Auswahl: Wirkfaktoren


Wirkfaktorengruppe

Definition - Wirkfaktoren

3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren >> 3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse

Veränderungen am Relief bzw. Geländeaufbau oder der Gewässermorphologie (z. B. Form des Gewässerbettes, Uferstruktur). Morphologische Veränderungen, die Änderungen in den Temperaturverhältnissen bzw. andere mikroklimatische Bedingungen zur Folge haben (insbes. Durch Änderung der Exposition) und primär über diese relevant werden, werden unter den Wirkfaktoren 3-5 bzw. 3-6 erfasst.

Folge von Veränderungen der morphologischen Verhältnisse sind insbesondere Veränderungen an Habitatparametern, die für bestimmte Arten wesentlich sein können (z. B. Wasserhaushalt, Struktur).

Vertiefende Ausführungen - Wirkfaktoren

3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren >> 3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse

Veränderungen der morphologischen Verhältnisse sind in den meisten Fällen erst im Kontext mit oder primär über andere Wirkfaktoren relevant (z. B. Wirkfaktoren 3-6, 4-2) und gleichzeitig oft mit Veränderungen der Vegetationsstruktur oder der Bodenverhältnisse verbunden.

Dennoch gibt es Beispiele, bei denen morphologische Veränderungen direkt wirksam werden. In erster Linie ist dies der Fall, wenn das Mikro- oder Makrorelief des Lebensraumes selbst die Nutzung durch eine spezifische Art bedingt. So benötigen Uferschwalben und Eisvögel Steilwände zur Anlage ihrer Brutröhren; die Abflachung eines betreffenden Uferabschnittes wird eine Besiedlung verhindern. Ähnliches gilt für den Uhu, eine weitere Art des Anhangs I VRL. Für ihn ist die Felsstruktur ein wichtiger Faktor bei der Nestanlage (z. B. Sims als Unterlage, Witterungsschutz). Die Herstellung möglichst "glatter" Wände beim Abschluss eines Gesteinsabbaus bzw. im Zuge der Rekultivierung von Steinbrüchen kann zur Aufgabe des Brutplatzes bzw. zu dessen Qualitätsminderung führen.

Darüber hinaus können Fälle eintreten, in denen Veränderungen der morphologischen Verhältnisse zwar mit anderen Wirkfaktoren verbunden, aber langfristig die entscheidenderen sind. Als Beispiel sei ein kleinräumig im Bereich mehrerer Dezimeter Höhe reliefiertes Wiesengebiet einer Aue mit Ausbildungen der Mageren Flachlandmähwiese (6510) erwähnt. Bei relativ hohem Grundwasserstand bedingt das Relief die unterschiedliche Ausprägung der charakteristischen Pflanzengesellschaften entlang der Gradienten von Nährstoff- und Wasserhaushalt. Insgesamt ist der Lebensraumtyp in einem hervorragenden Erhaltungszustand und weist das gesamte Spektrum vom feuchten bis zum trockenen Flügel der Glatthaferwiesen bei entsprechendem Artenreichtum auf. Eine Nivellierung des Reliefs würde hier erhebliche langfristige Beeinträchtigungen nach sich ziehen, während damit verbundene unmittelbare Eingriffe in Vegetationsbestand und Oberboden (Voraussetzung: kein Einbau von Fremdmaterial, Diasporenbank bleibt erhalten) möglicherweise nur kurz- bis mittelfristige Konsequenzen hätten.

Die Prognose möglicher Auswirkungen muss speziell auf die Standort- bzw. Habitatansprüche der jeweiligen Lebensraumtypen, charakteristischen Arten bzw. direkt relevanten Arten nach FFH-RL u. VRL abgestellt werden. Standardmethoden liegen nach derzeitigem Kenntnisstand nicht vor.
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