und mittleren Mittelgebirgsregionen gefolgt sein. An den breiten, unbegradigten Wasserläufen früherer Zeiten mit den ausgedehnten Weich- und Hartholzauen an Mäandern und Altarmen bestand sicher kein Mangel an leicht erreichbaren alten Eichen, Weiden, Eschen etc. nach wie vor beliebten Brutbäumen des Käfers [...]."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (m²) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.

Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
3. Prognosemethoden Jahr:

2009
Seite(n):

32f.
Qualifizierung der Quelle:
A
3.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Dabei werden die Habitatverluste in Form besiedelter bzw. besiedlungsfähiger Bäume absolut sowie relativ zum Gesamtbestand des Vorkommensgebietes ermittelt.

Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.

In die Wirkungsbeurteilung ist die Prognose der mittel- und längerfristigen Entwicklung des Habitates zu berücksichtigen. So kann ggf. die Wirkung in einem natürlicherweise ohnehin im Zusammenbruch befindlichen Habitat eine andere sein als in Habitaten mit längerfristig guter Prognose.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Bestände der Art bzw. ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder negativen Veränderung dynamischer Prozesse in einem (Teil-)Habitat im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
4. Relevanzschwelle Jahr:

2004
Seite(n):

275
Qualifizierung der Quelle:
D
4.02 Stegner, J.
Die Relevanzschwelle ist bereits an dem Punkt gegeben, wo in einem besiedelten Baumbestand "Zukunftsbäume" entfernt werden, d. h. zumindest solche Bäume, die im Laufe der nächsten Jahre bis Jahrzehnte Höhlen ausbilden können und die damit als künftige Brutbäume im Sinne der Biotopkontinuität zu bewerten sind. Die Relevanz steigt, je kleiner der Baumbestand ist und je älter die betroffenen Bäume sind.

Die Relevanzschwelle ist erreicht, wenn in einem besiedelten Baumbestand potenzielle Brutbäume der jeweils obersten Altersklasse, auch wenn sie noch keine (erkennbaren) Höhlen haben, entfernt werden. Dieser Eingriff kann binnen weniger Jahre zum Abreißen der Biotopkontinuität führen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Habitatstrukturen.

Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

2004
Seite(n):

275
Qualifizierung der Quelle:
D
5.02 Stegner, J.
Unabhängig von den Veränderungen im Sinne von Wirkfaktor 2-2 ist eine Erheblichkeit jedenfalls dann gegeben, wenn die Altersstruktur eines besiedelten Baumbestandes insoweit gestört ist, dass für natürlicherweise abgängige Höhlenbäume keine Ersatzbäume (potenziell in den nächsten Jahren - Jahrzehnte besiedelbare Bäume) in erreichbarer Entfernung zur Verfügung stehen.

In Anlehnung an die Einschätzung des "guten Erhaltungszustandes" einer Population sollten besiedelte, zusammenhängende Gehölzbestände auch wenigstens etwa 30 besiedelte und ebenso viele potenziell geeignete Bäume zur künftigen Besiedlung enthalten. Wird diese Zahl durch einen Eingriff unterschritten, ist von einer Erheblichkeit auszugehen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Für Arten wie O. eremita, bei denen ein großer Teil ihrer (Teil-)Habitate forstwirtschaftlichen Nutzungen unterliegen, ist deren Intensivierung i. d. R. relevant.

Insbesondere der Verlust alter, besiedelter Bäume durch den forstlichen Einschlag kann schwerwiegende Auswirkungen haben.

Auch ein Waldumbau unter Beimengung von Baumarten, die von der Art i. d. R. nicht besiedelt werden, kann sich negativ auswirken.

Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung der Fortpflanzungsrate bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Bestände sein.

Anmerkung: Pestizide werden separat unter Wirkfaktor 8-3 behandelt.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

229 u. a.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Stegner, J.
Als wesentliche Ursache für Lebensraumverluste und -einschränkungen werden forstliche Maßnahmen genannt, darunter Nadelholz-Monokulturen statt geeigneter Laubwaldtypen, Fehlen geeigneter Bäume durch Holzernte im wirtschaftliche interessanten Alter.

Auch: "In altersmäßig einheitlichen Laubholzforsten mögen zwar stets die geeigneten Baumarten vorhanden sein, nicht jedoch in zeitlicher Kontinuität die geeigneten Baumhöhlen."

"Einzelne Überhälter oder Einzelbäume in Randlage lösen das Problem nicht nachhaltig [...]. Eine Lösung ist im Forst weitgehend nur in großen Naturwaldzellen möglich."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40
Qualifizierung der Quelle:
A
1.03 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die Umwandlung stärker strukturierter Bestände mit großen, höhlenreichen Überhältern in Altersklassenwälder kann für Osmoderma folgende Wirkungen haben: Verlust von Brutbäumen, Abriss der Biotopkontinuität und möglicherweise Verschlechterung mikroklimatischer Rahmenbedingungen durch Verschattung.

Dieselben Effekte können auch durch Nutzungsaufgabe bestimmter Bewirtschaftungsformen (z. B. Wälder mit Eichendominanz auf Buchenwaldstandorten; Mittelwälder) entstehen. Eine sukzessionsbedingte Verstärkung der Buchendominanz in ehemals als Eichen-Buchenwäldern bewirtschafteten Wäldern kann konkurrenzbedingt zur Ausbildung schwächerer Eichen mit schlankeren Stämmen führen, die wiederum bei vorhandenen Baumhöhlen im Stamm schneller bruchgefährdet sind. Derartige Entwicklungen können auch Nebeneffekte von Naturschutzbemühungen, z. B. bei der Ausweisung nutzungsfreier Bereiche im Wald (Prozessschutzgebiete, Totalreservate etc.) sein. Hier ist dann eine naturschutzinterne Abwägung vorzunehmen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40-41, 46
Qualifizierung der Quelle:
D
1.04 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die häufig vorgenommene Festlegung auf eine bestimmte Zahl von "Biotopbäumen pro Hektar" im Wirtschaftswald ist wenig zielführend und wird auch meist viel zu niedrig angesetzt (sollte zumindest nicht kleiner als 10/ha sein). Insbesondere ist eine relativ gleichmäßige Verteilung sog. "Biotopbäume" in größeren Waldflächen kontraproduktiv, weil diese sich oft der Dispersion der Käfer entziehen. Sofern Waldbewirtschafter zur Sicherung von Höhlenbäumen verpflichtet werden, sollten diese vorzugsweise als dichtere Insel im Wald liegen (besser kleinere Altholzinseln mit großer Höhlenbaumdichte, als geringe Höhlenbaumdichte auf großer Fläche!).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40
Qualifizierung der Quelle:
A
1.05 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die negative Veränderung von Baumbeständen hinsichtlich der Kriterien "Anzahl besiedelter/besiedelbarer Bäume", "Abstand der Bäume zueinander", "Anzahl künftiger Höhlenbäume" sowie "Flächengeometrie" (z. B. flächig, linear) kann zu Beeinträchtigungen der lokalen Metapopulation führen.

Eine größere Anzahl und geringere Abstände zwischen den Höhlenbäumen verbessert die Ausbreitungsmöglichkeiten; eine ausgeglichene Altersstruktur des Baumbestandes sichert die Faunentradition; die Größe des zusammenhängenden Baumbestandes ist wegen des Dispersionsverhaltens der Art wichtiger als die Entfernung zu benachbarten (abgrenzbaren) Baumbeständen; flächige Bestände sind günstiger als lineare (z. B. Waldränder) (Ausbreitung, Randeffekte).

Höchste Relevanz haben mächtig dimensionierte Höhlenbäume mit großen Mulmvolumina. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Volumen des Mulmkörpers und der Aussterbewahrscheinlichkeit von Osmoderma eremita im jeweiligen Baum. Eine mittelfristige Sicherung ist theoretisch ab einem Mulmvolumen von ca. 50 Litern gegeben.

