FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz

Wirkfaktoren des Projekttyps

11 Rohstoffgewinnung >> Braunkohlentagebau

Bemerkung: Anlagen für den Braunkohletagebau verursachen sehr großflächige oberirdische Eingriffe. Die Braunkohle lagert in Deutschland in bis zu mehreren 100 m Tiefe, so dass entsprechend tiefe Tagebaugruben geschaffen werden müssen. In Deutschland müssen pro Tonne Braunkohle im Durchschnitt etwa weitere acht Tonnen Abraum ausgebaggert und verfrachtet werden (UBA 2016).

Zur technischen Ausstattung der Braunkohletagebauanlagen gehören z. B. Braunkohlebagger, Transportanlagen und Transportfahrzeuge, Aufbereitungsanlagen zur Weiterbearbeitung der geförderten Braunkohle, Betriebswerkstätten, Materiallager, Sozial- und Verwaltungsgebäude. Hinzu kommen Abraumhalden für das Bergematerial (siehe hierzu speziell den Projekttyp "Abraumhalde").

Die Ausbaggerung der Braunkohle und des Deckgebirges erfolgt im Trockenabbauverfahren. Dies bedeutet, dass innerhalb der Tagebaugrube das Grundwasser bis unter die Grubensohle abgesenkt werden muss. Entsprechend umfangreiche Grundwasserpumpen, Grundwassersperren und Einleitungen in Oberflächengewässer sind erforderlich.

Zu den möglichen baubedingten Vorhabensbestandteilen zählen u. a. Zufahrten, Baustraßen, Baustelle bzw. Baufeld, Materiallagerplätze, Maschinenabstellplätze, Baumaschinen und Baubetrieb, Baustellenverkehr und Baustellenbeleuchtung.

Mögliche betriebsbedingte Beeinträchtigungen sind v. a. mit dem Abbauvorgang selbst und innerbetrieblichen sowie Lieferverkehren verbunden. Hierzu zählen u. a. stoffliche Emissionen (Nähr- und Schadstoffe, Stäube, Eiseneinträge in Oberflächengewässer) und nichtstoffliche Wirkungen (optische und akustische Störwirkungen, Erschütterungen, mechanische Einwirkungen). Weiterhin kann es zu betriebsbedingten Individuenverlusten kommen.

Wirkfaktoren
Relevanz
Erläuterungen
1 Direkter Flächenentzug
1-1 Überbauung / Versiegelung2 Braunkohletagebau führt regelmäßig zur anlagebedingten Überbauung/Versiegelung von Flächen.

Zu den typischen Vorhabensbestandteilen, die eine Überbauung/Versiegelung verursachen, zählen vor allem Straßen, Betriebsflächen und Abraumhalden für Boden oder für nicht verwendbare Deckschichten.
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen2 Durch Braunkohletagebau kommt es innerhalb des Abbaugebietes und im Bereich der übrigen Vorhabensbestandteile, v. a. Straßen und Betriebsflächen, regelmäßig und großräumig zur direkten Veränderung von Vegetations- bzw. Biotopstrukturen. Dies schließt neben der Beseitigung auch Pflanz- oder sonstige landschaftsbauliche Maßnahmen im Sinne einer Neuschaffung ein, die lokal zu einer veränderten Pflanzendecke führen. Dies betrifft insbesondere auch den Tagebaubereich selbst sowie Abraumhalden, die nach Beendigung des Haldenbetriebs rekultiviert werden.
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik1 Beim Braunkohletagebau kann es aufgrund verschiedener oberirdischer Vorhabensbestandteile (s. unter Bemerkung) zum Verlust oder zur Änderung charakteristischer Dynamik kommen. Allerdings kommt es in der Regel innerhalb des Abbaugebietes und im Bereich von Abraumhalden sowie der Straßen und Betriebsflächen zu einem Komplettverlust bestehender Vegetationsstrukturen.
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung1 Je nach Folgenutzung kann im Bereich der rekultivierten Flächen (Abbaubereich, Halden) eine Intensivierung der land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung entstehen.
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege1 Zur kurzzeitigen Aufgabe habitatprägender Nutzung/Pflege von Lebensräumen kann es wegen erschwerter Zugänglichkeit z. B. aufgrund baubedingter Sperrungen oder Barrieren kommen.
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege1 Zur (länger) andauernden Aufgabe habitatprägender Nutzung/Pflege von Lebensräumen kann es aufgrund anlagebedingter und somit dauerhafter Zerschneidung oder Barrieren kommen. Durch das Abtrennen können zudem (sehr) kleine Restflächen verbleiben, für die eine wirtschaftliche Nutzung kaum bzw. nicht mehr möglich ist.
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes2 Durch Braunkohletagebau kommt es innerhalb des Abbaugebietes regelmäßig zu massiven und großräumigen Veränderungen der Boden- und Untergrundverhältnisse, die vor allem durch großflächigen und tiefgründigen Ab- und Auftrag sowie Vermischung des abgegrabenen Gesteins und Bodenmaterials hervorgerufen werden (Tiefen von bis zu 400 m).

