FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 1
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Baubedingte Beeinträchtigungen sind prinzipiell den anlage- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen vergleichbar (vgl. Wirkfaktoren 4-2 u. 4-3) und i. d. R. nur durch andere Elemente (z. B. Baustraßen, Baugruben) ausgelöst sowie zeitlich in ihrer Dauer beschränkt.

Die möglichen Konsequenzen für die Individuen und Bestände sind daher prinzipiell ebenfalls vergleichbar, in ihrer Intensität jedoch auf Grund der befristeten Dauer oft geringer bzw. durch Steuerung besser vermeidbar.

Erhebliche Individuenverluste können baubedingt z. B. bei der Erschließung von Neubaugebieten in Zeiträumen offener Kanäle und Schächte oder durch Absaugpumpen im Rahmen der Entwässerung auftreten.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Eine anlagebedingte Barrierewirkung bei Amphibien kann durch technische Bauwerke bzw. anlagebezogene Bestandteile (z. B. Gebäude, Mauern, Wände, Kanäle, Bordsteine) oder auch durch veränderte Strukturen (z. B. Straßenbelag) hervorgerufen werden. Barrierewirkungen führen zu Lebensraumzerschneidung und somit u. a. zur Trennung räumlich-funktionaler Beziehungen zw. Teilhabitaten, zu Verinselung, Verhinderung des Individuen-/Genaustauschs zw. Populationen bzw. einer Neubesiedlung von Gewässern (s. auch "Vertiefende Ausführungen" unter "Wirkfaktoren").

Die Mortalität/Tötung von Tieren ist regelmäßig auf fallenartig wirkenden Anlagen (z. B. Gruben, Schächte, Gullys) zurückzuführen. Besonders problematisch sind solche Fallen, wenn sie in Kombination mit Lebensraumbarrieren bestehen, welche die Tiere den tödlichen Fallen zuleiten (z. B. Bordsteine und Gullys).

Barrierewirkungen und Mortalität können - abhängig vom Umfang - zu Verlust von (Teil-)Habitaten, Bestandsrückgang oder zu Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Populationen bzw. zur Gefährdung von Metapopulationen führen.

Hinweise finden sich in zahlreichen Publikationen, u. a. bei Thielcke et al. (1983:52), Bauer (1987), Heimbucher (1991), Glitzner (1999), Laufer & Zurmöhle (2007).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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E
1.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
A: Straßen

Durch direkte Sonneneinstrahlung sowie die thermischen Eigenschaften der Straßenbeläge entsteht im Bereich der Straße eine zum Teil recht beträchtliche Veränderung des Mikroklimas, was sowohl Temperatur als auch Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Helligkeit betrifft (Mader et al. 1988), die gerade auf wechselwarme, feuchtigkeitsbedürftige Tiere wie Amphibien massive Auswirkungen hat und somit zusätzlich zu den schon erwähnten Faktoren zur Entstehung eines Barriere-Effekts beiträgt.

Nicht auszuschließen ist, dass durch rasches Abtrocknen der Straße Amphibien, insbesondere Jungtiere, festkleben und sterben. Für Erdkröten ist dies belegt.

Probleme mit der Straßenentwässerung, ihre Fallenwirkung und die vielfältigen Möglichkeiten zur Entschärfung oder Vermeidung sind z. B. bei Ratzel (1993), dem Merkblatt 1-Naturschutz-Praxis, Artenschutz, des Fachdienstes Naturschutz Baden-Württemberg (1999), Lippuner (2007) oder Kramer-Rowold & Rowold (2011) beschrieben.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

1999
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38ff.
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C
1.03 Glitzner, I., Beyerlein, P., Brugger, C., Egermann, F., Paill, W., Schlögel, B. & Tataruch, F.
"Gullys wirken als gefährliche Fallen für Amphibien und Reptilien, aus denen sich die Tiere nicht mehr befreien können (Göbel 1990, Strothotte-Moormann & Formen 1992, Bitz & Thiele 1996). [...] Thielcke et al. (1983) finden in den Dolen und Ölabscheidern eines Schweizer Autobahnteilstücks bei einer Kontrolle zur Laichzeit allein 296 Kreuzkröten, 3 Erdkröten, 3 Grasfrösche, 10 Seefrösche, 24 Unken, 83 Geburtshelferkröten, 6 Laubfrösche, 14 Bergmolche, 10 Teichmolche. Randsteine und Abwasserrinnen entpuppten sich dabei als perfekte 'Leitsysteme' in Richtung Gully (Thielcke et al. 1983, Göbel 1990, Hutter 1994)."

"Die ca. 30 cm tiefen Rinnsteine an einem Schweizer Autobahnteilstück erweisen sich vor allem für Jungtiere und kleinere Arten als Todesfallen, in denen sie Witterung und Prädation hilflos ausgeliefert sind (Grosselet & Lode 1997)."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
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E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Bei der Wirkungsprognose sind die qualitativen und quantitativen Betroffenheiten der Art durch anlagebedingte Barrierewirkungen und/oder Mortalität einzuschätzen (vgl. auch Lambrecht et al. 2004:147ff. zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen). Dabei sind die Wirkintensität des Projekts und seiner Bestandteile (z. B. Lage im Raum, Dimension, Bauweise) und die Empfindlichkeit der Art (z. B. Mobilität, Aktionsräume, Fortbewegungsgeschwindigkeit, Bedeutung räumlich-funktionaler Beziehungen zw. Teilhabitaten) zu analysieren.

