FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz

Wirkfaktoren des Projekttyps

17 Forstwirtschaft u. Jagd >> Rodung von Wald

Bemerkung: Der Projekttyp umfasst flächenhafte Hiebsmaßnahmen zur Durchforstung oder Auflichtung oberer bzw. unterer Bestandsschichten; bei Zwangsnutzungen, z. B. nach Schädlingskalamitäten oder Stürmen; in der Endnutzungsphase zur Holzernte; zur planmäßigen Umwandlung von Wald in andere Nutzungsformen und auch die stammweise Entnahme von Gehölzen (z. B. Wertholzbäumen, Pioniergehölzen, nicht LRT-gerechten Gehölzen, Freistellung von Einzelbäumen). Der Projekttyp wird im Folgenden kurz mit "Holzeinschlag" bezeichnet. Der Holzeinschlag erfolgt je nach Betriebsart/Waldbausystem.

Im Hochwald erfolgt er als Kahlhieb (Schläge +/- großflächig nicht unter 0,5 ha, entweder in unregelmäßig ausgebildeten oder in geometrischen Formen, z. B. Streifenkahlhieb; Saumhieb; Lochhieb; Zweihiebig incl. Überhaltbetrieb). In vielen Bundesländern und EU-Ländern unterliegen Kahlschläge stark einschränkenden gesetzlichen Bestimmungen. Als wenig konfliktträchtig können z. B. kleinflächige Kahlschläge zur Verjüngung von Lichtbaumarten (Eiche) in alten bodensauren Eichenwäldern oder Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald oder zur Schaffung von Ausblicken in Erholungswäldern gelten.

Im Plenterwald erfolgt der Einschlag i. d. R. einzelstamm- oder gruppenweise als Schirmschlag (gleichmäßige Auflichtung über die Fläche) oder Femelschlag (unregelmäßige Auflichtungen) u. a.

Zu den möglichen Arbeitsschritten zählen insbesondere:

- Baumfällung;

- erste Bearbeitung, z. B. Entastung, Entwipfelung, Aufteilung des Stammes, Entrindung, Ganzbaumnutzung mit Vollerntemaschinen (Harvestern), auch Hackschnitzelerzeugung, z. B. unter Einsatz von Feldhäckslern oder Hackschnitzelharvestern, Sortierung;

- das Holzrücken oder anderweitiger Transport aus dem Bestand (z. B. mit Forwardern, in Hanglagen per Seilzugverfahren, per Hubschrauber).

In diesem Projekttyp wird auch die Anlage der Feinerschließung ohne Bodenbewegung, durch unbefestigte Rückegassen oder Seillinien (lineare Öffnungen von Wäldern in Hanglagen zur Holzbringung mit Seilkrananlagen) bewertet. Hinzu kommen das Auslegen vernässter Stellen mit Reisigmatratzen, Ast- und Kronenmaterial oder Knüppellagen. Schutzgebiete und ökologisch hochwertige Strukturen, wie Altholzinseln, Naturwaldreservate, Waldbiotopflächen, Prozessschutzzonen, Biotopbäume, Moore, Dolinen und Quellbereiche sollen i. d. R. nicht durch Rückegassen erschlossen werden (vgl. LWF 2017).

Lkw-befahrbare Wege (Forstwege), aber auch Wege des Feinerschließungsnetzes, soweit beim Bau der Wege Bodenbewegung notwendig ist (Rückewege, vgl. LWF 2017), werden im Projekttyp "Forstwegebau" behandelt.

Wirkfaktoren
Relevanz
Erläuterungen
1 Direkter Flächenentzug
1-1 Überbauung / Versiegelung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen2 Rodung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die direkte Veränderung von Vegetations- bzw. Biotopstrukturen.

