Erläuterung der Relevanzeinstufung

18 Fischereiwirtschaft >> Binnenfischerei >> 8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten


Wirkfaktorengruppe:
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
   
Wirkfaktor:
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten
   
Relevanz des Wirkfaktors: 
gegebenenfalls relevant (1)


Erläuterungen

Die Binnenfischerei führt aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Förderung bzw. Ausbreitung gebietsfremder Arten.

Der Fischbesatz (Hegepflicht) ist u. a. in den Fischereiverordnungen geregelt. Er muss an das jeweilige Gewässer und seine Arten angepasst erfolgen. Gebietsfremde oder gentechnisch veränderte Arten dürfen generell nicht bzw. nur unter Vorbehalt der Landesfischereibehörde besetzt werden. Eine Kontrolle der Einhaltung der Regelungen ist aber kaum möglich (Lewin et al. 2010: 39f.). Dies kann vor allem durch den Erwerb von Mischbesatz bei Fischzüchtern passieren (Laufer & Wollenzin 2011).

Durch den Besatz mit gebietsfremden Arten kann es zu Habitatveränderungen kommen, z. B. durch das Wühlen von Karpfen im Sediment auf der Suche nach Nahrung. Dabei kann der illegale Besatz mit Graskarpfen zum Verschwinden der Laichkrautvegetation (für Fische) bzw. Deckungsstrukturen (für junge Fische, Amphibienlarven, Wasserschnecken usw.) führen (Laufer & Wollenzin 2011).

Des Weiteren kommt es zur Konkurrenz zwischen Zucht- und Wildfischen um Nahrungsressourcen und Laichplätze. Wildfische, Amphibien sowie Wirbellose leiden unter Prädation durch eingesetzte Raubfische (z. B. Sonnenbarsch als Kaulquappenprädator, Laufer & Wollenzin 2011).

Da es bei Fischen leicht zu inner- wie zwischenartlichen Hybridisierungen und der Introgression von Genen kommen kann, verursacht der Fischbesatz ggf. Verluste des indigenen Genpools, der genetischen Variabilität sowie Inzuchteffekte. Dies kann zum genetischen Aussterben der lokalen Art führen. Eine Neukombination der Gene kann außerdem zum Verlust der lokalen Adaptation führen, sodass die Fitness der lokalen Population gefährdet wird (Auskreuzung). Diese Homogenisierung der genetischen Diversität verringert das evolutionäre Potenzial der betreffenden Art.

Das Ausbringen von bestimmten, als Köder genutzten Regenwürmern durch die Freizeitfischerei kann bei Arten mit invasiven Eigenschaften ggf. Veränderungen im Empfängerhabitat zur Folge haben (Lewin et al. 2010: 116ff.).

"Die Zahl nicht einheimischer Arten im Süßwasser in Deutschland wird [...] mit 95 angegeben, davon wurde ein Drittel für die Aquakultur und der Rest für die kommerzielle und Freizeitfischerei sowie andere Zwecke (Biomanipulation, Unfälle, Gartenteiche, illegal etc.) eingeführt. [...] Davon werden 14 als fest etabliert angesehen" (Deutscher Bundestag 2008: 10).


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