Es sind alle relevanten (Teil-)Habitate sowie die räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten mit den vom Projekt beanspruchten Flächen zu überlagern. Grundsätzlich ist insbesondere die Betroffenheit der räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilhabitaten einer Art auf Individuums- und/oder Bestandsniveau qualitativ und quantitativ einzuschätzen.

Es sind die quantitativen und qualitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Populationen zu beurteilen. Zudem ist die Beurteilung der vorhandenen Bestandsgrößen und eine Einschätzung der langfristigen Auswirkungen der Barrierewirkungen bzw. Mortalität auf die Bestände im Gebiet vorzunehmen.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Eine Berücksichtigung etwaiger kumulativer Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen ist notwendig.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
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E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art und deren Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten. Gleiches gilt, soweit eine projektbedingt erhöhte Mortalität eintreten kann.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn Hinweise auf dort vorkommende wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorliegen, sowie bei Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten.

Für die Beurteilung einer etwaigen Betroffenheit von Beständen im Gebiet, sind Mobilität, Aktionsradien bzw. Ausbreitungspotenzial der Art zu berücksichtigen. Dabei sind die verschiedenen räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten bzw. die unterschiedlichen Wanderbewegungen zu unterscheiden.

Um eine erhebliche Beeinträchtigung durch ein Vorhaben mit der rechtlich gebotenen Sicherheit ausschließen zu können, sind i. d. R. die oberen Angaben zu (saisonalen) Wanderleistungen heranzuziehen und auf die potenziell geeigneten Lebensräume im Untersuchungsgebiet zu übertragen. Vorhaben, die in größerem Abstand als diesem "Aktionsradius" geplant sind, können i. d. R. zu keinen relevanten Zerschneidungswirkungen führen.

Literaturangaben als Orientierungswerte für Aktionsräume, Wanderdistanzen bzw. Ausbreitungspotenzial sowie zu Flächenansprüchen sind - soweit für die Art nach aktuellem Auswertungsstand verfügbar - separat unter "Raumbedarf und Aktionsräume von Arten" zusammengestellt.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
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E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität der Barrierewirkung bzw. Mortalität. Unterschiedliche Intensitäten können auch auf die funktionale Differenzierung verschiedener betroffener Teilhabitate zurückgehen.

Die absolute und relative Dimension der Barriere- oder Fallenwirkung sind wesentliche Größen der Beurteilung. Hierbei ist der Bezug sowohl zur (Teil-)Habitatfläche wie auch zu Größenordnungen bzw. Anteilen betroffener Individuen herzustellen.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen bzw. räumlich-funktionalen Beziehungen sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

Soweit die Bestände der Art und ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Erheblichkeitsschwelle grundsätzlich bei jeder signifikanten Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn dort wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorkommen. Dies gilt gleichermaßen für Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten, sofern hier maßgebliche räumlich-funktionale Beziehungen bestehen.

Für die Bewertung einer projektbedingt erhöhten Mortalität sind verschiedene artspezifische und populationsbezogene Parameter einzubeziehen. Dazu zählen die natürliche Reproduktionsrate und Sterblichkeit, durchschnittliches Lebensalter der Tiere, Bestandsgrößen und allgemeine Gefährdungssituation (vgl. auch Lambrecht et al. 2004 zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen).

Tendenziell sind Arten mit hoher Lebenserwartung und geringerer Reproduktionsrate (K-Strategen) und/oder geringeren Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemeinen Gefährdungseinstufung und ohnehin negativer Populationsentwicklung stärker beeinträchtigt als Arten mit geringer Lebenserwartung und hoher Reproduktionsrate (r-Strategen) und/oder großen Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemein weiten Verbreitung und fehlenden Gefährdung in Deutschland.

Bernotat & Dierschke (2021) haben mit dem sog. Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) ein einheitliches Klassifizierungssystem für die Einstufung von Arten hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber zusätzlicher anthropogener Mortalität entwickelt. Über einen gestuften methodischen Ansatz wurden dabei sowohl verschiedene populationsbiologische Parameter wie die Mortalitätsrate, das maximale Lebensalter, das Alter beim Eintritt in die Reproduktion, das Reproduktionspotenzial, die Reproduktionsrate sowie Bestandsgröße und Bestandstrend der Arten als auch verschiedene naturschutzfachliche Parameter wie z. B. der Gefährdungsgrad, die Häufigkeit, der Erhaltungszustand und die nationale Verantwortlichkeit Deutschlands für die Arten berücksichtigt.

Daraus lassen sich nach einem einheitlichen und nachvollziehbaren Bewertungssystem - auch für Planungs- und Prüfungsentscheidungen - Hinweise zur Relevanz und Erheblichkeit des Verlustes einzelner Individuen ableiten. Die Differenzierung des MGI in 6 Haupt- bzw. 13 Unterklassen dient somit dazu, die Bewertung von Mortalitätsrisiken stärker zu objektivieren.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 2
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
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E
5.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Der Kammmolch (T. cristatus) steht bundesweit auf der Vorwarnliste (Rote Liste V) (Kühnel et al. 2009:264) - vgl. auch die Gefährdungseinstufungen in den jeweiligen Bundesländern (Kühnel et al. 2009:265).