Werden Biotopbäume gefällt, können dadurch z. B. lebensraumtypische Strukturangebote für Organismen wegfallen. Biotop- oder Habitatbäume sind lebende Bäume, die aufgrund ihrer Art oder Beschaffenheit eine besondere Bedeutung für Fauna und Flora haben, z. B. Bäume mit bestehenden Bruthöhlen, Nist-, Horst- und Schlafbäume, ökonomisch entwertete Bäume (Blitzschlag, Alterung), tief beastete Waldrandbäume, Weidebäume im Waldinneren, besonders mächtige Bäume, markante Bäume mit div. Schäden im Aufbau oder einzeln in Nadelholzgebieten stehende Laubbäume.

Strukturverluste entstehen auch, indem durch Holzeinschlag strukturreiche Wald-Offenland-Linien begradigt und verkürzt werden.

Baumfällungen bei der Durchforstung betreffen ebenfalls Strukturen, z. B. bei negativer Auslesedurchforstung durch direkte Entnahme, bei positiver Durchforstung zu Ungunsten von Habitatbäumen.

Wird im Zuge des Holzeinschlags ggf. vorhandenes Totholz entfernt, verschwinden damit bedeutende Biotopstrukturen. Für ausbreitungsschwache Totholzarten spielen Umfang, räumliche Verteilung, das Vorhandensein unterschiedlicher Abbaustadien und die Konstanz der Totholzmengen eine entscheidende Rolle. Von besonderer Bedeutung sind mächtige, stehende, besonnte Totholzstämme.

Durch Rückeschäden und Astabbrüche kommt es außerdem ggf. zur Zerstörung randlich betroffener Vegetations- und Biotopstrukturen.

Strukturverluste kommen weiterhin durch die Bestandeserschließung (Rückegassen, Schneisen für Seillinien) sowie auf Anliegerflächen zustande, im ungünstigen Falle durch nicht geländeangepassten Bestandesaufschluss, d. h. senkrecht zum Gefälle angelegte Rückegassen.

Der Wirkfaktor 2-1 schließt allgemein auch die Neuentstehung von Blößen, Schlagfluren und Kahlschlagflächen mit einer veränderten Bodenvegetation und Veränderungen von temporären Gewässern ein.
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik2 Rodung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch Verlust/Änderung charakteristischer Dynamik.

V. a. durch Kahlschläge, aber auch durch einzelstammweise Entnahme von Bäumen, Rückeschäden oder Entfernung des Begleitwuchses treten Veränderungen der charakteristischen Dynamik von Lebensräumen auf. Meist beginnend mit einer charakteristischen Schlagflora, setzt die Wiederbesiedlung der Kahlflächen in einem spezifischen Sukzessionsprozess ein.
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung2 Rodung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Intensivierung der forstwirtschaftlichen Nutzung.

Hierbei muss sowohl der Holzeinschlag als auch die darauf folgende Nutzung (z. B. Aufforstung, Änderung der Landnutzung) bewertet werden, die ggf. in anderen Projekttypen behandelt wird.
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch die andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung/Pflege (v. a. bei großflächigem Holzeinschlag).

Dies kann der Fall sein, wenn nach dem Holzeinschlag ggf. trotz anschließender Aufforstung die alten Nutzungsformen, z. B. als Nieder-, Mittel- oder Hutewald, nicht wieder aufgenommen werden.
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes.

Die Holzeinschlagsarbeiten, -rückearbeiten, Transporte und das Befahren mit Fahrzeugen und Maschinen (z. B. Harvestern) mit großen Radlasten können zu Veränderungen des Bodens führen.

Durch den hohen Bodendruck kann es zu Bodenverdichtungen und tiefen Fahrspuren bis hin zum Grundbruch kommen. Um flächige Bodenschäden zu vermeiden, darf im Bestand ausschließlich auf den Rückewegen und -gassen gefahren werden. Auf den Rückegassen und ggf. durch unsachgemäßes Befahren in der Fläche findet auf einem bedeutenden Flächenanteil des Waldbodens eine irreversible Verdichtung statt. Bei dem für die vollmechanisierte Holzernte technologisch bedingten Gassenabstand von 20-40 m bei einer Wegbreite von mindestens 4 m (LWF 2017) sind damit mindestens10 bis 20 % der Waldfläche betroffen. Befahrungsschäden bei Rückegassen treten insbesondere bei (dauerhaft) feuchten Böden, bei kurvigem Gassenverlauf und bei einer Querneigung über 5 % auf (LWF 2017). Die Erschließungswege sollen in möglichst großem Abstand angelegt werden.

