Auswahl: Wirkfaktoren


Wirkfaktorengruppe

Definition - Wirkfaktoren

5 Nichtstoffliche Einwirkungen >> 5-4 Erschütterungen / Vibrationen

Unterschiedlichste Formen von anlage-, bau- oder betriebsbedingten Erschütterungen oder Vibrationen, die Störungen von Tieren oder Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen hervorrufen können.

Der z. B. durch Schiffsverkehr verursachte Wellenschlag wird dem Wirkfaktor 5-5 zugeordnet.

Vertiefende Ausführungen - Wirkfaktoren

5 Nichtstoffliche Einwirkungen >> 5-4 Erschütterungen / Vibrationen

Erschütterungen bzw. Vibrationen treten z. B. im Rahmen von Bauprozessen unter Einsatz bestimmter Maschinen oder Verfahren (z. B. Rammen, Sprengen, Bohren), beim Betrieb z. B. von Schienenwegen oder Straßen (insbesondere mit Schwerlastverkehr), bei Abbauvorhaben oder an bestimmten Anlagen (zumindest im Nahbereich) auf.

Die möglichen Auswirkungen von Erschütterungen / Vibrationen auf Pflanzen und Tiere werden bislang nur in relativ wenigen Arbeiten differenzierter behandelt.

Bei RASSMUS et al. (2003) werden BYKOV & LYSIKOV (1991) zitiert, die eine Abnahme der Aktivität von Regenwürmern und Maulwürfen in Straßennähe belegen, wofür verkehrsbedingte Vibrationen als Ursache in Frage kommen. Die Autoren zitieren weiterhin: "TABOR (1974) zeigte an einer Autobahn in England, dass Regenwürmer aufgrund von Erschütterungen (Infraschall, 5-80 Hz) ihre Gänge verlassen."

Es stellt sich allerdings die Frage, ob dem Parameter für die Fauna im Nahbereich von anderweitig relevanteren Störquellen (beim Straßenverkehr insbesondere Lärm) überhaupt eine Bedeutung zukommt, zumal die Reichweite entsprechender Erschütterungen / Vibrationen gerade bei Straßen vglw. gering ist.

Erschütterungen können darüber hinaus v. a. bei Vogelarten (insbesondere während der Brutzeit sowie in Rastgebieten mit größerer Anzahl von Tieren), Säugetieren und Reptilien Fluchtverhalten auslösen bzw. Störungen verursachen. In diesem Zusammenhang ist auf Sprengungen bei Gesteinsabbau oder Tunnelvortrieb (Eisenbahn- oder Straßenbau) hinzuweisen, aber auch ein stärkere Vibrationen erzeugender Dauerbetrieb kann zumindest im Nahbereich negative Auswirkungen verursachen (vgl. Erfahrungen im Siedlungsbereich mit S-Bahn-Tunneln). Im Extremfall können Erschütterungen zur Instabilität oder Zerstörung von Habitatbestandteilen führen (z. B. an Felsen oder in Höhlen).

Als in besonderem Maße relevant wird die mögliche Beeinträchtigung von Höhlenquartieren von Fledermausarten eingeschätzt. Hier können stärkere Vibrationen v. a. während der Winterruhe Konsequenzen für die Fitness und Überlebenswahrscheinlichkeit der Individuen durch Störungen haben. Der Einsturz von Höhlen, Stollen etc. kann zum völligen Habitatverlust und zu hohen Individuenverlusten führen.

KÖPPEL et al. (2003a) beziehen sich in ihrer Einschätzung auf mündliche Auskünfte, wonach bei Fischen eine Reaktion auf Vibrationen infolge des Betriebes von Windenergieanlagen in Nord- und Ostsee mit einer Folge der Meidung betroffener Gebiete zu erwarten sei. Sie betonen allerdings, dass bislang keine wissenschaftlich fundierten, allgemeingültigen Aussagen getroffen werden könnten.

Einzelne weitere mögliche Aspekte werden bei den einzelnen Arten angesprochen.

Für die Prognose sind Intensität, Reichweite und Frequenz der Erschütterungen sowie deren Zeitpunkt und Dauer des Auftretens vor dem Hintergrund der Daten zu möglicherweise betroffenen Arten wesentlich. RASSMUS et al. (2003) weisen auf einzelne Prognoseansätze zur Bestimmung der Erschütterungen als solche hin, z. B. bei Schienenwegen (s. ACKVA & NIEDERMEYER 1995).
ihre meinung

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