Nach Meyer (2004:184) wird das Höchstalter von Individuen in Gefangenschaft mit 28 Jahren angegeben (Bergmans & Zuiderwijk 1986), das Durchschnitts- und Höchstalter läge in der Natur allerdings wesentlich darunter. Auch die von ihm zitierten Miaud et al. (1993) ermittelten durch skeletochronologische Untersuchungen zwar ein Höchstalter von 17 Jahren, im Durchschnitt lag das Alter jedoch nur bei 4-5 Jahren.

Bernotat & Dierschke (2016) haben die Art im Mortalitäts-Gefährdungs-Index in die MGI-Klasse III.7 eingestuft, was einer "mittleren" Mortalitätsgefährdung entspricht.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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E
1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die betriebsbedingte Mortalität/Tötung von Amphibien resultiert insbesondere aus Kollisionen mit Kraftfahrzeugen an Straßen, zum Teil auch mit Zügen, die i. d. R. zu direktem Tod oder aber zu schwerwiegenden Verletzungen der Individuen führen. Die Tiere werden auf ihren (saisonalen) Wanderungen von und zum Laichgewässer bzw. zwischen ihren Sommer- und Winterhabitaten oder beim Wechsel zwischen Gewässern bzw. im Rahmen der (ungerichteten) Ausbreitung überfahren. Betroffen sind sowohl adulte Tiere auf ihren alljährlichen Wanderungen als auch Jungtiere beim Abwandern aus den Geburtsgewässern (vgl. a. "Vertiefende Ausführungen" sowie Wirkfaktoren 4-2 u. 5-5).

Eine betriebsbedingte Barrierewirkung entsteht dann, wenn die Mortalität/Tötung ein hohes Maß annimmt. Barrierewirkungen führen zu Lebensraumzerschneidung und somit u. a. zur Trennung räumlich-funktionaler Beziehungen zw. Teilhabitaten, zu Verinselung, Verhinderung des Individuen-/Genaustauschs zw. Populationen bzw. einer Neubesiedlung von Gewässern.

Barrierewirkungen/Mortalität können - abhängig vom Umfang - zu Verlust von (Teil-)Habitaten, Bestandsrückgang oder zu Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Populationen führen. Potenziell sind alle Lurcharten gefährdet. Besonders empfindlich sind jedoch Arten mit hoher Mobilität, verschiedenen Teilhabitaten innerhalb des Jahreslebensraums, großen Aktionsräumen sowie mit geringer Reproduktionsrate.

Die nachfolgenden Datensätze sind nach den Konfliktfeldern A: "Straßenverkehr" und B: "Schienenverkehr" sortiert.

Differenzierte Ausführungen zur Mortalität von Amphibien an Straßen/Verkehrswegen, eine Zusammenstellung verschiedener Fakten und Beispiele sowie Hinweise für die Planung finden sich z. B. bei: Fuelhaas et al. (1989), Münch (1989, 1991), Podloucky (1990), MAmS (2000), Rassmus et al. (2003), Laufer & Zurmöhle (2007).

Bibliographien: z. B. Glitzner (1999).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
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E
1.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
A: Straßenverkehr

Die in den nachfolgenden Datensätzen dargestellten Ausführungen machen beispielhaft deutlich, dass der Kammmolch (T. cristatus) einem hohen Gefährdungspotenzial durch Straßenverkehr in von ihm besiedelten Räumen unterliegt.

Entsprechend anderer Amphibienarten ist grundsätzlich auch beim Kammmolch (T. cristatus) von hohen Individuenverlusten auszugehen, wenn Laichgewässerkomplexe oder Korridore zwischen Gewässern und Jahreslebensräumen durch Verkehrswege zerschnitten werden. Plan- oder projektbedingte Querungen der artspezifischen Wanderwege zwischen Laichgewässern und Winterquartieren (z. B. in Wäldern) können daher zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Population führen. Da Kammmolche eine hohe Laichplatztreue aufweisen (vgl. Hachtel et al. 2006), ergibt sich bei Zerschneidung von traditionellen Wanderwegen zwischen Laichgewässern und Winterquartieren eine besondere Intensität der Beeinträchtigungen.

Zudem werden - wie durch bauliche Anlagen - Wanderungen zum Zweck der Neubesiedlung von Gewässern ggf. unterbunden oder stark erschwert. Zwar sind nachgewiesene Totfunde auf Straßen weniger häufig, dies dürfte jedoch u. a. auch methodenbedingt sein, da Kammmolche durch die Autos stärker zerrieben werden als z. B. Erdkröten.

Wie unter Wirkfaktor 5-3 aufgeführt, verharrt der Kammmolch (T. cristatus) nach Blab (1980) bei der Querung von Straßen i. d. R. im Scheinwerferlicht von Autos, statt zu fliehen. Ein entsprechendes Verhalten zeigt die Erdkröte (ggf. hilfsweise Heranziehung wg. Quantifizierung, s. u.).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2001
Seite(n):

135ff.
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A
1.03 Nerge, I.
Die Autorin schreibt in ihrer Zusammenfassung auf Basis umfangreicher Begehungen/Beobachtungen im Raum Rostock, dass der Kammmolch (T. cristatus) hier nur noch in sehr wenigen Randbereichen in großen Populationen anzutreffen sei.