Kritische Faktoren sind z. B. ein Befahren während der Vegetationsperiode, auf organischen Standorten, auf nassen Standorten, bei regnerischen Wetterlagen, eine lange Rückedistanz sowie eine Bestandeserschließung in Hanglagen bei nicht geländeangepasster Wegeführung. Weniger kritisch ist das Befahren in Trockenzeiten oder bei Dauerfrost.

Als Folgewirkung der Bodenverdichtung werden bei nicht flächiger Entnahme auch Wurzelschäden an verbleibenden Bäumen genannt. Diese Wurzelschäden können Stammfäule begünstigen (Meng 1978: 159, Triebenbacher et al. 2017).

Bodenerosion kann durch die mechanische Störung des Bodens durch Holzfällung und -transport (auch die Seilbringung) und ggf. die fehlende Rohhumusschicht verursacht bzw. verstärkt werden, besonders in Hanglagen und auf undurchlässigen Böden (Burschel & Huss 1997: 114f.).

Werden beim Holzeinschlag Bäume mit den Wurzeln gerodet, wird ebenfalls in das Bodengefüge eingegriffen.

Bei Verwendung von kalkhaltigen Materialien, auch zur Instandsetzung von Holzabfuhrwegen in bodensauren Gebieten, kann es zu einer Veränderung des Bodens (z. B. pH-Wert) im Randbereich kommen.
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung hydrologischer/hydrodynamischer Verhältnisse.

In der Folge von Kahlschlägen ergeben sich Auswirkungen auf den Landschaftswasserhaushalt, v. a. auf freigelegtem Mineralboden mit fehlender Rohhumusschicht. Es fallen zusätzlich große Anteile der Niederschläge zur Versickerung und für den Oberflächenabfluss an (Burschel & Huss 1997: 114f.). Nach Niederschlagsereignissen ist der Wassergehalt des Bodens infolge des Wegfalls der Bestandesschicht höher als zuvor. Bei grundwassernahen Standorten kann dies zur Erhöhung des Grundwasserspiegels, bei stauwasserbeeinflussten Böden zur Oberflächenvernässung führen (Burschel & Huss 1997: 112). In Auwäldern kann auch die Hochwasserschutzfunktion vermindert werden. Je nach Standortbedingungen kann auch eine Gefahr der Austrocknung des Bodens überwiegen.

Die Verfüllung vernässter Stellen von Erschließungswegen mit organischen (Astmaterial) oder mineralischen Materialien sowie der Bau von Damm- und Brückenbauwerken können ggf. die hydrologischen Verhältnisse der unmittelbar benachbarten Flächen und Gewässer beeinflussen.
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit)1 Der großflächige Holzeinschlag kann zu Beeinträchtigungen durch Veränderungen des hydrochemischen Zustandes des Oberflächenabflusswassers und des Grundwassers, z. B. durch die verstärkte Auswaschung von Nährstoffen führen.

Durch die erhöhten Bodentemperaturen sowie Wasserverfügbarkeit wird eine schnellere mikrobielle Mineralisierung organischer Substanz begünstigt. Daraus resultiert ein höherer Nährstoffeintrag in die Fließgewässer vor Ort (Burschel & Huss 1997: 116).

Die Verfüllung vernässter Stellen von Erschließungswegen mit organischen (Astmaterial) oder mineralischen Materialien sowie der Bau von Damm- und Brückenbauwerken können ggf. die hydrochemischen Verhältnisse der unmittelbar benachbarten Gewässer beeinflussen.
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse2 Rodung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch eine Veränderung des Binnenklimas über der Fläche und in den Randbereichen.

