Erläuterung der Relevanzeinstufung

16 Landwirtschaft u. Gartenbau >> Ausbringung von Pestiziden auf Anbauflächen >> 8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)


Wirkfaktorengruppe:
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
   
Wirkfaktor:
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)
   
Relevanz des Wirkfaktors: 
regelmäßig relevant (2)


Erläuterungen

Das Ausbringen von Pestiziden führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen.

Pestizide wirken häufig nicht nur auf Zielorganismen, sondern auch auf andere Lebewesen (Nichtzielorganismen) direkt und indirekt.

Indirekte Schädigungen entstehen beispielsweise durch ein vermindertes Nahrungsangebot (z. B. Fledermäuse, Vögel: Fürste et al. 2017: 3f.; Insekten: Brühl 2017: 37f., UBA 2018, Freier et al. 2017: 49) oder auch verminderte Bestäubungsaktivität bei Blütenpflanzen (Schäffer et al 2018: 19). Auch bei Einhaltung der Anwendungsbestimmungen können beim großflächigen Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln mit Luftfahrzeugen erhebliche Beeinträchtigungen durch die Verknappung des Nahrungsangebots auftreten (UBA & BfN 2018: 13).

Pestizideinsatz in der Landwirtschaft ist eine wichtige Ursache des Biodiversitätsrückganges, insbesondere in der Agrarlandschaft (SRU 2016: 14, Schäffer et al. 2018: 19, UBA 2018, Freier et al. 2017). Beeinträchtigungen treten insbesondere bei Feldvögeln, Insekten, Amphibien und Wildkräutern auf (SRU 2016: 14, Freier et al. 2017). Bei isolierten oder reliktischen Populationen kann Pestizideinsatz zu bestandsgefährdenden Beeinträchtigungen führen (UBA & BfN 2018: 11f.). Ökosystemare Wirkungen von Pestiziden werden im Zulassungsverfahren nicht geprüft (Brühl & Zaller 2019).

Pestizide werden durch Wind- und Wasserverdriftung auf Flächen/Wasserkörper außerhalb der Anwendungsfläche verlagert (Freier et al. 2017). Auch bei der Ausbringung von gebeiztem Saatgut können Beizstäube verdriftet werden (UBA 2018). Insbesondere an Feldsäumen (Schmitz et al. 2014, zit. in Brühl 2017: 36, Freier et al. 2017: 48) und in Gewässern (vgl. Wirkfaktor 3-4) kommt es zu negativen Auswirkungen durch die Verdriftung von Pestiziden. Beim Ausbringen von Pestiziden mit Luftfahrzeugen kann es (v. a. bei unsachgemäßer Anwendung) auch zu großflächigeren Beeinträchtigungen angrenzender Gebiete kommen (UBA & BfN 2018).

Insektizide deren Wirkung darin besteht, dass sie von Pflanzen aufgenommen werden (z. B. Neonicotinoide), können sich negativ auf Bestäuber (auch auf Nachbarflächen) auswirken (Morgen & Lundgren 2016). Des Weiteren führt der breitflächige Einsatz von Insektiziden zu einem Vorteil für (durch zufällige Mutationen entstandene) resistente Individuen, die sich daraufhin nicht mehr bekämpfen lassen und zu einem Einsatz anderer Insektizide führen können (Teufelskreis).


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