"In einigen Schwerpunktbereichen schrumpften diese nach 1990 durch Bebauung [...], Zerschneidung [...] und die enorme Zunahme des Verkehrs auf Restpopulationen zusammen bzw. ist dieser Prozess eingeleitet."

"Gerade durch seine Langsamkeit bei der Wanderung ist der Kammmolch für den Straßentod prädestiniert, wenn Straßen seine Lebensräume durchqueren" (s. hierzu auch Reaktion auf Lichteinfall unter Wirkfaktor 5-3).

Für das Gebiet "Toitenwinkler Weg" im Raum Rostock belegt die Autorin aus 69 Begehungen 512 Totfunde überfahrener Kammmolche (Anteil von 9,5 % an der Gesamtzahl registrierter überfahrener Amphibien) zwischen Laichgebieten überregionaler Bedeutung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass diese Zahlen trotz einer (wie die Autorin beklagt aber vielfach nicht eingehaltenen) durch Beschilderung verhängten Verkehrssperre zu Zeiträumen großer Wanderaktivität registriert wurden. "Ohne dieses Verkehrsverbot wäre die Zahl der Totfunde noch sehr viel höher."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
1.04 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
B: Schienenverkehr

Bezüglich der Gefährdungssituation von Amphibien an Bahnanlagen wertet Roll (2004:56ff.) eine Vielzahl an Veröffentlichungen aus und kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Situation von der im Straßenverkehr grundlegend unterscheidet. Für Amphibien wurde durch einige Autoren eine massive Barrierewirkung durch Bahnanlagen vermutet, ohne dass dies durch Feldstudien belegt werden konnte. Durch einige Studien und Einzelbeobachtungen lassen sich die Auswirkungen inzwischen genauer bestimmen. Die Befürchtungen konnten nur teilweise bestätigt werden.

Die Mortalität von Kröten durch den Schienenverkehr, zumindest bei konventionellen Eisenbahntrassen, scheint gering zu sein, während für Frösche eine Beeinträchtigung durch Mortalität und somit auch Barrierewirkungen festzustellen ist. Im Hinblick auf Molche ist nicht abschließend geklärt, ob Bahntrassen tatsächlich Barrieren darstellen und wie die Mortalität einzuschätzen ist. Ggf. können auch die Gleise eine Barriere darstellen. Molche wandern auf dem Schotter an und wenn die Lücken unter den Gleis fehlen oder zu klein sind, gelangen sie in die Gleiskehle und wandern in dieser entlang. Es ist zu vermuten, dass die Mortalität unter Amphibien vor allem bei den Strecken gegeben ist, die nachts intensiv befahren werden.

Für Hochgeschwindigkeitsstrecken ist auf Grund der Fahrbahnstruktur und des vermutlich erhöhten Soges derzeit keine Aussage zur Barrierewirkung und zum Individuenverlust unter Amphibien möglich. Die nachfolgenden Quellenzitate sind alle aus Roll (2004) entnommen.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2004
Seite(n):

57-58
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D
1.05 Roll, E.
"Igelmann (1994) und Wolff (1993) beschreiben Wanderungen einer Erdkrötenpopulation über eine stark befahrene Bahntrasse. Bei der Überfahrt eines Zuges ducken sich die Erdkröten und werden daher nicht vom Sog des überquerenden Zuges erfasst. Sofern sie vom Zug hochgeschleudert werden, setzen sie danach unbeeindruckt ihre Wanderung fort. Jungtiere suchen in den Schotterzwischenräumen Schutz. Es wurden während einer Wanderperiode wenige Todesfälle (fünf erfrorene Männchen im Schotterbett) festgestellt. Die beobachteten Todesfälle unter den Erdkröten wurden in Anbetracht der Gesamtzahl der erfolgreich querenden Tiere als unbedeutend eingestuft."

Meyer & Wild (1994) sprechen ohne nähere Artenangaben von einem Massaker unter Amphibien auf einer Bahnstrecke. Kuzmin (1996) berichtet, dass in den 20er Jahren der Zugverkehr auf einer Moskauer Strecke eingestellt werden musste, da die Schienen durch überfahrene Frösche zu glitschig geworden waren, was auf eine erhebliche Mortalität hinweisen dürfte.

"Baradun (1991) stellte fest, dass Grasfrösche bei Annäherung des Zuges hochspringen und damit direkt von der Sogwirkung erfasst werden, während er die Beobachtungen von Wolff bestätigt, nach der Erdkröten durch Ducken nicht vom Sog erfasst werden und Molche nicht reagieren, aber ebenfalls nicht vom Sog erfasst werden. Die unterschiedlichen Aussagen von Reh (1991, s. u.) und Wolff (1994) werden durch diese Beobachtungen hinlänglich erklärt. Cramm (mdl.) weist jedoch darauf hin, dass die Wanderung in den Schienenkehlen auch für Molche und Kröten nicht gefahrlos zu sein scheint, da hier regelmäßig Kadaver aufgefunden werden."