Nach einem Holzeinschlag fehlt die strahlungshemmende Kronenschicht z. T. vollständig (Kahlschlag). Die kurzwellige Einstrahlung und langwellige Ausstrahlung nehmen zu. Die Temperaturextreme sind verstärkt. V. a. auf Kahlflächen erreicht die Temperatur tagsüber in Bodennähe höhere Werte als in einem Bestand. Die höheren Temperaturen bedingen (v. a. auf Kahlschlägen) für die Pflanzen hohen Transpirationsstress bis hin zur letalen Wirkung. Noch bedeutsamer für empfindliche Arten kann auch eine Verstärkung der Winterfröste sein (Burschel & Huss 1997: 107ff.), da nachts und im Winterhalbjahr die Temperaturen über einer Kahlfläche deutlich niedriger als über einem Bestand sind. Bei einem spätherbstlichen/winterlichen Einschlag kann dies Arten beeinträchtigen, die frostsichere Winterquartiere benötigen (z. B. Amphibien, Reptilien, Haselmaus). Die Schneedecke auf einem Kahlschlag nimmt eine andere Beschaffenheit als über einem Bestand an, dadurch sind Pflanzen zwar stärkeren mechanischen Belastungen ausgesetzt, aber auch durch die Umhüllung besser geschützt (Burschel & Huss 1997: 113f.).

Kahlschläge können zudem zur Bildung von Kaltluftschneisen führen, was ggf. relevante Auswirkungen hat.

Erfolgt ein Holzeinschlag in direkter Ufernähe, kann sich dies direkt in einer Erhöhung der Wassertemperatur infolge der Besonnung auswirken.
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch Veränderung klimarelevanter Faktoren.

Durch Holzeinschlag verändert sich die Belichtungssituation. Hierdurch können u. a. Naturverjüngung und Sukzessionsprozesse angestoßen werden. Dies kann insbesondere für Arten, die wenig konkurrenzstark und an geringe Sonneneinstrahlung angepasst sind, relevant sein (z. B. Frühjahrsgeophyten).

Die Evapotranspiration und damit die Wasserdampfabgabe finden nach einem Kahlschlag nicht mehr im Kronenbereich, sondern in Bodennähe statt, wodurch die Luftfeuchte, bezogen auf das gesamte Luftvolumen, über einem Kahlschlag deutlich geringer als über einem Waldbestand ist (Burschel & Huss 1997: 111f.).
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Großflächige Kahlschläge können zu Beeinträchtigungen durch Barrierewirkungen führen. Sie können Trennwirkungen beim Biotopverbund von Wäldern verursachen.
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch betriebsbedingte Individuenverluste.

Arten, die (in einem Entwicklungsstadium) auf Wald als Lebensraum/Fortpflanzungs-/Ruhestätte angewiesen sind (u. a. Insekten, Vögel, Fledermäuse, Amphibien, Reptilien) können durch die Fällung geschädigt oder getötet werden. Insbesondere bei Habitatbäumen können Schädigungen (z. B. von Fledermäusen in der Wochenstube/Winterquartier) auftreten. Auch durch Erschließung können Individuenverluste bei bodengebundenen Arten auftreten, die Strukturen/Boden als Lebens-/Rückzugsraum nutzen wie z. B. (Boden-)Nester von Haselmäusen, Winterverstecke/Tageseinstände von Amphibien und Reptilien.
5 Nichtstoffliche Einwirkungen
5-1 Akustische Reize (Schall)1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch akustische Reize (Schall).

Beim Holzeinschlag resultieren akustische Störungen aus dem Betrieb von Holzerntemaschinen (wie auch Motorsägen), Holzbearbeitungsmaschinen, der Holzrückung, dem Aufladen des Holzes (z. B. mit Forwardern) und dem Transport auf den Rückegassen, Fahrwegen etc. und weiteren Transportstrecken (vgl. Bemerkung). Da vielfach Großtechnik im Einsatz ist, handelt es sich um Maschinen und Geräte mit hohen Geräuschpegeln.

