Erläuterung der Relevanzeinstufung

06 Gewässerausbau >> Stauwerke und Wasserspeicheranlagen >> 4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust


Wirkfaktorengruppe:
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
   
Wirkfaktor:
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
   
Relevanz des Wirkfaktors: 
regelmäßig relevant (2)


Erläuterungen

Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung bzw. Individuenverlust.

Durch den Gewässeraufstau und die mit dem Aufstau verbundene Staumauer ist eine ungehinderte lineare längsgerichtete Durchwanderbarkeit des Gewässers nicht möglich. Durch eine fehlende Aufstiegsmöglichkeit kommt es zu einer sog. Sackgassensituation im Gewässerabschnitt unterhalb des Bauwerkes. Querbauwerke können eine Barriere für die Fischwanderung sowohl diadromer als auch potamodromer Arten darstellen. Zum einen können die Wehre die Migration verzögern, weil die Fische Umgehungswege lokalisieren müssen. Durch die Lokalisationsversuche der Fischaufstiegsanlage kann es zu Zeit- und Energieverlusten der Tiere kommen, was wiederum zu Individuenverlusten führen kann (Dumont et al. 2005). Zum anderen wird die Wanderzeit verlängert aufgrund der verringerten Wassergeschwindigkeit im Staubereich oder der Wanderung über das Wehr selbst. Folgen sind ein höherer Energieaufwand, eine Umkehrung der Smoltifikation bei Lachsen und eine verspätete Ankunft im Mündungsbereich anadromer Fischarten (Plumb et al. 2006). Auch gut funktionierende Fischaufstiegsanlagen führen zur Verzögerung der Migration sowie teilweise einem Wanderungsabbruch, v. a. wenn mehrere Pässe hintereinander passiert werden müssen (Dönni et al. 2016, Ewert 2019). Der verlängerte Aufenthalt im Stauraum kann außerdem wegen fehlender Durchwanderbarkeit zu einem erhöhten Prädationsdruck führen (z. B. durch Reiher und Kormoran, Dumont et al. 2005). Durch die Behinderung der Wanderung kann es zum Notlaichen potamodromer Arten kommen mit Folgen eines verringerten Brutaufkommens (z. B. Barbe und Bachforelle, Dumont et al. 2005). Von der Barrierewirkung sind nicht nur Wanderfische betroffen, sondern auch bspw. Barben, Barsche und Nasen, die auf fließendes Wasser zur Nahrungsbeschaffung angewiesen sind. Gleiches gilt für Filtrierer wie Köcher- und Steinfliegenlarven (Ewert 2019).

Durch Verarmung der aquatischen Flora und Fauna in der Ausleitungsstrecke kommt es zum verringerten Angebot von Nährtieren, was wiederum zur Verminderung des Fischbestandes führen kann (Dumont et al. 2005).

Ebenso kommt es durch die Schaffung des künstlichen Gewässers zu einer Barrierewirkung für terrestrische bodengebundene Tierarten.


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