Stärker dimensionierte Bäume mit hohem Stammdurchmesser haben gegenüber solchen mit geringerem Stammdurchmesser (z. B. in Wäldern) auch eine höhere mechanische Stabilität. Schlanke Höhlenbäume in Wäldern sind häufiger von Sturmbruch betroffen, wobei die Stämme dann oft auf der Höhe der Höhle durchbrechen. Diese ist dann für Osmoderma eremita nicht mehr geeignet.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2007
Seite(n):

9
Qualifizierung der Quelle:
D
1.06 Ranius, T., Aguado, L. O., Antonsson, K., Audisio, P., Ballerio, A., Carpaneto, G. M., Chobot, K., Gjurasin, B., Hanssen, O., Huijbregts, H., Lakatos, F., Martin, O., Neculiseanu, Z., Nikitsky, N. B., Paill, W., Pirnat, A., Rizun, V., Ruicanescu, A. & Stegner, J.
Das theoretische mittlere Aussterberisiko der Population eines Baums in 100 Jahren beträgt z. B. bei 5 l Mulmvolumen 95 %, bei 50 l 21 %, bei 100 l 5 %.

Größere Mulmvolumina haben auch eine größere individuelle Fitness (bemessen an der Größe der Ovariolen) der Käfer im betreffenden Baum zur Folge.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

1997
Seite(n):

193-204
Qualifizierung der Quelle:
A
1.07 Ranius, T. & Nilsson, S. G.
Die Autoren werten die Aufforstung in bestehenden Habitaten aufgrund Beeinträchtigung der Brutbäume (Besonnung, Lebensdauer) als negativ. I. d. R. ist eine Aufforstung nur im Zuge intensiverer forstlicher Bewirtschaftung zu erwarten.

Hintergrund ist die Einstufung "halboffener Wälder" mit besonnten Brutbäumen/Bruthöhleneingängen als optimaler Lebensraum (s. a. Wirkfaktor 2-5).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

275ff.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.08 Schaffrath, U.
"Den Forstleuten des 19. und 20. Jahrhunderts waren alte und kranke Bäume stets ein Dorn im Auge, man fürchtete Gefahren durch Pilzkrankheiten und Ungeziefer, die den jungen, gesunden Bestand bedrohten. Dagegen schätzte man den kronengeschlossenen Baumbestand - und setzte vor allem aus ökonomischen Gründen auf schnellwüchsige Nadelbäume. Viele der verbliebenen Baumveteranen wurden noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wegen waldhygienischer Bedenken beseitigt." Vor dem Einschlag bewahrt wurden alte Bäume lediglich in speziellen Nutzungsformen, wie Hutewäldern, Jagdwäldern oder Wäldern, z. B. für den nationalen Schiffbau (Schweden) (s. a. Wirkfaktor 2-5).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
2. Regenerationsfähigkeit Jahr:

2009
Seite(n):

46
Qualifizierung der Quelle:
D
2.01 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
In begrenztem Maße (und eher mittelfristigen Zeiträumen) kann eine Biotopregeneration in Wäldern höherer Altersklassen gefördert werden durch: Auslichten des Bestandes unter Schonung der ältesten Bäume, Förderung überständiger und Einzelbäume, Förderung lichter Saumstrukturen mit besonnten Bäumen, Förderung bestimmter Baumarten (z. B. Linden, Eichen) ggf. auch gegen konkurrierende Baumarten, Maßnahmen zur Erhöhung der Spechtdichte. Dieses ist sowohl bei kurzfristigen Bewirtschaftungsmaßnahmen als auch im Rahmen der Forsteinrichtung möglich.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (m²) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.

Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
3. Prognosemethoden Jahr:

2009
Seite(n):

32f.
Qualifizierung der Quelle:
A
3.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Dabei werden die Habitatverluste in Form besiedelter bzw. besiedlungsfähiger Bäume absolut sowie relativ zum Gesamtbestand des Vorkommensgebietes ermittelt.

Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.

In die Wirkungsbeurteilung ist die Prognose der mittel- und längerfristigen Entwicklung des Habitates zu berücksichtigen. So kann ggf. die Wirkung in einem natürlicherweise ohnehin im Zusammenbruch befindlichen Habitat eine andere sein als in Habitaten mit längerfristig guter Prognose.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art bzw. deren Habitat nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln ist, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder Nutzungsintensivierung in einem (Teil-)Habitat im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 3
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Habitatstrukturen.

Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug/-verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige/dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007:83).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 0
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die typischen Habitatstrukturen unterliegen bei günstiger Ausprägung in kurzen Zeiträumen keinen sukzessionsbedingten Veränderungen, die zu Beeinträchtigungen führen könnten.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Ausgehend von den Habitatansprüchen der Art wird der Ausfall einer habitatprägenden Nutzung oder Pflege (z. B. Kopfweiden, Streuobstwiesen oder Waldweide bzw. Hute-/Mittelwald) standortabhängig in den allermeisten Fällen erhebliche Beeinträchtigungen bedingen.

Im forstlich genutzten Wald dagegen ist der (vorübergehende oder permanente) Ausfall der forstlichen Nutzung (Holzernte) positiv für xylobionte Käfer wie den Eremiten, da dadurch der Alt- und Totholzanteil höher wird.

Ein stabiler Bestand an Osmoderma eremita erfordert einen entsprechenden Anteil an Altholz, absterbenden Althölzern und einem feuchten Mulmkörper mit Baumhöhlen. Bäume, die alt werden dürfen, sind die beste Voraussetzung für die Erhaltung des Eremits (vgl. Ranius et al. 2005). Für seine Erhaltung ist das langfristige Stehen lassen von sogenannten "Biotopbäumen" notwendig.

Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung der Fortpflanzungsrate bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Bestände sein.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

1997
Seite(n):

200-201
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Ranius, T. & Nilsson, S. G.
Die Autoren verweisen auf Basis ihrer Untersuchungen darauf, dass die Art zumindest in Schweden halboffene Wälder bevorzugt und sich vor diesem Hintergrund die Aufgabe der Waldweide-Nutzung ungünstig auswirken könnte. Als vermutlich optimales Umfeld wird eine "half closed wood pasture" angegeben. Speziell merken sie in diesem Zusammenhang allerdings an, dass der indirekte Einfluss von Aufforstung noch beeinträchtigender als die Weideaufgabe sein könnte. Als Ursache für beide negative Faktoren wird u. a. angeführt, dass die Lebensdauer der Höhlenbäume verringert wird, wenn junge Bäume in direkter Nachbarschaft aufwachsen können.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

234
Qualifizierung der Quelle:
D
1.03 Stegner, J.
In speziellen Fällen - insbesondere im Siedlungsbereich - könnte die Unterlassung oder Aufgabe baumstatischer Maßnahmen beeinträchtigend wirken. So schreibt der Autor u. a.:

"Maßnahmen der Baumstatik können zur Vermeidung von abbrechenden Hauptästen oder auseinander brechenden Stämmen sinnvoll sein."

Im Einzelnen werden u. a. Entlastungsschnitte und Einziehen von Gewindestäben genannt. Diese Maßnahmen sind nicht mit weitergehenden, kontraproduktiven "baumchirurgischen" Maßnahmen gleichwertig zu behandeln (s. a. Wirkfaktoren 2-1, 2-2, 2-3).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

278
Qualifizierung der Quelle:
A
1.04 Schaffrath, U.
Der Autor nennt als Ursache für den Rückgang von O. eremita die Aufgabe der Nutzung von Kopfweiden, die seit der Erfindung von Plastikgefäßen oder durch billigen Import von Flechterzeugnissen in Mitteleuropa unrentabel geworden ist.

