Erläuterung der Relevanzeinstufung
13 Sonstige emittierende Anlagen >> (Intensiv-)Haltung und Aufzucht von Tieren >> 6-8 Endokrin wirkende Stoffe
Wirkfaktorengruppe: |
6 Stoffliche Einwirkungen |
Wirkfaktor: |
6-8 Endokrin wirkende Stoffe |
Relevanz des Wirkfaktors: |
regelmäßig relevant (2) |
Erläuterungen
Arzneimittelrückstände und endokrin wirkende Stoffe sind bei Anlagen zur Intensivtierhaltung als Wirkfaktor regelmäßig relevant.
In der Tier-Intensivhaltung werden Pharmaka zur Prophylaxe und Therapie mit dem Trinkwasser bzw. dem Futter, in Tauchbädern und zum Aufsprühen (gegen Ektoparasiten) oder mittels Injektionen verabreicht: z. B. Antibiotika, weitere antibakterielle Mittel, Antiseptika, Kokzidiostatika, Antihelminthika, Antituberkulotika, Mykotoxine, Pyrethroide, Zinkoxid und Entzündungshemmer (LUA 2001: 28ff.). Des Weiteren können Beruhigungsmittel, Masthilfsmittel (z. B. Stilbene, Tyreostatika, Steroide, Beta-Antagonisten), Farbstoffe, Zusätze zur Verbesserung des Futtergeruchs, -aussehens und -geschmacks sowie verdauungsbeeinflussende Enzyme (bei Schweinen) dem Futter beigemischt werden (UBA 2003: 68). Dabei handelt es sich oft um deutlich größere Mengen als bei Humanmedikamenten, da Dosierungen für Tiere i. d. R. höher sind (UBA 2016: 61). Arzneiverschreibungen bei Schweinen dominieren gegenüber denen bei Rindern aufgrund deren Sperrzeit während der Zeiten der Milchabgabe (LUA 2001: 8).
Die Arzneimittel und deren Metaboliten gelangen zu 82 % bei der Stallhaltung über den Haupteintragspfad der Wirtschaftsdüngerausbringung und zu 18 % direkt bei Weidehaltung in Boden und Fließgewässer (UBA 2018a: 24). Wieviele und welche Rückstände aus Tierarzneien letztlich in die terrestrischen und aquatischen Ökosysteme gelangen, wird daher wesentlich von den Verfahren bei der Lagerung und Verteilung des Wirtschaftsdüngers bestimmt (UBA 2021). Auch mit Staub und Bioaerosolen in der Abluft von Tierhaltungen können Pharmazeutika in die Umwelt gelangen (z. B. Seedorf & Hartung 2002: 142), mit dem betrieblichen Abwasser, z. B. bei der Entsorgung großer Mengen an antiparasitischen Tauchbädern.
Von den insgesamt ca. 430 in der BRD zugelassenen Tierarzneiwirkstoffen werden etwa 270 als umweltrelevant eingestuft (UBA 2018a: 23). Über Defizite, die in Deutschland nach wie vor in der Transparenz der Anwendung von Antibiotika, Antiparasitika, Hormonen und Schmerzmitteln etc. in der Nutztierhaltung bestehen, vgl. z. B. UBA (2021: 94f.).
|
Wenn Sie uns Hinweise auf weitere wissenschaftliche Quellen oder Anregungen zu FFH-VP-Info geben wollen, schreiben Sie eine kurze Notiz an:
|