Erläuterung der Relevanzeinstufung
17 Forstwirtschaft u. Jagd >> Erstaufforstung von Wald >> 2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
Wirkfaktorengruppe: |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Wirkfaktor: |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen |
Relevanz des Wirkfaktors: |
regelmäßig relevant (2) |
Erläuterungen
Die Erstaufforstung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der Vegetations- und Biotopstrukturen. Der Wirkfaktor 2-1 schließt allgemein auch die Neuentstehung von Wald- oder Forstflächen mit einer veränderten Bodenvegetation oder auch Veränderungen von temporären Gewässern ein.
I. d. R. wird durch die Erstaufforstung die Vegetations- und Habitatstruktur vollständig und irreversibel verändert. Dies ist insbesondere relevant, wenn Sonder- oder Grenzertragsstandorte aufgeforstet werden (z. B. Uferstreifen, Moorstandorte, Frisch-, Feucht- und Nasswiesen, Magerrasen, Küsten- und Binnendünen, brachliegendes Ödland, Streuobst- oder Gehölzbestände, Lichtungen, strukturreiche Waldränder oder Heiden). Diese Flächen dienen häufig als (Nahrungs-)Habitat für geschützte Arten.
Bei der Flächenvorbereitung können z. B. die Beseitigung von störender Vegetation, Melioration sowie Bodenbearbeitung, insbesondere durch Vollumbruch, relevante Veränderungen der Vegetations-/Biotopstrukturen darstellen.
Zu Strukturverlusten kommt es weiterhin durch die Bestandeserschließung (Rückegassen, Fahrwege, vgl. Projekttyp "Forstwegebau").
Ggf. können auch auf angrenzenden Flächen durch Tritt, Befahren und Astabbrüche Bestandteile besonders empfindlicher Vegetation beschädigt werden.
Verschlechterung und Verlust von Habitatstrukturen treten auch auf, wenn durch die Pflanzung vormals strukturreiche Wald-Offenland-Linien begradigt und verkürzt werden, Waldlichtungen aufgeforstet werden oder strukturreiche Flächen durch einheitliche Altersklassenwälder ersetzt werden. Unter anderem kann dies zum Verlust von Nahrungshabitaten (z. B. Hasel- und Fledermäuse) und zum Verlust von besonnten Reptilienhabitaten führen (Glandt 2018: 83ff., Szeder et al. 2019, Juskaitis & Büchner 2010: 137, NLWKN o. J.).
Wenn Aufforstungen von Ufergehölzen bis dicht ans Ufer reichen, kann dies Veränderungen von Uferstrukturen mit sich bringen. Durch schematische und enge Pflanzungen wird das Entstehen von Biotopstrukturen auf lange Zeit verhindert (Wilhelm 2009: 16f.).
Je nach Ausgangszustand, vorheriger Flächennutzung und Art der Bestandesbegründung/Aufforstung kann die Strukturvielfalt durch die Erstaufforstung längerfristig auch bereichert werden (vgl. Wilhelm 2009).
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