Bei Braunkohletagebau kommt es regelmäßig durch die Errichtung von Dichtwänden zu Grundwasserabsenkungen, die deutlich unter der Lagerstätte des zu gewinnenden Rohstoffs liegen und damit zu großräumigen Veränderungen (Absenkungstrichter) der physikalischen und hydrologischen Verhältnisse des Untergrundes.

Im Bereich von Abraumhalden kommt es aufgrund der Vorbereitung des Untergrundes, z. B. Untergrundabdichtung, Drainage, ebenfalls zu einer Änderung der Bodenverhältnisse.
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse2 Braunkohletagebau führt im Abbaugebiet und im Bereich der Abraumhalden regelmäßig zur Veränderung morphologischer Verhältnisse. Die Landschaft mit ihrer natürlichen Geländeoberfläche wird grundlegend und nachhaltig verändert. Es entstehen Tagebaugruben von mehreren Quadratkilometern Größe und Tiefen bis zu 400-500 m. Neben dem großflächigen Abtrag von Boden- und Gesteinsmaterial kommt es lokal zu Bodenauftrag und Einebnung. Durch die Veränderungen der morphologischen Verhältnisse ergeben sich auch regelmäßig Veränderungen durch Grundwasserabsenkung.

Zudem kommt es durch die umfangreichen Massendefizite- und -verlagerungen regelmäßig zu statischen Veränderungen und damit zu Veränderungen der Morphologie. Entsprechende Veränderungen können sich sowohl im Bereich der Liegendschichten innerhalb der Abbaustätte als auch in angrenzenden Gesteinen einstellen; ebenso können sich derartige Veränderungen aus der Auflast von Abraumhalden ergeben.
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse2 Braunkohletagebau führt grundsätzlich zur Veränderung der hydrologischen/hydrodynamischen Verhältnisse. Aufgrund der Lagerung der Braunkohle in größerer Tiefe (100 bis 500 m) und der Fördertechnik im Trockenabbauverfahren sind großräumige Grundwasserabsenkungsmaßnahmen erforderlich, die einen großräumigen Grundwasserabsenkungstrichter verursachen, der weit in die Umgebung der eigentlichen Abbaugrube hineinwirkt.

Insbesondere bei gespannten Grundwasserleitern in den tieferen Schichten erfolgt eine Reduzierung des Drucks mit weitreichenden Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Mittelbar kann es neben Auswirkungen auf das Grundwasser z. B. zum Trockenfallen von Feuchtgebieten und Wasserläufen oder zur Verringerung der Wasserführung in Oberflächengewässern kommen.

Weitere weitreichende Veränderungen der hydrologischen/hydrodynamischen Verhältnisse ergeben sich regelmäßig aufgrund der Einleitung des geförderten Grundwassers in Oberflächengewässer sowie durch die bau- und/oder anlagebedingte Verlegung von Oberflächengewässern sowie aufgrund der Folgenutzung ehemaliger Braunkohletagebauflächen, z. B. durch die Neuschaffung von Seen.

Eine Reduzierung der flächenhaften Ausdehnung von Grundwasserabsenkungstrichtern wird teilweise durch in den Untergrund künstlich eingebrachte Grundwassersperren erreicht. Hierbei wird die natürliche Grundwasserdynamik ebenfalls erheblich verändert.
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit)2 Braunkohletagebau führt durch verschiedene Vorhabensbestandteile/-prozesse regelmäßig zu Veränderungen der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit).

Die Grundwasserabsenkung ist i. d. R. mit der Einleitung von Sümpfungswasser in Oberflächengewässer verbunden. Hieraus können sich Belastungen mit Sulfat und Chlorid ergeben (UBA 2017). Die eingeleiteten Wassermengen können wegen ihrer Quantität, Qualität und der vom Gewässer abweichenden Wassertemperatur den Gewässerzustand deutlich verschlechtern.