"Als Folge davon verwildern heute viele Bäume; die Ruten können sich zu Ästen entwickeln, die schließlich durch die Kraft des Windes oder durch ihr Eigengewicht die hohlen Stämme auseinander brechen lassen. Eine große Anzahl von Brutbäumen des Eremiten gingen auf dieses Weise schon verloren (z. B. Horloffaue/Hessen, [...])."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003b
Seite(n):

316
Qualifizierung der Quelle:
A
1.05 Schaffrath, U.
Auch die Aufgabe der Nutzung von Hute- und Jagdwäldern sind für den Rückgang der Art mit verantwortlich:

"Während natürliche Lebensräume des Insekts in der Regel schon länger beseitigt wurden, wird zunehmend auch das Überleben in den besiedelten Kunstformen problematisch, da Hute- und Jagdwälder nur noch Reste aus der Kulturgeschichte darstellen und seit über hundert Jahren ihren eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllen, Jungwuchs bringt vielerorts die alten, niedrigen Baumveteranen in Bedrängnis."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40
Qualifizierung der Quelle:
A
1.06 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die Aufgabe der Waldbewirtschaftung kann sukzessionsbedingt auch zur Verdrängung solcher Baumarten führen, die für Osmoderma relevanter sind (z. B. Verdrängung von Eichen durch Buchen). Ggf. führt dieser Effekt dazu, dass Eichen schlankere Stämme ausbilden und dann bei ausgebildeten Höhlen im Stamm bei Stürmen schneller durchbrechen. Möglicherweise können sich auch mikroklimatische Bedingungen im Wald für Osmoderma verschlechtern, z. B. im Rahmen von Totalreservaten oder Prozessschutzgebieten ist ggf. eine naturschutzinterne Abwägung der Ziele erforderlich.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40
Qualifizierung der Quelle:
D
1.07 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Der mit der Bewirtschaftungsaufgabe extensiv bewirtschafteter Streuobstwiesen einhergehende Verfall alter, oft besiedelter Obstbäume führt zum zunehmenden Verlust von Habitaten von Osmoderma.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

40
Qualifizierung der Quelle:
D
1.08 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Die fehlende Unterhaltung vieler kommunaler (Landschafts-)Parks könnte durch Verschattung zu verschlechterten mikroklimatischen Rahmenbedingungen führen. Es entsteht eine Behinderung großer Solitärbäume.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (m²) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.

Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art bzw. deren Habitat nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln ist, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jedem Ausfall der Nutzung oder Pflege mit möglichen negativen Veränderungen in einem (Teil-)Habitat im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung Relevanz des Wirkfaktors: 2
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Habitatstrukturen.

Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug/-verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige/dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007:83).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 1
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Dieser Faktor kann - unabhängig von direkten Eingriffen in den Baumbestand - nur dann Relevanz entfalten, wenn er die Existenz oder Entwicklung geeigneter Brutbäume beeinträchtigt oder verhindert. Dies wäre z. B. bei sehr extremen Bodenbedingungen oder einem nur dünn durchwurzelbaren Untergrund denkbar, der die Entwicklung alter, höhlenreicher Bäume unmöglich macht.

Der Faktor kann beispielsweise bei Solitärbäumen auf Viehweiden dann eine Rolle spielen, wenn das Vieh regelmäßig unter den Bäumen Schatten sucht. Die entstehenden Bodenverdichtungen im Wurzelbereich können zumindest in Kombination mit anderen Beeinträchtigungen die Lebensdauer eines solchen Baumes deutlich beeinträchtigen.

Negative Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung der Fortpflanzungsrate bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Bestände sein.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 0
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Dieser Faktor kann - unabhängig von direkten Eingriffen in den Baumbestand - allenfalls über beschattende Wirkung bzw. Veränderung der Temperaturverhältnisse (s. Wirkfaktor 3-5) in Einzelfällen Relevanz entfalten.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Veränderungen können dann Relevanz entfalten, wenn sie entweder zu direkten Flutungen von Baumhöhlen führen oder - z. B. durch Dauereinstau - die weitere Existenz der Brutbäume bzw. die Aufrechterhaltung einer Brutbaumtradition erschweren.

Die nachhaltige Veränderung des Grundwasserhaushaltes (sowohl starke Absenkung als auch Anhebung) kann im ungünstigen Fall zum Absterben von Brutbäumen oder sogar ganzen Baumbeständen führen.

Konsequenzen der vorstehend genannten Veränderungen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung der Fortpflanzungsrate bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Bestände sein.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003
Seite(n):

166
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Brünner, K. & Dunk, K. von der
"Jeder Altbaum hat ein ausgeprägtes Spannwurzelsystem, jedoch reduziert sich boden- und altersbedingt sein Nährwurzelsystem. Diese Abnahme der Versorgungsstabilität kann schon nach wenigen Jahren bei stark schwankendem Wasserstand zum Absterben des Baumes sowie zum Abfaulen des mächtigen Stammes führen. [...] Eine Freistellung einer Eremiteneiche würde unter vergleichbaren Umständen eine analoge Entwicklung einleiten."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003c
Seite(n):

420
Qualifizierung der Quelle:
D
1.03 Schaffrath, U.
"Änderungen in der hydrologischen Situation, beispielsweise durch Grundwasserabsenkung, Aufgabe und Verfüllung von Mühlgräben sowie Drainage, können zum Absterben vitaler Bäume führen, die somit frühzeitig als Quartier verloren gehen (Auch wenn eine Besiedlung durchaus noch eine Zeit lang möglich ist)."
Dies wird vom Autor als Gefährdungsfaktor angegeben.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

26, 43
Qualifizierung der Quelle:
D
1.04 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Unter bestimmten Bedingungen kann sich die Beschaffenheit des Mulms sehr stark ändern, z. B. durch Austrocknung oder Vernässung. In diesem Zusammenhang soll eine häufige Beeinträchtigung erwähnt werden, die durch das Anschneiden von Höhlen (Baumfällung, Kronen- oder Astkappung) entsteht, in dessen Folge Regenwasser in den Mulmkörper eindringen kann. Die Vernässung kann sehr schnell den Mulmkörper komplett entwerten (z. B. verpilzen Osmoderma-Larven dann schnell). Relevant ist dieser Aspekt insbesondere bei Gehölzpflegearbeiten.

Zur Vermeidung können angeschnittene Höhlen z. B. mit einem Brett weitgehend verschlossen werden.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (m²) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.

Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art bzw. deren Habitat nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln ist, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder möglichen negativen Veränderung der hydrologischen bzw. hydrodynamischen Verhältnisse in einem (Teil-)Habitat im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der hydrologischen bzw. hydrodynamischen Verhältnisse. Konkrete Orientierungs- oder Richtwerte hierfür liegen bislang nicht vor.

Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug/-verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige/dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007:83).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 0
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Veränderungen der Temperaturverhältnisse könnten insbesondere durch Beschattung der Brutbäume und Bruthöhlen-Eingänge eintreten, z. B. durch Gebäude oder veränderte Nutzung/Pflege (s. a. Wirkfaktoren 2-1 u. 2-5).
Mit Bezug auf die folgenden Datensätze dürfte die Frage entscheidend sein, ob eine relevante Temperaturherabsetzung in besiedelten Baumhöhlen erwartet werden kann.

Deutliche Temperaturerhöhungen (z. B. durch plötzliches Freistellen eines Stammes) können bei abgestorbenen Brutbäumen schnell zum Austrocknen des Mulms führen, der dann für Osmoderma-Larven unbrauchbar wird.

Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung der Fortpflanzungsrate bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Bestände sein.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

1997
Seite(n):

199ff.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Ranius, T. & Nilsson, S. G.
Nach Untersuchungen der Autoren besiedelt O. eremita insbesondere Baumhöhlen, deren Öffnung sonnenexponiert ist (nach Süden oder Westen); hierdurch wird auch die Temperatur im Höhleninneren erhöht. Hierauf verweist auch Stegner (2002:214f.), der zudem auf Vermutungen von Lorenz (in lit.) eingeht, wonach im Mulm durch Gärungs- und Kompostierungsprozesse eine Wärmeentwicklung eintreten kann. Diese können im Sommer förderlich sein "und im Winter zumindest ein Durchfrieren des Mulmes" verhindern.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003a
Seite(n):

190, 192
Qualifizierung der Quelle:
A
1.03 Schaffrath, U.
"Die Europa-Verbreitungskarte des Eremiten [...] zeigt, daß er allgemein zu den mäßig wärmeliebenden Arten gerechnet werden muß. Und mikroklimatische Verhältnisse spielen nach Meinung verschiedener Autoren eine große Rolle bei der Besiedlung von Baumhöhlen. Neben der essenziellen Feuchtigkeit kommt dem Faktor Temperatur eine bedeutende Rolle zu. Je nach Lage im Baum, der Exposition und der Größe der Höhle sowie weiteren Parametern, die durch die Vegetation im Umfeld bestimmt sind, können Baumhöhlen sehr unterschiedliche Bedingungen aufweisen." Z. B. zit. der Autor Ranius (2002), der beobachten konnte, dass eine Population u. a. deshalb ausstarb, "[...] weil notwendige klimatische Lebensbedingungen nicht mehr erfüllt waren [...]."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003c
Seite(n):

