Auswahl: Wirkfaktoren


Wirkfaktorengruppe

Definition - Wirkfaktoren

2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung >> 2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege

Länger andauernder (mehr als 3 Jahre) oder dauerhafter bzw. unbefristeter Ausfall bestimmter Nutzungsformen oder charakteristischer Pflegemaßnahmen, die für die Qualität und Funktionsfähigkeit eines Biotops als Habitat für (bestimmte) Arten oder den Charakter bestimmter Lebensraumtypen von ausschlaggebender Bedeutung sind.

Dazu zählt z. B. der Ausfall von bestimmten, in relativ kurzen Abständen stattfindenden Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen in verschiedenen Offenlandlebensraumtypen.

Vergleiche auch Wirkfaktor 2-4 zu "Kurzzeitigen Aufgabe habtatprägender Nutzung / Pflege".

Vertiefende Ausführungen - Wirkfaktoren

2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung >> 2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege

Die projektbedingte Aufgabe von Nutzung und Pflegemaßnahmen kann z. B. aufgrund einer - z. B. durch Verkehrsinfrastruktur (Autobahnen, Schienenwege, Wasserstraßen) hervorgerufenen - eingeschränkten Zugänglichkeit oder Erreichbarkeit der Flächen eintreten. Durch das Abtrennen können zudem (sehr) kleine Restflächen verbleiben, für die eine wirtschaftliche Nutzung kaum bzw. nicht mehr möglich ist.

Die Aufgabe von Nutzung und Pflegemaßnahmen kann zudem durch Veränderungen der Landnutzung und ihrer Rahmenbedingungen oder durch bestimmte Umstrukturierungen von Vorhaben hervorgerufen werden.

Zahlreiche Arten und Lebensraumtypen der Anhänge II bzw. I FFH-RL sowie des Anhangs I bzw. des Art. 4 Abs. 2 VRL sind - zumindest unter heutigen Bedingungen - von einer Nutzung oder Pflege abhängig. Bei den Lebensraumtypen betrifft dies die Erhaltung des Typs als solchen oder aber seines günstigen Erhaltungszustandes (strukturell und hinsichtlich charakteristischer Arten des Lebensraumtyps). In erster Linie sind es Lebensraumtypen und Arten des Offenlandes, die eine Nutzung oder Pflege benötigen. Als bekannte Beispiele können hier bei den Lebensraumtypen Magere Flachland-Mähwiesen (6510), Trockene Sandheiden (2310, 2320) und Artenreiche montane Borstgrasrasen (6230), bei den Arten Weißstorch und Heidelerche genannt werden. Aber auch bei anderen Lebensraumtypen ist ein günstiger Erhaltungszustand z. T. nicht ohne eine Nutzung oder Pflege zu gewährleisten. Entsprechende Angaben sind in FFH-VP-Info dokumentiert.

Auf dem heutigen Stand muss davon ausgegangen werden, dass die Aufgabe habitatprägender Nutzung oder Pflege zu den gravierendsten Gefährdungsursachen bei Lebensraumtypen und Arten zählt (z. B. BFN 1998; zu verschiedenen Lebensraumtypen ROSENTHAL et al. 1998 u. a.).

In jedem Fall ist im Rahmen der jeweiligen FFH-VP für ein Vorhaben eine Prognose der Entwicklung der Lebensraum- bzw. Habitatqualität bei Nutzungsaufgabe zu erstellen und die möglichen Konsequenzen sind abzuschätzen. Wichtige Anhaltspunkte hierfür können Referenzflächen auf vergleichbaren Standorten liefern, für die der Zeitpunkt der Nutzungs- oder Pflegeaufgabe bekannt ist.
ihre meinung

Wenn Sie uns Hinweise auf weitere wissenschaftliche Quellen oder Anregungen zu FFH-VP-Info geben wollen, schreiben Sie eine kurze Notiz an:
dirk.bernotat@bfn.de