Der Zeitraum des Holzeinschlags kann für störungsempfindliche Arten entscheidend sein. Um die Brut und Aufzucht störungsempfindlicher Tiere (u. a. Greifvögel, Schwarzstorch, bodenbrütende Vogelarten, wie z. B. Auer-, Birk-, Haselhuhn, Waldschnepfe) verlustfrei zu gewährleisten, sollte von Mitte April bis Ende August kein Holzeinschlag stattfinden. Horstschutzzonen für Großbrüter und Ruhephasen in sensiblen Zonen können zur Minimierung von Störungen beitragen.
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht)2 Holzeinschlag führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch optische Reize (Sichtbarkeit, ohne Licht).

Beim Holzeinschlag werden durch die Anwesenheit und Bewegung von Arbeitskräften, Fahrzeugen, Maschinen und Geräten betriebsbedingt optische Störreize hervorgerufen.

Bei entsprechend empfindlichen Tieren (z. B. Greifvögel, Schwarzstorch, Bodenbrüter wie Auer-, Birk-, Haselhuhn, Waldschnepfe) können optische Störungen v. a. in der Brut- und Setzzeit und in sensiblen Zonen in der Nähe von Horst- und Höhlenbäumen auftreten. Daher sollte von Mitte April bis Ende August kein Holzeinschlag stattfinden. Zur Bewertung der Relevanz können Ansätze aus der Störungsbewertung und dem Bereich von Flucht- und Stördistanzen angewendet werden (z. B. Gassner et al. 2010).

Zudem können aus der Freistellung und dem Verlust von Sichtschutz z. B. bei Horstbäumen strukturelle Störreize resultieren, die bis zur Brutplatzaufgabe führen können.
5-3 Licht0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
5-4 Erschütterungen / Vibrationen1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch Erschütterungen/Vibrationen.

Bei Holzeinschlagsarbeiten entstehen Erschütterungen durch den Betrieb schwerer Fahrzeuge, Holzernte und -bearbeitungsmaschinen und die Transportfahrten auf den Rückegassen, Fahrwegen und weiteren Transportstrecken. Da vielfach schwere Technik eingesetzt wird, können von den Maschinen und Geräten auch Erschütterungswirkungen ausgehen.

Bei entsprechend empfindlichen Tieren (z. B. Bodenbrütern wie Auer-, Birk-, Haselhuhn, Waldschnepfe) können Erschütterungswirkungen v. a. in der Brut- und Setzzeit und in sensiblen Zonen in der Nähe von Bruthabitaten störend auftreten. In der Brutzeit (Mitte April bis Ende August) sollten keine Fällarbeiten stattfinden.
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch mechanische Einwirkung.

Mechanische Einwirkungen finden beim Holzeinschlag regelmäßig statt und können vom Waldboden (mit Erosionsschäden), der Krautschicht mit den bodenbewohnenden Tieren u. U. bis in den Kronenbereich (ausgelöst durch fallende Bäume) reichen.

Sie können durch das Befahren des Waldbodens und der Rückegassen mit schweren Fahrzeugen und Maschinen (z. B. Zugmaschinen, Holzerntemaschinen), die Fällarbeiten, fallende Bäume und die Holzrückung oder die Seilbringung verursacht werden.

Rückeschäden bei den Holzrückearbeiten kommen z. B. durch ungenügend entastete Stammabschnitte, zu lange Holzabschnitte, ungünstige Fallrichtung der Stammabschnitte bezogen auf ihre Rückerichtung und das Fehlen von Stammabweisern zustande.

Ggf. können auch durch Tritt und/oder Befahren randlicher Flächen Bestandteile besonders empfindlicher Vegetation beschädigt werden.

Befahrungsschäden bei Rückegassen treten insbesondere bei (dauerhaft) feuchten Böden, bei kurvigem Gassenverlauf und bei einer Querneigung über 5 > % auf (LWF 2017).
6 Stoffliche Einwirkungen
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch Nährstoffeintrag.