420
Qualifizierung der Quelle:
A
1.04 Schaffrath, U.
"Änderung der kleinklimatischen Bedingungen durch natürliche Prozesse in einer früher andersartig genutzten Kulturlandschaft: Einwachsen alter Kopfweiden, starker Aufwuchs von schnellwüchsigen Jungbäumen in alten Hutewaldflächen (zunehmende Beschattungssituation als Negativ-Faktor wahrscheinlich)" wird als Gefährdungsfaktor genannt.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2005
Seite(n):

611-617
Qualifizierung der Quelle:
D
1.05 Renault, D., Vernon, P. & Vannier, G.
Durch Renault et al. (2005) wurden an den Larven von Gnorimus nobilis, Osmoderma eremita und Cetonischema aeruginosa (Cetoniinae) physiologische Messungen durchgeführt. Dabei wiesen sie für Osmoderma eremita die niedrigste maximale kritische Temperatur, aber zugleich die höchsten Wasserverluste im Vergleich zu den übrigen Arten nach.

"Critical thermal maximum (CTmax) and body water losses were measured in first instar larvae of Gnorimus nobilis, Osmoderma eremita (Trichiinae) and Cetonischema aeruginosa (Cetoniinae) when air temperature was increased gradually (0.5 degrees C/min) from 20 degrees C to the critical thermal maximum (CTmax), in dry air (near 0 % R.H.). The CTmax was significantly lower in O. eremita (45.6 +/- 0.7 degrees C) than in G. nobilis (48.5 +/- 0.6) and C aeruginosa (51.4 +/- 0.9 degrees C). An increase of 10 degrees C (30-40 degrees C) induced a 2-fold increase of the water loss in C aeruginosa and O. eremita (Q(10) = 2.10 + 0.12 and 2.13 + 0.20, respectively). In the range from 40 to 45 degrees C to CTmax a strong increase of the water loss was observed in O. eremita and C. aeruginosa, respectively. Body water losses were significantly lower in C aeruginosa than in O. eremita and G. nobilis over the range 20 degrees C-CTmax; no significant difference occurred between G. nobilis and O. eremita."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.

Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (m²) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.

Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
3. Prognosemethoden Jahr:

2009
Seite(n):

32f.
Qualifizierung der Quelle:
A
3.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Dabei werden die Habitatverluste in Form besiedelter bzw. besiedlungsfähiger Bäume absolut sowie relativ zum Gesamtbestand des Vorkommensgebietes ermittelt.

Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.

In die Wirkungsbeurteilung ist die Prognose der mittel- und längerfristigen Entwicklung des Habitates zu berücksichtigen. So kann ggf. die Wirkung in einem natürlicherweise ohnehin im Zusammenbruch befindlichen Habitat eine andere sein als in Habitaten mit längerfristig guter Prognose.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art bzw. deren Habitat nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln ist, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder negativen Veränderung der Temperaturverhältnisse in einem (Teil-)Habitat im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 2
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Temperaturverhältnisse. Konkrete Orientierungs- oder Richtwerte hierfür liegen bislang nur eingeschränkt vor (s. Datensätze).

Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug/-verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige/dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007:83).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 1
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz anderer klimatisch relevanter Faktoren liegen - mit Ausnahme direkter Folgewirkungen einer Strukturveränderung der Bruthöhlen z. B. nach Baumfällung - nicht vor. Auf die Bedeutung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit in den Bruthöhlen wurde bereits unter Wirkfaktor 3-5 hingewiesen. Schaffrath (2003a:236f.) vermutet, dass die Austrocknung des Mulm-Substrates ein Grund ist, der O. eremita zum Ortswechsel veranlasst:

"Osmoderma eremita zeigt zwar eine relative Toleranz gegen Trockenheitsstreß, doch kann nur die Imago ein sich zunehmend ungünstig entwickelndes Milieu verlassen."

Berücksichtigt man, dass die Larven 3-4 Jahre für die Entwicklung benötigen, so kann mangelnde Feuchte zum limitierenden Faktor werden.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 1
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2003
Seite(n):

164-165
Qualifizierung der Quelle:
A
1.02 Brünner, K. & Dunk, K. von der
"Die Hinweise in der Literatur, dass der Baumstamm für die Entwicklung des wärmeliebenden Osmoderma sonnenbeschienen sein müsste, führte zur Forderung seiner Freistellung. Unterstützt wurde dies durch die Interpretation gut untersuchter Populationen in Huteeichenbeständen und in Alleen. Das Habitatspektrum der vorgefundenen fränkischen Kleinpopulationen war jedoch so groß, dass sich eine deutliche Freistellung des Alt- bzw. Uraltbaumes nicht ableiten ließ. Wie man inzwischen weiß, läuft die Entwicklung des Eremiten auch in eingewachsenen Bäumen offensichtlich erfolgreich (vgl. auch Müller & Bußler 2002, LWF 2002)."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren Relevanz des Wirkfaktors: 1
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
Seite(n):

3
Qualifizierung der Quelle:
D
1.03 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Austrocknung in ungepufferten Höhlen (z. B. in toten Bäumen, Hochstubben) führt sehr schnell dazu, dass der Mulm für die Larven nicht mehr geeignet ist.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 1
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Baubedingte Beeinträchtigungen sind prinzipiell den anlage- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen vergleichbar (vgl. Wirkfaktoren 4-2 u. 4-3) und i. d. R. nur durch andere Elemente (z. B. Baustraßen, Baufelder) ausgelöst sowie zeitlich in ihrer Dauer beschränkt.

Die möglichen Konsequenzen für die Individuen und Bestände sind daher prinzipiell ebenfalls vergleichbar, in ihrer Intensität jedoch auf Grund der befristeten Dauer oft geringer bzw. durch Steuerung besser vermeidbar.

Bei einer aus der Bauausführung resultierenden Beseitigung von Brutbäumen (z. B. Fällen von Höhlenbäumen im Baufeld) kommt es zur Zerstörung der Fortpflanzungsstätte und zur Tötung der darin befindlichen Tiere, was i. d. R. zumindest zwingend zu vermeiden oder aber als erhebliche Beeinträchtigung zu werten wäre.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Aufgrund der trotz Flug geringen Ausbreitungsfähigkeit der Art und des erheblichen negativen Einflusses von Landschaftsfragmentierung muss diesem Faktor besondere Bedeutung zuerkannt werden. Relevanz kann allerdings nur Anlagen beigemessen werden, die auch im Luftraum eine Barriere/Fallenwirkung entfalten (z. B. höhere Gebäude) oder in Verbindung mit Veränderungen der Habitatstruktur/Nutzung auf Teilflächen zur Fragmentierung führen.

Beispiele für letzteres wäre die Entfernung von Bäumen aus einem Teil des Habitates, wodurch verbleibende Habitatbestandteile in zu große Entfernung für einen regelmäßigen Austausch oder eine mögliche Neubesiedlung gesetzt werden.

Barrierewirkungen und Mortalität können - abhängig vom Umfang - zu Verlust von (Teil-)Habitaten, Bestandsrückgang oder zu Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Populationen bzw. zur Gefährdung von Metapopulationen führen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
1.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Nach Untersuchungen in Schweden findet der größte Teil der Dispersion von Osmoderma in Entfernungen unterhalb 200 Meter statt. Aus Deutschland sind jedoch auch Meldungen von plausiblen Flugstrecken von ca. 3 km bekannt. Ob sich die allgemeine Flugaktivität in Metapopulationen unterschiedlicher Regionen abhängig von den Durchschnittstemperaturen womöglich unterscheidet, ist nicht schlüssig bekannt.