"Demgegenüber konnte Lenders (1996) keine Wanderbeziehungen von Molchen zwischen Laichgewässern feststellen, die von einer ebenfalls eingleisigen Bahntrasse getrennt waren, während die Wanderungen zwischen den nicht durch die Bahnstrecke getrennten Teichen recht rege war. In Cost (2001) werden Bahnanlagen als starke Barriere für Molche bewertet. Soweit feststellbar, stützt sich diese Aussage auf den Nationalen Cost-Report der Niederlande, dieser wiederum auf die Arbeit von Lenders (1996, s. o.). Der Vergleich dieser Ergebnisse mit Henle (1996) macht jedoch deutlich, dass derzeit keine endgültigen Schlüsse zur Barrierewirkung von Bahnanlagen auf Molche möglich sind. Lehmann (1989) beobachtete schienenparallele Wanderungen von Molchen auf der Suche nach Durchlässen. Die Autorin wertet die Schienen als bevorzugte Wanderstrecken und führt das auf die Deckung der Schienen und die Temperaturerhöhung im Gleis zurück.

Die Beobachtungen von Wolff machen jedoch deutlich, dass es sich vielmehr um Suchwanderungen zum nächsten Durchlass handeln dürfte. Die beschriebene Strecke war wenig befahren. Die Wanderung im Gleis dürfte vermutlich bei der Überfahrt eines Zuges in einigen Fällen tödlich enden, da regelmäßig Kadaver in der Schienenkehle gefunden werden. Für die wesentlich größeren Erdkröten konnte bei der Wanderung in der Gleiskehle keine Gefährdung festgestellt werden. Die Beobachtung von Lehmann (1989) belegt zumindest für einen Einzelfall, dass Wanderungen von Molchen über Gleisanlagen hinweg erfolgen."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2004
Seite(n):

58
Qualifizierung der Quelle:
D
1.06 Roll, E.
"Als widerlegt können alle Annahmen gelten, nach denen Bahnanlagen wegen der Schienen und des scharfkantigen Schotters durch Amphibien grundsätzlich nicht gequert werden können (so Cost 2000d, SCV 1996, van der Grift & Kuijsters 1998). In der oben zitierten Studie hat Wolff 1994 (inhaltsgleich in Igelmann 1994) belegt, dass auch eine viel befahrene Strecke durch die Zwischenräume zwischen Gleis und Schotter gequert wird. Obwohl die zitierte Studie zum Ergebnis kommt, dass Bahnanlagen keine Barriere für die Erdkröte darstellen (Einschränkungen werden u. a. bei Hochgeschwindigkeitsstrecken gesehen) wird dieselbe Studie von van der Grift & Kuijsters (1998) als Beleg für eine erhebliche Barrierewirkung der Bahn zitiert.
Es wird eine unüberwindbare Barriere gesehen, sofern keine Zwischenräume zwischen Schiene und Ballast auftreten. Begehungen an Strecken zeigen jedoch, dass ausreichend große Zwischenräume auf allen Bahnstrecken regelmäßig in kurzen Abständen aufzufinden sind."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen Jahr:

2004
Seite(n):

58
Qualifizierung der Quelle:
D
1.07 Roll, E.
"Henle & Rimpp (1994) stellen fest, dass sich die Wechselkröte entlang von Bahnlinien ausbreitete und von dort aus Gewässer in Bahnnähe besiedelte. Die Untersuchung stellte eine Bahnlinie als zentrale Ausbreitungsachse dieser Art im Untersuchungsgebiet heraus. Wanderungen entlang der Bahnlinie und die Neubesiedlung von bahnnahen Gewässern erfolgten auch durch Bergmolch, Teichmolch, Gelbbauchunke, Erdkröte, Kammmolch, Wasserfrosch, Grasfrosch sowie Feuersalamander."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
3.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Bei der Wirkungsprognose sind die qualitativen und quantitativen Betroffenheiten der Art durch betriebsbedingte Barrierewirkungen und/oder Mortalität einzuschätzen (vgl. auch Lambrecht et al. 2004:147ff. zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen). Dabei sind die Wirkintensität des Projekts und seiner Bestandteile (z. B. Lage im Raum, Verkehrsintensität u. -geschwindigkeit) und die Empfindlichkeit der Art (z. B. Mobilität, Aktionsräume, Fortbewegungsgeschwindigkeit, Verhalten bei Gefahr, räumlich-funktionale Beziehungen) zu analysieren.

Es sind alle relevanten (Teil-)Habitate sowie die räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten mit den vom Projekt beanspruchten Flächen zu überlagern. Grundsätzlich ist insbesondere die Betroffenheit der räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilhabitaten einer Art auf Individuums- und/oder Bestandsniveau qualitativ und quantitativ einzuschätzen.

Es sind die quantitativen und qualitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Populationen zu beurteilen. Zudem ist die Beurteilung der vorhandenen Bestandsgrößen und eine Einschätzung der langfristigen Auswirkungen der Barrierewirkungen bzw. Mortalität auf die Bestände im Gebiet vorzunehmen.

Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.

Eine Berücksichtigung etwaiger kumulativer Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen ist notwendig.

Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

1999
Seite(n):

39ff.
Qualifizierung der Quelle:
D
3.02 Glitzner, I., Beyerlein, P., Brugger, C., Egermann, F., Paill, W., Schlögel, B. & Tataruch, F.
Die Autoren zitieren Studien (z. B. Moore 1954, Heusser 1960, 1967, 1968b, Heusser & Honegger 1963, Sander et al. 1977, Kuhn 1987a,b oder Bay & Rodi 1991), die zeigen, dass Populationen von Amphibien, die regelmäßig Wanderungen zwischen Sommer- bzw. Winterquartier und Laichgewässer unternehmen, durch Überfahren in erheblichem Maße dezimiert werden oder völlig erlöschen können.

"Einige Simulationsmodelle (z. B. Ryser 1985, Heine 1987) und Feldstudien setzen sich mit der Fragestellung auseinander, welche Mortalitätsrate bei einer gewissen Verkehrsdichte zu erwarten ist. Es finden sich folgende Mortalitätsraten:
1 Kfz/h: Erdkröte: 10 % (Kuhn 1987),
5 Kfz/h: Erdkröte: 10 % (Heine 1987), laut Simulationsmodell,
4-12 Kfz/h: Erdkröte: 10 % (Kuhn 1984),
10 Kfz/h: Erdkröte: 30 % (Van Gelder 1973),
14 Kfz/h: Erdkröte: 30 % (Heine 1987), laut Simulationsmodell,
24-40 Kfz/h: Erdkröte: 50 % (Kuhn 1987b),
38-62 Kfz/h: Erdkröte: 40 %, Grasfrosch: 28 %, Teichmolch: 30 %, Bergmolch: 60 %, trotz gleichzeitiger Schutzmaßnahme durch Absammeln (Münch 1989a, Kromberg 1989),
40-60 Kfz/h: Erdkröte: 44 %, Grasfrosch: 47 %, Teichmolch: 49 %, Bergmolch: 50 %, trotz gleichzeitiger Schutzmaßnahme durch Absammeln (Münch 1989a, Kromberg 1989),
44-60 Kfz/h: Erdkröte: >75 % (Kuhn 1987b),
60 Kfz/h: Erdkröte: 90 % (Van Gelder 1973), 100 % (Karthaus 1985), ein Überqueren der Straße ist vollkommen unmöglich.

Extrapoliert man diese Ergebnisse auf Bundesstraßen und Autobahnen, so erweisen sich diese als vollkommen unüberwindbare Hindernisse (Vos 1997); selbst auf sehr schwach frequentierten Straßen können die Verluste an Erdkröten für die Population beträchtlich sein (Sticht 1997)" (Glitzner 1999:40f.).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

2003
Seite(n):

172
Qualifizierung der Quelle:
E
3.03 Rassmus, J., Herden, C., Jensen, I., Reck, H. & Schöps, K.
Hels und Buchwald (1999) haben auf Grundlage von empirischen Untersuchungen an verschiedenen Amphibienarten in Dänemark ein Modell entwickelt, mit dem die Mortalitätsrate von Amphibienarten in Abhängigkeit von der Verkehrsdichte und der Bewegungsgeschwindigkeit der Tiere ermittelt werden kann.

"In diesem Modell (das an verschiedene Querungswinkel angepasst werden kann) nimmt die Wahrscheinlichkeit, auf der Straße überfahren zu werden, nicht linear mit der Verkehrsdichte zu (kein gleichmäßiger Verkehrsstrom, keine gleichmäßigen Geschwindigkeiten). Die errechneten Mortalitäten bleiben daher etwas unterhalb ähnlicher Schätzmethoden auf Basis linearer Modelle, wie sie z. B. bereits 1987 von Heine entwickelt wurden. Eine Mortalität um die 100 % wird bei langsamen Arten ab Verkehrsdichten von etwa 500 DTV erreicht (für senkrecht zur Straße wandernde Erdkröten liegt sie bei 500-1000 DTV)" (zit. in Rassmus et al. 2003:172).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

2003
Seite(n):

760-777
Qualifizierung der Quelle:
D
3.04 Etienne, R. S., Vos, C. C. & Jansen, M. J. V.
Speziell mit Prognoseverfahren bei unsicherem Wissen und dürftiger Datenlage beschäftigen sich Etienne et al. (2003) am Beispiel des Kammmolchs und einer geplanten Bahnlinie in einem Naturschutzgebiet in den Niederlanden. In der Arbeit wurde Expertenwissen verwendet, jedoch die Unsicherheiten der Modellparameter-Schätzungen explizit untersucht (uncertainty analysis), was die bei Rassmuss et al. (2003) vorgeschlagenen Prognoseverfahren ergänzen und absichern kann:

"In this paper we demonstrate with a case study how impact assessment can be carried out for situations where data are scarce but some expert knowledge is available. The case study involves two amphibian species, the great crested newt (Triturus cristatus) and the natterjack toad (Bufo calamita) in the nature reserve the Meinweg in the Netherlands, for which plans are being developed to reopen an old railway track called the Iron Rhine. We assess the effects of this railway track and its proposed alternatives (scenarios) on the metapopulation extinction time and the occupancy times of the patches for both species using a discrete-time stochastic metapopulation model. We quantify the model parameters using expert knowledge and extrapolated data. Because of our uncertainty about these parameter values, we perform a Monte Carlo uncertainty analysis. This yields an estimate of the probability distribution of the model predictions and insight into the contribution of each distinguished source of uncertainty to this probability distribution. We show that with a simple metapopulation model and an extensive uncertainty analysis it is possible to detect the least harmful scenario. The ranking of the different scenarios is consistent. Thus, uncertainty analysis can enhance the role of ecological impact assessment in decision making by making explicit to what extent incomplete knowledge affects predictions."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

2000
Seite(n):

157-163
Qualifizierung der Quelle:
3.05 Griffiths, R. A. & Williams, C.
Für den Kammmolch liegt eine veröffentlichte Populationsgefährdungsanalyse (Metapopulationsmodell) durch die Arbeit von Griffiths & Williams (2000) vor, wobei insbesondere der Faktor Isolation für die Beurteilung der Auswirkungen von Verkehrswegen wichtig ist:

"The effects of pond isolation, drought, habitat fragmentation and dispersal on populations of crested newts (Triturus cristatus) were investigated using stochastic models constructed from existing life history data. The models predict that small isolated populations have a higher risk of extinction than large isolated populations. However, even large populations had a relatively high extinction risk over a fifty year period if they remained isolated. Pond desiccation affects metamorphic success and recruitment, and the risk of extinction decreased with decreasing frequency of regional droughts. In a subdivided population, increasing dispersal between subpopulations decreased the extinction risk of the metapopulation as a whole. However, even in the absence of dispersal, a subdivided population had a lower overall extinction risk than a single isolated population of the same size."
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
3. Prognosemethoden Jahr:

2008
Seite(n):

79-88
Qualifizierung der Quelle:
D
3.06 Haacks, M. & Drews, A.
Einen wichtigen Teil von ggf. erforderlichen detaillierten Populationsgefährdungsanalysen stellen zuverlässige Ermittlungen der Populationsgröße dar. Hierzu liegt eine Reihe von vergleichenden Arbeiten vor, zuletzt z. B. von Haacks & Drews (2008).
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Soweit die Art und deren Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten. Gleiches gilt, soweit eine projektbedingt erhöhte Mortalität eintreten kann.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn Hinweise auf dort vorkommende wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorliegen, sowie bei Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten.

Für die Beurteilung einer etwaigen Betroffenheit von Beständen im Gebiet, sind Mobilität, Aktionsradien bzw. Ausbreitungspotenzial der Art zu berücksichtigen. Dabei sind die verschiedenen räumlich-funktionalen Beziehungen zwischen Teilhabitaten bzw. die unterschiedlichen Wanderbewegungen zu unterscheiden.

Um eine erhebliche Beeinträchtigung durch ein Vorhaben mit der rechtlich gebotenen Sicherheit ausschließen zu können, sind i. d. R. die oberen Angaben zu (saisonalen) Wanderleistungen heranzuziehen und auf die potenziell geeigneten Lebensräume im Untersuchungsgebiet zu übertragen. Vorhaben, die in größerem Abstand als diesem "Aktionsradius" geplant sind, können i. d. R. zu keinen relevanten Zerschneidungswirkungen führen.

Literaturangaben als Orientierungswerte für Aktionsräume, Wanderdistanzen bzw. Ausbreitungspotenzial sowie zu Flächenansprüchen sind - soweit für die Art nach aktuellem Auswertungsstand verfügbar - separat unter "Raumbedarf und Aktionsräume von Arten" zusammengestellt.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Bei der Bewertung von Literaturangaben für Aktionsräume und Wanderdistanzen ist zu differenzieren zwischen "Aktionsdistanzen" (Distanz zwischen den beiden am weitesten voneinander entfernten Fundorten), Mittelwerten für die Population oder bislang beobachteten Maximalwerten einzelner Individuen sowie der Tatsache, dass die Mobilität von der Feuchtigkeit bzw. der Niederschlagsmenge während der Untersuchungsperiode abhängig sein kann, aber auch vom Geschlecht und vom Alter (Jungtiere wandern oft weiter als Adulte). Weiter muss berücksichtigt werden, ob sich die Angaben auf Aktionsräume während mehrjähriger Untersuchungen oder auf Wanderdistanzen zwischen Laichgewässern während einer einzigen Fortpflanzungsperiode beziehen.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
4. Relevanzschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
4.03 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Mobilität des Kammmolchs ist im Durchschnitt vergleichsweise gering, wobei die in der Literatur genannten Werte nach der Zusammenstellung von Meyer (2004:186f.) meist bei 200 m und darunter zwischen Laichgewässern liegen. Weitwanderungen sind jedoch selten untersucht und dokumentiert, bislang bekannte Maximaldistanzen liegen bei 1.290 m, selbst Jungtiere wurden bei Wanderungen bis zu 860 m beobachtet.

Rimpp (2007:222) zitiert Untersuchungen, wonach einerseits adulte Kammmolche über Distanzen von bis zu 500-800 m zu ihrem angestammten Gewässer zurückkehren; anderere Untersuchungen zeigten aber auch, wonach neu angelegte Teiche, die mehr als 400 m von bestehenden Vorkommen entfernt sind, durch Kammmolche nicht angenommen wurden.