Durch den Braunkohlentagebau kommt es zudem zu Eiseneinträgen in die Oberflächengewässer. Nachdem das Eisen durch den Kontakt mit Sauerstoff oxidiert und damit im Wasser unlöslich wird, kommt es zu einer "Verockerung" (Eisenhydroxid) durch Sedimentation. Diese hat negative Auswirkungen auf die Fischfauna und die wirbellosen Tiere der Gewässersohle aufgrund verminderter Sauerstoffaufnahme (bis zum Tod). Es kommt ggf. zur Schädigung des Nahrungsnetzes durch Veränderung der Oberflächen natürlicher Hartsubstrate (Steine und Totholz) und damit zum Entzug der Nahrungsgrundlage (Algen, Pilzaufwuchs) für wirbellose Tiere.

Im Bereich von Abraumhalden können durch Oxidation von Pyrit (Eisendisulfid) Säuren, Eisen und Sulfat freigesetzt werden, ggf. können auch Schwermetalle mobilisiert werden. In Abhängigkeit vom örtlich anstehenden Deckgebirge und bei Kontakt mit Grundwasser kann die Bildung von Schwefelsäure mittel- bis langfristig zur Versauerung von Oberflächengewässern führen (Wohlrab et al. 1995).
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse1 Braunkohletagebau kann aufgrund verschiedener Wirkfaktoren zur Veränderung von Temperaturverhältnissen führen.

Bei direkter Sonneneinstrahlung kommt es innerhalb der vegetationsarmen Abbaugruben zu einer starken Erwärmung. Im Winter und in Strahlungsnächten sammelt sich Kaltluft. Die Böschungen sind je nach Exposition entweder besonnt und damit wärmer als die Umgebung oder verschattet und damit kälter als die Umgebung.

Großflächige Abholzungen und Anschnitte vormals geschlossener Gehölzbestände bewirken erhöhten Lichteinfall und wärmere, trockenere mikroklimatische Verhältnisse. Wirksam sind vor allem die Exposition und die (reflexionswirksame) Farbe von Gestein und Rohboden sowie deren Wärmeleitfähigkeit.

Einleitungen von anders temperiertem Sümpfungswasser in Oberflächengewässer kann Temperaturänderungen im Gewässer zur Folge haben. Diese sind durch gesetzliche Grenzwerte beschränkt.

Ebenso kann es an betroffenen Oberflächengewässern durch Freistellungen in Uferbereichen, aber auch durch veränderte Gewässerführungen und reduzierte Fließgeschwindigkeiten zur mittelbaren Erwärmung kommen.

Die meist in vielen Abbaugebieten zurückbleibenden und im Vergleich zur ursprünglichen Landschaft tiefen und allseitig geschlossenen Hohlformen können einen dauerhaften Einfluss auf das Mikroklima, u. a. auch hinsichtlich der Temperaturen ausüben.

Bei einigen Abbauvorhaben wird das Tagebauloch nach Beendigung des Tagebaubetriebs geflutet. Die neu entstehenden Wasserflächen nach Bauende führen ebenfalls zu einer deutlichen Veränderung des Geländeklimas. Seeoberflächen haben einen ausgleichenden Einfluss auf die Lufttemperatur (im Sommer kühler, im Winter wärmer) und erhöhen die Luftfeuchtigkeit.
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren2 Braunkohleabbau führt aufgrund der massiven Eingriffe in die Landschaft zu irreversiblen Veränderungen der abiotischen Standortverhältnisse, wie in den Wirkfaktoren 3-1 bis 3-5 beschrieben.

An den Böschungsbereichen sowie auf der Grubensohle verändern sich je nach Bewuchs die Belichtungs- und Verschattungsverhältnisse und damit die Temperaturbedingungen. Ebenso kommt es bei Verlegung oder Neuschaffung von Gewässern zu veränderten Belichtungsverhältnissen, da der gewässerbegleitende Gehölzbewuchs nicht (mehr) vorhanden ist.
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Beim Braunkohletagebau können baubedingte Barriere- oder Fallenwirkungen bzw. Individuenverluste im Abbaugebiet u. a. durch Baustellen- und Baustraßenverkehr auf Wegen und Straßen, Betriebsflächen, Aufschüttungen sowie innerhalb von Anlagen (z. B. Gullys, Schächten, Gruben, Becken) mit Fallenwirkung für bodengebundene Arten oder ggf. durch Hilfsbauwerke und Kräne auftreten.