Prinzipiell ist aber davon auszugehen, dass Abstände von mehreren Hundert Metern zwischen Biotopen zu einem deutlichen Barriereeffekt führen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass mit zunehmender Entfernung auch die "Trefferwahrscheinlichkeit" eines fliegenden Käfers verringert.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2000b
Seite(n):

37ff.
Qualifizierung der Quelle:
A
1.03 Ranius, T.
"Lebensraumfragmentierung hat über die beiden letzten Jahrhunderte das Netzwerk an besiedelten Habitaten aufgebrochen und dadurch die Ausbreitung in kleinere, isolierte Baumbestände verhindert."

Der Autor betont aber, dass - zumindest ab einer bestimmten Größe - nicht der Austausch zwischen Individuen verschiedener Wälder/Baumbestände, aber zwischen Brutbäumen innerhalb von Beständen bedeutsam ist (außerdem die Möglichkeit zur Neubesiedlung).

"Um überlebensfähige [Eremit-]Populationen zu erhalten, ist es notwendig die Größe und Vernetzung von Beständen mit Bruthöhlen-Bäumen zu verbessern."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2008
Seite(n):

675-684
Qualifizierung der Quelle:
D
1.04 Hedin, J., Ranius, T., Nilsson, S. G. & Smith, H. G.
Die hohe Gefährdung von O. eremita resultiert nach Hedin et al. (2008) besonders aus seiner geringen Mobilität und der zunehmenden Habitatfragmentierung oder Habitatverlusten. Diese geringe Mobilität führt bei Habitatverlusten zum Aussterben der betroffenen Individuen.

"Many insects living in ancient trees are assumed to be threatened as a result of habitat loss and fragmentation. It is generally expected that species in habitats with low temporal variability in carrying capacity have lower degree of dispersal in comparison to those in more ephemeral habitats. As hollow trees are long-lived, species in that habitat are expected to be sensitive to habitat fragmentation, due to a low capacity to establish new populations far from present ones. Using radio telemetry, we studied the dispersal for a beetle, Osmoderma eremita, living in hollow trees. O. eremita exhibited philopatry and only dispersed over short ranges. About 82-88 % of the adults remained in the tree where they were caught. All observed dispersal movements ended up in nearby hollow trees and 62 % in the neighbouring hollow tree. These results corroborate the suggestion that habitat fragmentation may be detrimental to insects living in temporally stable but spatially variable habitats. In order to preserve such species, we propose that conservation efforts should be focused on maintaining or increasing the number of suitable trees in and near presently occupied stands."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2008
Seite(n):

131-138
Qualifizierung der Quelle:
D
1.05 Dubois, G. & Vignon, V.
Nach Dubois & Vignon (2008) beträgt die Mobilität der Art nur ca. 700 m.

"The Hermit beetle, Osmoderma eremita (Coleoptera: Cetoniidae) is an emblematic and endangered species of the saproxylic communities. A monitoring programme was planned for ten years in France (Sarthe department) to gain a best understanding of the local conservation stakes of this protected species. The monitoring includes capture - mark - recapture and radio-tracking methods to analyse the occupancy rate of hollow trees, the size of the populations and the dispersal behaviour of the adults. We present in particular the data collected during the first season of radio-tracking of this programme. No dispersal was observed with capture - mark - recapture but this method brought out the adults emerged in small numbers (one to seven adults per tree). Radio-tracking enabled the observation of the movements of one individual. The range of these movements reached almost 700 m. Such a distance had never been observed and could lead to new insights about the dispersal abilities of O. eremita. Furthermore, this observation led us to first considerations regarding the management of chesnut orchards, a key habitat for conservation of O. eremita in Sarthe department (France). Particularly, we emphasized the potential positive effect of keeping grafted trees producing drapes and the potential negative effect of coppices on the efficiency of individual movements."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Bei der Wirkungsprognose sind die qualitativen und quantitativen Betroffenheiten der Art durch anlagebedingte Barrierewirkungen und/oder Mortalität einzuschätzen (vgl. auch Lambrecht et al. 2004:147ff. zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen). Dabei sind die Wirkintensität des Projekts und seiner Bestandteile (z. B. Lage im Raum, Dimension, Bauweise) und die Empfindlichkeit der Art (z. B. Mobilität, Aktionsräume, Fortbewegungsgeschwindigkeit, Bedeutung räumlich-funktionaler Beziehungen zw. Teilhabitaten) zu analysieren.

Es sind alle relevanten (Teil-)Habitate sowie die räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten mit den vom Projekt beanspruchten Flächen zu überlagern. Grundsätzlich ist insbesondere die Betroffenheit der räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilhabitaten einer Art auf Individuums- und/oder Bestandsniveau qualitativ und quantitativ einzuschätzen.

Es sind die quantitativen und qualitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Populationen zu beurteilen. Zudem ist die Beurteilung der vorhandenen Bestandsgrößen und eine Einschätzung der langfristigen Auswirkungen der Barrierewirkungen bzw. Mortalität auf die Bestände im Gebiet vorzunehmen.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Eine Berücksichtigung etwaiger kumulativer Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen ist notwendig.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

2009
Seite(n):

32-33
Qualifizierung der Quelle:
A
3.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Dabei werden die Habitatverluste in Form besiedelter bzw. besiedlungsfähiger Bäume absolut sowie relativ zum Gesamtbestand des Vorkommensgebietes ermittelt.

Da häufig nicht alle Teilhabitate von Osmoderma eremita Bestandteil von FFH-Gebieten sind (z. B. durch fehlenden oder nachträglich gewachsenen Kenntnisstand), müssen diese erforderlichenfalls auch außerhalb des Plangebietes mit betrachtet werden.

In die Wirkungsbeurteilung ist die Prognose der mittel- und längerfristigen Entwicklung des Habitates zu berücksichtigen. So kann ggf. die Wirkung in einem natürlicherweise ohnehin im Zusammenbruch befindlichen Habitat eine andere sein als in Habitaten mit längerfristig guter Prognose.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
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4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art und deren Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten. Gleiches gilt, soweit eine projektbedingt erhöhte Mortalität eintreten kann.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn Hinweise auf dort vorkommende wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorliegen, sowie bei Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten.

Für die Beurteilung einer etwaigen Betroffenheit von Beständen im Gebiet, sind Mobilität, Aktionsradien bzw. Ausbreitungspotenzial der Art zu berücksichtigen. Dabei sind die verschiedenen räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten bzw. die unterschiedlichen Wanderbewegungen zu unterscheiden.

Um eine erhebliche Beeinträchtigung durch ein Vorhaben mit der rechtlich gebotenen Sicherheit ausschließen zu können, sind i. d. R. die oberen Angaben zu (saisonalen) Wanderleistungen heranzuziehen und auf die potenziell geeigneten Lebensräume im Untersuchungsgebiet zu übertragen. Vorhaben, die in größerem Abstand als diesem "Aktionsradius" geplant sind, können i. d. R. zu keinen relevanten Zerschneidungswirkungen führen.

Literaturangaben als Orientierungswerte für Aktionsräume, Wanderdistanzen bzw. Ausbreitungspotenzial sowie zu Flächenansprüchen sind - soweit für die Art nach aktuellem Auswertungsstand verfügbar - separat unter "Raumbedarf und Aktionsräume von Arten" zusammengestellt.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
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5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität der Barrierewirkung bzw. Mortalität. Unterschiedliche Intensitäten können auch auf die funktionale Differenzierung verschiedener betroffener Teilhabitate zurückgehen.

Die absolute und relative Dimension der Barriere- oder Fallenwirkung sind wesentliche Größen der Beurteilung. Hierbei ist der Bezug sowohl zur (Teil-)Habitatfläche wie auch zu Größenordnungen bzw. Anteilen betroffener Individuen herzustellen.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen bzw. räumlich-funktionalen Beziehungen sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

Soweit die Bestände der Art und ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Erheblichkeitsschwelle grundsätzlich bei jeder signifikanten Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn dort wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorkommen. Dies gilt gleichermaßen für Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten, sofern hier maßgebliche räumlich-funktionale Beziehungen bestehen.

Für die Bewertung einer projektbedingt erhöhten Mortalität sind verschiedene artspezifische und populationsbezogene Parameter einzubeziehen. Dazu zählen die natürliche Reproduktionsrate und Sterblichkeit, durchschnittliches Lebensalter der Tiere, Bestandsgrößen und allgemeine Gefährdungssituation (vgl. auch Lambrecht et al. 2004 zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen).