Nach Hachtel et al. (2006) zeigt der Kammmolch eine hohe Laichplatztreue.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität der Barrierewirkung bzw. Mortalität. Unterschiedliche Intensitäten können auch auf die funktionale Differenzierung verschiedener betroffener Teilhabitate zurückgehen.

Die absolute und relative Dimension der Barriere- oder Fallenwirkung sind wesentliche Größen der Beurteilung. Hierbei ist der Bezug sowohl zur (Teil-)Habitatfläche wie auch zu Größenordnungen bzw. Anteilen betroffener Individuen herzustellen.

Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen bzw. räumlich-funktionalen Beziehungen sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).

Soweit die Bestände der Art und ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Erheblichkeitsschwelle grundsätzlich bei jeder signifikanten Barrierewirkung zwischen Teilhabitaten im Gebiet überschritten.

Im Einzelfall gilt dies auch bei Zerschneidungswirkungen (Barriere und/oder Mortalität) zwischen dem Schutzgebiet und seiner Umgebung, wenn dort wesentliche Teillebensräume bzw. Teilbestände mit räumlich-funktionalen Beziehungen zum Gebiet vorkommen. Dies gilt gleichermaßen für Zerschneidungswirkungen zwischen dem Schutzgebiet und anderen Schutzgebieten, sofern hier maßgebliche räumlich-funktionale Beziehungen bestehen.

Autobahnen und Bundesstraßen führen aufgrund ihrer Bauweise und ihres Verkehrsaufkommens (ohne weiterreichende Querungshilfen) grundsätzlich zu extrem starken Zerschneidungswirkungen. Aber auch kleinere Straßen können bereits bei relativ schwachen Verkehrsmengen hohe Zerschneidungswirkungen hervorrufen.

Für die Bewertung einer projektbedingt erhöhten Mortalität sind verschiedene artspezifische und populationsbezogene Parameter einzubeziehen. Dazu zählen die natürliche Reproduktionsrate und Sterblichkeit, durchschnittliches Lebensalter der Tiere, Bestandsgrößen und allgemeine Gefährdungssituation (vgl. auch Lambrecht et al. 2004 zu individuenbezogenen Beeinträchtigungen).

Tendenziell sind Arten mit hoher Lebenserwartung und geringerer Reproduktionsrate (K-Strategen) und/oder geringeren Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemeinen Gefährdungseinstufung und ohnehin negativer Populationsentwicklung stärker beeinträchtigt als Arten mit geringer Lebenserwartung und hoher Reproduktionsrate (r-Strategen) und/oder großen Beständen im Schutzgebiet bzw. einer allgemein weiten Verbreitung und fehlenden Gefährdung in Deutschland.

Bernotat & Dierschke (2021) haben mit dem sog. Mortalitäts-Gefährdungs-Index (MGI) ein einheitliches Klassifizierungssystem für die Einstufung von Arten hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber zusätzlicher anthropogener Mortalität entwickelt. Über einen gestuften methodischen Ansatz wurden dabei sowohl verschiedene populationsbiologische Parameter wie die Mortalitätsrate, das maximale Lebensalter, das Alter beim Eintritt in die Reproduktion, das Reproduktionspotenzial, die Reproduktionsrate sowie Bestandsgröße und Bestandstrend der Arten als auch verschiedene naturschutzfachliche Parameter wie z. B. der Gefährdungsgrad, die Häufigkeit, der Erhaltungszustand und die nationale Verantwortlichkeit Deutschlands für die Arten berücksichtigt.

Daraus lassen sich nach einem einheitlichen und nachvollziehbaren Bewertungssystem - auch für Planungs- und Prüfungsentscheidungen - Hinweise zur Relevanz und Erheblichkeit des Verlustes einzelner Individuen ableiten. Die Differenzierung des MGI in 6 Haupt- bzw. 13 Unterklassen dient somit dazu, die Bewertung von Mortalitätsrisiken stärker zu objektivieren.
1166 Kammmolch (Triturus cristatus)
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust Relevanz des Wirkfaktors: 3
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität
5. Erheblichkeitsschwelle Jahr:

o. J.
Seite(n):

Qualifizierung der Quelle:
E
5.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum)
Der Kammmolch (T. cristatus) steht bundesweit auf der Vorwarnliste (Rote Liste V) (Kühnel et al. 2009:264) - vgl. auch die Gefährdungseinstufungen in den jeweiligen Bundesländern (Kühnel et al. 2009:265).

Nach Meyer (2004:184) wird das Höchstalter von Individuen in Gefangenschaft mit 28 Jahren angegeben (Bergmans & Zuiderwijk 1986), das Durchschnitts- und Höchstalter läge in der Natur allerdings wesentlich darunter. Auch die von ihm zitierten Miaud et al. (1993) ermittelten durch skeletochronologische Untersuchungen zwar ein Höchstalter von 17 Jahren, im Durchschnitt lag das Alter jedoch nur bei 4-5 Jahren.

Bernotat & Dierschke (2016) haben die Art im Mortalitäts-Gefährdungs-Index in die MGI-Klasse III.7 eingestuft, was einer "mittleren" Mortalitätsgefährdung entspricht.

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von