Individuenverluste können z. B. auch im Rahmen der Baufeldfreimachung bzw. -räumung (Vegetationsbeseitigung, Baumfällungen, Bodenabtrag etc.) auftreten.
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität2 Beim Braunkohletagebau sind regelmäßig anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkungen bzw. Individuenverluste zu erwarten.

Barrierewirkungen entstehen in der Regel durch großflächige Abbaugebiete, massive Baukörper oder Zäune, anderseits durch veränderte standörtliche oder strukturelle Bedingungen (z. B. vegetationsfreie, versiegelte Flächen). Zusätzlich können andere Störfaktoren der Wirkfaktorgruppe 5 zur Meidung bestimmter Bereiche führen und somit eine Barrierewirkung verstärken.

Die Tötung von Tieren (z. B. Vögel, Amphibien, Insekten) ist i. d. R. auf die Kollision mit baulichen Bestandteilen des Vorhabens zurückzuführen oder darauf, dass Tiere aus fallenartig wirkenden Anlagen (z. B. Gullys, Schächten, Gruben, Becken) nicht mehr entkommen können und darin verenden.
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Durch Braunkohletagebau können Barriere- oder Fallenwirkungen bzw. Individuenverluste verursacht werden: Betriebsbedingte Individuenverluste können z. B. durch innerbetriebliche Transporte sowie Liefer- und Entsorgungsverkehr auf dem Betriebsgelände und den Zufahrtsstraßen entstehen. Auch die Unterhaltung der Betriebs- und Verkehrsflächen (z. B. Baumschnitt, Winterdienst) kann ggf. Tierverluste verursachen.
5 Nichtstoffliche Einwirkungen
5-1 Akustische Reize (Schall)2 Beim Braunkohletagebau treten regelmäßig Schallemissionen mit Störwirkungen auf, die z. B. zur Vertreibung empfindlicher Tierindividuen und -arten führen.

Bei den relevanten Vorhabensbestandteilen handelt es sich vor allem um den Abbaubetrieb (i. d. R. Dauerbetrieb), z. B. mit Schaufelradbaggern und entsprechenden Förderbandanlagen oder Eisenbahnzügen für den Abtransport von Braunkohle und Abraum. Weitere regelmäßig relevante Vorhabensbestandteile sind Fahrzeuge und Maschinen, die eingesetzt werden, um den Abbaubetrieb vorzubereiten bzw. geordnet zu beenden. Temporäre Schallemissionen ergeben sich z. B. während der Errichtung von Dichtwänden zur Absenkung des Grundwasserstandes.

Mögliche relevante Vorhabensbestandteile sind regelmäßig auch Verlegungen von Infrastruktureinrichtungen (z. B. Bahn, Straßen, Freileitungen) mit entsprechenden bau- und betriebsbedingten visuellen Wirkungen.
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht)2 Durch den Braunkohletagebau kommt es im Sichtbereich der Betriebsanlagen regelmäßig zu visuellen Wirkungen und z. B. zum Verlust von Teil- oder Gesamtlebensräumen von empfindlichen Vogelarten, da durch die Herstellung neuer Vertikalstrukturen eine Einengung des Sichtraumes erfolgt (Kulissenwirkung).

Mögliche relevante Vorhabensbestandteile sind regelmäßig auch Verlegungen von Infrastruktureinrichtungen (z. B. Bahn, Straßen, Freileitungen), aber im Extremfall auch ganzen Siedlungen, mit entsprechenden bau- und betriebsbedingten visuellen Wirkungen.
5-3 Licht2 Durch den Braunkohletagebau kommt es regelmäßig zu Lichtemissionen mit Störwirkungen für empfindliche Tierarten und -individuen.

Relevante Vorhabensbestandteile (siehe auch Wirkfaktor 5-1) im Abgrabungsgebiet sind vor allem der Abbaubetrieb, Fahrzeuge und Maschinen, Transport und ggf. Verarbeitungsanlagen.
5-4 Erschütterungen / Vibrationen2 Im Zuge des Bauprozesses und des Abbaubetriebes kommt es regelmäßig zu Erschütterungen und Vibrationen im Umfeld der eingesetzten zum Teil sehr schweren Maschinen bzw. entsprechender Verfahren.
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)2 Beim Braunkohletagebau sind mechanische Einwirkungen als Wirkfaktor regelmäßig relevant.