Tendenziell sind Arten mit hoher Lebenserwartung und geringerer Reproduktionsrate (K-Strategen) und/oder geringeren Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemeinen Gefährdungseinstufung und ohnehin negativer Populationsentwicklung stärker beeinträchtigt als Arten mit geringer Lebenserwartung und hoher Reproduktionsrate (r-Strategen) und/oder großen Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemein weiten Verbreitung und fehlenden Gefährdung in Deutschland.

Bernotat & Dierschke (2021) haben mit dem sog. Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) ein einheitliches Klassifizierungssystem für die Einstufung von Arten hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber zusätzlicher anthropogener Mortalität entwickelt. Über einen gestuften methodischen Ansatz wurden dabei sowohl verschiedene populationsbiologische Parameter wie die Mortalitätsrate, das maximale Lebensalter, das Alter beim Eintritt in die Reproduktion, das Reproduktionspotenzial, die Reproduktionsrate sowie Bestandsgröße und Bestandstrend der Arten als auch verschiedene naturschutzfachliche Parameter wie z. B. der Gefährdungsgrad, die Häufigkeit, der Erhaltungszustand und die nationale Verantwortlichkeit Deutschlands für die Arten berücksichtigt.

Daraus lassen sich nach einem einheitlichen und nachvollziehbaren Bewertungssystem - auch für Planungs- und Prüfungsentscheidungen - Hinweise zur Relevanz und Erheblichkeit des Verlustes einzelner Individuen ableiten. Die Differenzierung des MGI in 6 Haupt- bzw. 13 Unterklassen dient somit dazu, die Bewertung von Mortalitätsrisiken stärker zu objektivieren.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
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5.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
In Deutschland dauert die Entwicklung vom Ei zum Käfer 3-4 Jahre. Die Imagines leben mit den Larven vergangener Generationen im Brutbaum zusammen und vermehren sich dort. Viele Männchen sterben bald nach der Kopulation ab.
Die Art ist ein konservativer typischer K-Stratege im Klimax-Lebensraum mit einer Käfer-Generation pro Jahr (Schaffrath 2003c:416).

Die Art ist nach der Roten Liste Deutschland (1998) stark gefährdet (RL D: 2).

Bernotat & Dierschke (2016) haben die Art im Mortalitäts-Gefährdungs-Index in die MGI-Klasse III.7 eingestuft, was einer "mittleren" Mortalitätsgefährdung entspricht.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Aufgrund des Flugverhaltens der Art, die als schlechter Starter gilt (Schaffrath 2003a:215) und weil die Art häufig in Alleen vorkommt, ist davon auszugehen, dass es zu Verlusten im Straßenverkehr kommen kann. Eine besondere Bedeutung kommt der Tatsache zu, dass beim Ausbau von Verkehrswegen oder im Rahmen der Verkehrssicherung Alleebäume mit Bruthöhlen von O. eremita zurückgeschnitten oder ganz gefällt wurden (Schaffrath 2003b:274, 285).

"Besonders die Beseitigung von Alleen für einen schnelleren und sichereren Verkehrsfluß, [...], brachte den Verlust vieler Brutstätten mit sich." (ebenda)
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2009
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18
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1.02 Stegner, J., Strzelczyk, P. & Martschei, T.
Zertretene bzw. zerfahrene Käfer werden regelmäßig auf Wegen und Straßen in der Nähe besiedelter Baumbestände gefunden. Die Anlage neuer Trassen bzw. die starke Erhöhung der Frequentierung kann somit schon eine Beeinträchtigung der Art auf Individuenebene darstellen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
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3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Bei der Wirkungsprognose sind die qualitativen und quantitativen Betroffenheiten der Art durch betriebsbedingte Barrierewirkungen und/oder Mortalität einzuschätzen (vgl. auch Lambrecht et al. 2004:147ff. zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen). Dabei sind die Wirkintensität des Projekts und seiner Bestandteile (z. B. Lage im Raum, Verkehrsintensität u. -geschwindigkeit) und die Empfindlichkeit der Art (z. B. Mobilität, Aktionsräume, Fortbewegungsgeschwindigkeit, Verhalten bei Gefahr, räumlich-funktionale Beziehungen) zu analysieren.

Es sind alle relevanten (Teil-)Habitate sowie die räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten mit den vom Projekt beanspruchten Flächen zu überlagern. Grundsätzlich ist insbesondere die Betroffenheit der räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilhabitaten einer Art auf Individuums- und/oder Bestandsniveau qualitativ und quantitativ einzuschätzen.

Es sind die quantitativen und qualitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Populationen zu beurteilen. Zudem ist die Beurteilung der vorhandenen Bestandsgrößen und eine Einschätzung der langfristigen Auswirkungen der Barrierewirkungen bzw. Mortalität auf die Bestände im Gebiet vorzunehmen.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Eine Berücksichtigung etwaiger kumulativer Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen ist notwendig.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
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3.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Bei der Wirkungsprognose ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass die meisten Individuen von Osmoderma nicht fliegen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
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4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art und deren Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten. Gleiches gilt, soweit eine projektbedingt erhöhte Mortalität eintreten kann.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn Hinweise auf dort vorkommende wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorliegen, sowie bei Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten.

Für die Beurteilung einer etwaigen Betroffenheit von Beständen im Gebiet, sind Mobilität, Aktionsradien bzw. Ausbreitungspotenzial der Art zu berücksichtigen. Dabei sind die verschiedenen räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten bzw. die unterschiedlichen Wanderbewegungen zu unterscheiden.

Um eine erhebliche Beeinträchtigung durch ein Vorhaben mit der rechtlich gebotenen Sicherheit ausschließen zu können, sind i. d. R. die oberen Angaben zu (saisonalen) Wanderleistungen heranzuziehen und auf die potenziell geeigneten Lebensräume im Untersuchungsgebiet zu übertragen. Vorhaben, die in größerem Abstand als diesem "Aktionsradius" geplant sind, können i. d. R. zu keinen relevanten Zerschneidungswirkungen führen.

Literaturangaben als Orientierungswerte für Aktionsräume, Wanderdistanzen bzw. Ausbreitungspotenzial sowie zu Flächenansprüchen sind - soweit für die Art nach aktuellem Auswertungsstand verfügbar - separat unter "Raumbedarf und Aktionsräume von Arten" zusammengestellt.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
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5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität der Barrierewirkung bzw. Mortalität.

Die absolute und relative Dimension der Barriere- oder Fallenwirkung sind wesentliche Größen der Beurteilung. Hierbei ist der Bezug sowohl zur (Teil-)Habitatfläche wie auch zu Größenordnungen bzw. Anteilen betroffener Individuen herzustellen.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen bzw. räumlich-funktionalen Beziehungen sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

Soweit die Bestände der Art und ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Erheblichkeitsschwelle grundsätzlich bei jeder signifikanten Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn dort wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorkommen. Dies gilt gleichermaßen für Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten, sofern hier maßgebliche räumlich-funktionale Beziehungen bestehen.

Für die Bewertung einer projektbedingt erhöhten Mortalität sind ggf. verschiedene artspezifische und populationsbezogene Parameter einzubeziehen. Dazu zählen die natürliche Reproduktionsrate und Sterblichkeit, durchschnittliches Lebensalter der Tiere, Bestandsgrößen und allgemeine Gefährdungssituation (vgl. auch Lambrecht et al. 2004 zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen).

Tendenziell sind Arten mit hoher Lebenserwartung und geringerer Reproduktionsrate (K-Strategen) und/oder geringeren Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemeinen Gefährdungseinstufung und ohnehin negativer Populationsentwicklung stärker beeinträchtigt als Arten mit geringer Lebenserwartung und hoher Reproduktionsrate (r-Strategen) und/oder großen Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemein weiten Verbreitung und fehlenden Gefährdung in Deutschland.

Bernotat & Dierschke (2021) haben mit dem sog. Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) ein einheitliches Klassifizierungssystem für die Einstufung von Arten hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber zusätzlicher anthropogener Mortalität entwickelt. Über einen gestuften methodischen Ansatz wurden dabei sowohl verschiedene populationsbiologische Parameter wie die Mortalitätsrate, das maximale Lebensalter, das Alter beim Eintritt in die Reproduktion, das Reproduktionspotenzial, die Reproduktionsrate sowie Bestandsgröße und Bestandstrend der Arten als auch verschiedene naturschutzfachliche Parameter wie z. B. der Gefährdungsgrad, die Häufigkeit, der Erhaltungszustand und die nationale Verantwortlichkeit Deutschlands für die Arten berücksichtigt.

Daraus lassen sich nach einem einheitlichen und nachvollziehbaren Bewertungssystem - auch für Planungs- und Prüfungsentscheidungen - Hinweise zur Relevanz und Erheblichkeit des Verlustes einzelner Individuen ableiten. Die Differenzierung des MGI in 6 Haupt- bzw. 13 Unterklassen dient somit dazu, die Bewertung von Mortalitätsrisiken stärker zu objektivieren.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

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5.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
In Deutschland dauert die Entwicklung vom Ei zum Käfer 3-4 Jahre. Die Imagines leben mit den Larven vergangener Generationen im Brutbaum zusammen und vermehren sich dort. Viele Männchen sterben bald nach der Kopulation ab.
Die Art ist ein konservativer typischer K-Stratege im Klimax-Lebensraum mit einer Käfer-Generation pro Jahr (Schaffrath 2003c:416).

Die Art ist nach der Roten Liste Deutschland (1998) stark gefährdet (RL D: 2).

Bernotat & Dierschke (2016) haben die Art im Mortalitäts-Gefährdungs-Index in die MGI-Klasse III.7 eingestuft, was einer "mittleren" Mortalitätsgefährdung entspricht.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
5-1 Akustische Reize (Schall)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Es liegen keinerlei Hinweise darauf vor, dass dieser Faktor für die Art relevant sein könnte. Lärmreaktionen dieser oder verwandter Arten sind nicht bekannt.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Es liegen keinerlei Hinweise darauf vor, dass dieser Faktor für die Art relevant sein könnte. Da sich die Tiere überwiegend in den Bruthöhlen aufhalten (s. Stegner 2002, Ranius & Hedin 2001 u. a.), ist ohnehin kaum ein Störungspotenzial durch Bewegung/optische Reizauslöser resp. menschliche Tätigkeiten gegeben.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
5-3 Licht
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

217, 228
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D
1.01 Stegner, J.
"Schaffrath (in lit.) liegen glaubhafte Meldungen für einen Lichtanflug von Eremiten aus Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt vor, wobei dies wegen der Wärmepräferenz der Tiere eher selten sein dürfte."

"Direkte Käferverluste durch Lichtanflug (v. a. an Kraftfahrzeuge) sind dem Verfasser bislang nicht bekannt geworden, aber nicht auszuschließen. In Südfrankreich wurden vom Verfasser vermehrt zertretene Eremiten unter Laternen gefunden."

"Insgesamt wird eingeschätzt, dass inzwischen der Verlust von Weibchen den populationsökologischen 'Flaschenhals' einiger Populationen verstärken könnte."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
5-3 Licht
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2001a
Seite(n):

311
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D
1.02 Müller, T.
"Lichtquellen werden nur in geringem Maße angeflogen. Die Käfer sind relativ flugträge und halten sich i. d. R. am Brutbaum auf."
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
5-4 Erschütterungen / Vibrationen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass dieser Faktor für die Art relevant sein könnte. Denkbar ist allenfalls, dass sehr starke Erschütterungen die Stabilität bereits anbrüchiger Brutbäume/Bruthöhlen beeinträchtigen könnten.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Mit Ausnahme des Fällens, der Weiterbehandlung gefällter Bäume oder baumchirurgischer Eingriffe (s. a. Wirkfaktor 2-1) ist i. d. R. keine Relevanz dieses Faktors zu erwarten. Grundsätzlich sind die Käfer und ihre Entwicklungsstadien empfindlich, sind jedoch aufgrund ihrer weitestgehenden Lebensweise in Baumhöhlen nur in relativ geringem Ausmaß gegenüber sonstigen mechanischen Einflussfaktoren exponiert.

Bei der direkten Störung in der Höhle (z. B. durch Suche) können Beeinträchtigungen hervorgerufen werden, insbesondere durch Beschädigung von Puppenwiegen im Winterhalbjahr, nach der die Puppen ihre Entwicklung nicht mehr vollenden (s. Stegner 2002:232).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
5 Nichtstoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2002
Seite(n):

228
Qualifizierung der Quelle:
D
1.02 Stegner, J.
"Die Rolle von Individuenverlusten an der Gesamtgefährdung des Eremiten ist schwer zu beurteilen. Nachweise der Art über zertretene Käfer sind zwar nicht selten, dürften aber für die Art auch eher 'zufällige Unfälle' darstellen."

Der Autor verweist auch darauf, dass viele Eremitenvorkommen nur bekannt werden, "indem zertretene Käfer oder von Vögeln übrig gelassene Elytren gefunden werden."

(zur Gesamteinschätzung Individuenverluste s. a. Wirkfaktor 5-3, hier in Kombination mit einer Anlockwirkung).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Es liegen keine konkreten Hinweise darauf vor, dass dieser Faktor für die Art relevant sein könnte. Denkbar wären allenfalls indirekte Auswirkungen in Verbindung mit schnellerer Sukzession und einer Aufgabe oder Veränderung habitatprägender Nutzung/Pflege (s. a. Wirkfaktor 2-5).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-2 Organische Verbindungen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
6-3 Schwermetalle
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Käfer können - wie andere am Boden lebende Organismen auch - Schwermetalle aus belasteten Böden, Beutetieren oder Futterpflanzen aufnehmen und akkumulieren (vgl. Schipper et al. 2008, Gongalsky 2006).

Nach Zödl & Wittmann (2003) sind bei Aussagen zur Akkumulation von Schadstoffen jedoch stets kritisch die Präparations-, Aufbereitungs- und Messtechniken zu würdigen; stadien- und geschlechtsspezifische Unterschiede der Schwermetall-Aufnahme und -akkumulation sind nachgewiesen (vgl. Wilczek et al. 2008).

Mögliche Auswirkungen können sein: verringerte Körpergröße (Lagisz 2008), verringerte Energiereserven und morphologische Veränderungen (Maryanski et al. 2002), aber auch verzögert wirkende indirekte Effekte wie eine verringerte Kälteresistenz (Pedersen et al. 2006). Auch Laskowski (2001) verweist auf die Unterschätzung der Bedeutung der Schwermetallbelastung (am Beispiel Cadmium), wenn nur Kurzzeitexperimente durchgeführt werden.

Auf Populationsebene sind eine erhöhte Mortalität (Scheifler et al. 2002, Kwartirnikov et al. 1999) oder eine Verringerung der Dichte und der komplette Ausfall von Arten (Gongalsky 2003, Garcia-Criado & Fernandez-Alaez 2001) aus der Artengemeinschaft in belasteten Gebieten nachgewiesen.

In der Mehrzahl der Fälle führen bei phytophagen Insekten Schadstoffe dazu, dass Fitnesskomponenten über die Nahrung (z. B. Qualität der Futterpflanzen) beeinflusst werden und weniger über natürliche Feinde (vgl. den Review von Butler & Trumble 2008).

Weiter kann eine Schwermetallbelastung dazu führen, dass sonstige Belastungsfaktoren (z. B. Nahrungsknappheit, Insektizid-Belastung) in ihrer Wirkung verschärft werden und eine deutlich erhöhte Mortalität der exponierten Individuen bewirken können (Stone et al. 2001).
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 1
6-5 Salz
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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A
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Spezielle Angaben zu einer Relevanz dieses Faktors liegen nicht vor. Beeinträchtigungen wären allenfalls sehr langfristig bei extremen Belastungen durch Absterben und vollständigen Ausfall der Brutbäume denkbar (zunächst bei Vitalitätsminderung und Absterben der Brutbäume aber Förderung der Art möglich).