Mechanische Einwirkungen auf Böden, Bodenfauna und Vegetation können u. a. durch hohe mechanische Bodenbelastungen aus dem Abbaubetrieb (z. B. Befahren mit schweren Fahrzeugen) resultieren oder sich infolge des Baues und Betriebes von Dichtwänden zur Grundwasserabsenkung ergeben.
6 Stoffliche Einwirkungen
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag1 Braunkohletagebau kann grundsätzlich zu relevanten Schadstoffemissionen führen. Relevant sind dabei insbesondere die Emissionen der eingesetzten Maschinen und Fahrzeuge. Relevant sind vor allem Stickoxide und Ammoniak.
6-2 Organische Verbindungen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-3 Schwermetalle1 Durch den Braunkohlentagebau kann es z. B. im Bereich von Halden durch die Bildung von sauren Wässern zur Mobilisierung von Schwermetallen in größerem Umfang kommen. Durch das saure Wasser gelöste Schwermetalle können v. a. zu Schädigungen von aquatischen Ökosystemen führen.
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe1 Braunkohletagebau kann grundsätzlich zu relevanten Schadstoffemissionen führen. Relevant sind dabei insbesondere die Emissionen der eingesetzten Maschinen und Fahrzeuge. Relevant sind vor allem stickstoffhaltige Spurenstoffe (Stickoxide, Ammoniak - siehe Wirkfaktor 6-1 -) und Feinstaub. In Boden und Wasser können die für den Maschinenbetrieb eingesetzten Betriebsstoffe (Treibstoffe, Schmierstoffe) gelangen, soweit mit ihnen unsachgemäß umgegangen wird.

Weitaus bedeutsamer sind die Schadstoffemissionen aus der energetischen Nutzung der gewonnenen Braunkohle. Dies ist allerdings eine indirekte Wirkung, die nicht dem Braunkohletagebau direkt zuzuschreiben ist, sondern den Betrieb der entsprechenden Kraftwerke betrifft.
6-5 Salz0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente)2 Durch den Braunkohlentagebau kommt es regelmäßig zu Eiseneinträgen in Oberflächengewässer.

Nachdem das Eisen durch den Kontakt mit Sauerstoff oxidiert und damit im Wasser unlöslich wird, kommt es im Gewässer zu einer Sedimentation der Eisenhydroxid-Partikel am Gewässergrund ("Verockerung") (siehe auch Wirkfaktor 3-4).
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-8 Endokrin wirkende Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-9 Sonstige Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7 Strahlung
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
8-1 Management gebietsheimischer Arten1 Es können sich indirekte Auswirkungen auf das Management gebietsheimischer Arten ergeben, wenn z. B. lage- oder zerschneidungsbedingte Änderungen der jagdlichen Praxis resultieren oder wenn dadurch etwa Neuzuweisungen von Flächen für die Imkerei erforderlich werden.
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten1 Wenn bei der Bepflanzung und Pflege von Nebenflächen innerhalb des Betriebsgeländes und/oder im Rahmen der Rekultivierung gebietsfremde Arten oder Genotypen eingebracht und gefördert werden, kann im Weiteren ihre etwaige Ausbreitung im Abbaugebiet und in umliegende Flächen erfolgen.
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
9 Sonstiges
9-1 Sonstiges0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Leitfäden / Literatur zu diesem Projekttyp

Müller-Pfannenstiel, K., Tränkle, U., Beißwenger, T. & Müller, W. (2003): Empfehlungen zur naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung bei Rohstoffabbauvorhaben. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.), Landwirtschaftsverlag, Münster, 149 S.

Umweltbundesamt (UBA) (2016): Die Nutzung natürlicher Ressourcen. Bericht für Deutschland 2016.

Umweltbundesamt (UBA) (2017): Daten und Fakten zu Braun- und Steinkohlen. Hintergrund.

Wohlrab, B., Ehlers, M., Günnewig, D. & Söhngen, H.-H. (1995): Oberflächennahe Rohstoffe - Abbau, Rekultivierung, Folgenutzung - im Spannungsfeld zwischen gesicherter Versorgung und Umweltvertraeglichkeit. G. Fischer Verlag, Jena, Stuttgart, 304 S.

Relevanz des Wirkfaktors

0 (i. d. R.) nicht relevant
1gegebenenfalls relevant
2regelmäßig relevant

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von