Da Brutbäume auch in Alleen und an Straßen stehen, sind Auswirkungen durch das Streuen von Salz nicht gänzlich auszuschließen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Spezielle Angaben zu einer Relevanz dieses Faktors liegen nicht vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Larsson et al. (2003) wiesen einen Stoff nach, der von den Männchen gebildet wird und als Pheromon der Anlockung von Weibchen dient. Insofern kann eine Überlagerung oder Veränderung dieses Lockstoffes durch andere Stoffe nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, ist jedoch als sehr unwahrscheinlich einzustufen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-8 Endokrin wirkende Stoffe
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Eine Überblicksarbeit zu den Effekten von neuartigen, hochgradig toxischen Insektiziden (Gruppe Diacylhydrazine (DAH): Hemmern der Häutungshormone) liegt von Nakagawa (2007) vor, jedoch nur auf Zielorganismen und nicht auf Nicht-Zielorganismen. Hierbei wirken die DAH Tebufenozid, Methoxyfenozid, Chromafenozide vor allem gegen Schmetterlinge und Halofenozid v. a. gegen Käfer.

Arbeiten, die sich mit den Effekten dieser neuartigen Insektizide, die als hormonaktive Stoffe die Häutung beeinflussen, auf gefährdete Arten oder FFH-Arten beschäftigen, konnten bislang nicht ermittelt werden.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
6 Stoffliche Einwirkungen Relevanz des Wirkfaktors: 0
6-9 Sonstige Stoffe
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Individuenverluste oder Schädigungen durch Kalkung von Waldgebieten erscheinen möglich, insbesondere bei direktem Kontakt aufgrund von Verätzungen (vgl. a. Wirkfaktor 6-1), ist aber aufgrund der Lebensweise der Art als unwahrscheinlich einzustufen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
7 Strahlung Relevanz des Wirkfaktors: 0
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

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1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
7 Strahlung Relevanz des Wirkfaktors: 1
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

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Grundsätzlich sind alle Tiere gegenüber radioaktiver Strahlung empfindlich, da diese eine direkt schädigende Wirkung auf die Zelle als kleinster biologischer Einheit haben und zelluläre Bestandteile und hier insbesondere die zelluläre Erbsubstanz (DNS) verändern oder zerstören kann (vgl. "Vertiefende Ausführungen" unter "Wirkfaktoren").
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen Relevanz des Wirkfaktors: 1
8-1 Management gebietsheimischer Arten
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Beim gegenwärtigen Bearbeitungsstand liegen keine Hinweise auf eine Relevanz dieses Faktors vor. Denkbar wäre z. B. eine Beeinträchtigung in Einzelfällen durch bestandsvergrößernde Maßnahmen zu Gunsten der Roten Waldameise (Nest-Schutzgitter u. a.) in unmittelbarer Nähe von erreichbaren Bruthöhlen (Verstärkung möglicher Prädation).

In Wäldern können Osmoderma-Larven (im Höhlen im Wurzelbereich) genauso wie andere große Käferarten (z. B. Hirschkäfer, Sägebock) von Wildschweinen gefressen werden. Dieses Problem kann in Verbindung mit dem Jagdmanagement im Wald entstehen.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen Relevanz des Wirkfaktors: 0
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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Beim gegenwärtigen Bearbeitungsstand liegen keine Hinweise auf eine Relevanz dieses Faktors vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen Relevanz des Wirkfaktors: 1
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

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Eine Überblicksarbeit zu den subletalen Effekten von Pestiziden auf Nicht-Zielorganismen und Nutzinsekten liegt von Desneux et al. (2007) vor. Traditionellerweise wurde bislang meist nur die direkte Mortalität betrachtet, subletale Effekte wie negative Auswirkungen auf Verhalten und Neurophysiologie von Nicht-Zielorganismen jedoch kaum untersucht.

Weiter können Pestizide auf Nicht-Zielorganismen vielfältige negative Auswirkungen haben (z. B. wenn räuberische Arten Pestizide über kontaminierte Beute aufnehmen, vgl. Mauchline et al. 2004, Curtis & Horne 1995) oder wenn sie in direkten Kontakt mit ihnen kommen (z. B. Kjaer & Jepson 1995, Knaust 1991).

Zur Bekämpfung von Schadinsekten in Forsten eingesetzte Stoffe bzw. Organismen (insbes. unspezifische Insektizide zur Maikäfer-Bekämpfung) können sich direkt oder indirekt auch auf die Art negativ auswirken. Konkrete Angaben oder Fallbeispiele liegen nicht vor.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen Relevanz des Wirkfaktors: 1
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Grundsätzlich kann die Ausbringung bestimmter gentechnisch veränderter Organismen (GVO) auf Käfer (Coleoptera) negative Auswirkungen haben (vgl. auch "Vertiefende Ausführungen" unter "Wirkfaktoren").

Wirkungen können in der unmittelbaren oder mittelbaren Schädigung oder Tötung von Tieren resultieren. Dies gilt generell für alle GVO, die käferspezifische Bt-Toxine exprimieren (z.B. Cry3Bb1; Cry3Ab1/Cry35Ab1).

Das Toxin wird u. a. über den Pollen verbreitet. Die Stärke der Pollendeposition ist dabei von der Entfernung abhängig und wird von der Pflanzenphänologie (abhängig von Sorte und Witterung) maßgeblich bestimmt. Eine verstärkte Pollendeposition ist in Abwindrichtung zu erwarten. Die Abwindrichtung zum Blühzeitpunkt kann jedoch variieren und muss nicht mit dem Tages- oder Wochenmittel übereinstimmen. Aktuelle Untersuchungen im Auftrag des BfN zeigen, dass sich Pollen über einen längeren Zeitraum auf Futterpflanzen ansammeln kann oder aber von Regen abgewaschen wird (analog zu Schmetterlingen vgl. z. B. Lang et al. 2005:38 oder Felke & Langenbruch 2005:103). Käfer und Käferlarven können Pollen - und somit Bt-Toxin - beim Fraß der Futterpflanze (z. B. der Blätter) aufnehmen.

Die Freisetzung von GVO kann ggf. auch zu einer Beeinträchtigung anderer Organismen führen, die für die geschützten Arten von großer Bedeutung sind

Differenzierte Ausführungen und Untersuchungen zur Auswirkung von GVO allgemein bzw. von Bt-Mais auf Käfer, eine Zusammenstellung verschiedener Hinweise, Fakten und Beispiele finden sich z. B. bei:
Hilbeck (2002), Birch et al. (2004), Dolezel (2005), Andow & Lövei (2006), Meissle et al. (2005), Lang & Voijtech (2006), LUA (2005,2007), Harwood et al. (2007), Lang et al. (2007), Hofmann (2007), Hofmann et al. (2009), Meissle & Romeis (2009), Musche et al. (2009), Porcar et al. (2010), Schmidt et al. (2009), Hofmann et al. (2010), Shirai (2006), Hilbeck et al. (2011).

In die Literatur wurden z. T. auch Untersuchungen an Schmetterlingen aufgenommen, da diese mit Bezug auf Bt-Risiken besser untersucht sind und als Fallbeispiel dienen können.

Bt-Maissorten mit käferspezifischen Bt-Protein zielen auf den Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) als Zielorganismus ab. Von einer Toxizität auf Blattkäfer sollte daher ausgegangen werden. Ob die für Diabrotica oder Leptinotarsa schädlichen Bt-Toxine auch andere Käferfamilien beeinträchtigen, kann derzeit nicht abschließend geklärt werden, da entsprechende Basisversuche fehlen.

Konsequenzen der GVO Freisetzung können - abhängig von Art und Umfang - z. B. Verringerung des Reproduktionserfolgs bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Populationen sein.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen Relevanz des Wirkfaktors: 1
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

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1.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand für die Art nicht vor.

Allerdings handelt es sich hierbei um einen relativ neuen Wirkbereich, in dem differenzierte Untersuchungen noch fehlen. Zum anderen werden immer wieder neue GVO zur Freisetzung beantragt, so dass hier keine abschließenden Aussagen möglich sind.
1084 * Eremit (Osmoderma eremita)
9 Sonstiges Relevanz des Wirkfaktors: 0
9-1 Sonstiges
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von