Durch das Ansteigen der Bodentemperaturen und Wasserverfügbarkeit im Boden kommt es zur beschleunigten mikrobiellen Mineralisierung organischer Substanz und damit auf indirektem Wege zu einer Freisetzung und Auswaschung von Nährstoffen (Nitratauswaschung). Die Nährstoffmobilisierung dauert bis zur Etablierung einer neuen Bodenvegetationsdecke an (Burschel & Huss 1997:111f., 116).

Mit einer kleinflächigen Anhäufung von Schlagabraum/Schlagreisig kann eine kleinflächige, massive Konzentrierung von Nährstoffen stattfinden, desgleichen beim Abbrennen von Schlagabraum.
6-2 Organische Verbindungen0 Organische Stoffe sind in den beim Fahrzeug- und Maschineneinsatz verwendeten Treib- und Schmierstoffen enthalten und können in relativ geringen Mengen, z. B. bei nicht vorschriftsgemäßer Handhabung, auf den Waldboden gelangen. Lt. den entsprechenden Vorschriften sind allerdings nur biologisch abbaubare Treib- und Schmierstoffe zum Gebrauch bei Waldarbeiten zugelassen.
6-3 Schwermetalle0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-5 Salz0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente)1 Rodung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch Deposition mit strukturellen Auswirkungen.

Bei großflächigem Holzeinschlag kann durch das Öffnen der Vegetationsschicht, das Holzrücken auf offenem Boden und die Transportfahrzeuge bei trockener Witterung Staub aufgewirbelt und in angrenzende Flächen geweht werden.
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-8 Endokrin wirkende Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-9 Sonstige Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7 Strahlung
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
8-1 Management gebietsheimischer Arten1 Bei der Rodung von Wald ist das Management gebietsheimischer Arten ggf. relevant.

Bei einer gezielten Entfernung von Bäumen geringer Lebensdauer (Weide, Birke, Espe) gehen diese auch als Habitate verloren, z. B. beherbergt die Birke eine Vielfalt von ca. 80-100 Arthropodenarten (BUND 2011: 32).

Auf den entstehenden Schlagfluren kann durch das Aufkommen dichter Pflanzenteppiche, z. B. von Seegras-Segge oder Adlerfarn, eine Naturverjüngung und der Aufwuchs gebietsheimischer Arten verhindert werden.

Schlagfluren bieten günstige Bedingungen für zu hohe Bestände an Schalenwild. Dieses übt einen selektiven Verbiss auf Mischbaumarten und krautige Bodenpflanzen aus (Burschel & Huss 1997: 120).

Positiv kann es sich auswirken, wenn der Anteil nicht LRT-gerechter oder nicht gebietsheimischer Arten bei den Fällungen selektiv reduziert wird.
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten1 Beim +/- großflächigen Holzeinschlag ist die Förderung/Ausbreitung gebietsfremder Arten ggf. relevant.

Auf den geräumten Flächen kann eine Neubesiedlung mit Arten der Schlagfluren oder ggf. mit nicht gebietsheimischen, invasiven Arten (auch durch Aufforstung) erfolgen. Es besteht die Gefahr, dass sich gebietsfremde bzw. invasive Arten auch in umliegende Lebensräume ausbreiten.

Durch eine anschließende Aufforstung gerodeter Flächen kann eine Umwandlung in weniger naturnahe Wald- bzw. Forstflächen stattfinden.
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)1 Rodung von Wald führt aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Pestiziden.

Bei großflächigen Holzeinschlagsmaßnahmen, z. B. im Schirmschlagbetrieb, können durch starke Auflichtung auf den Schlagflächen Verkrautungen und Vergrasungen aufkommen, ggf. mit einem hohen Anteil an Neophyten (vgl. Wirkfaktor 8-2). "Kahlschläge stellen das große Anwendungsfeld von Unkraut- und Mäusebekämpfungsmaßnahmen dar" (Burschel & Huss 1997: 120).

Der verstärkte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (neben Insektiziden auch Rodizide, Herbizide) wird von Seiten des Dachverbands der privaten Waldeigentümer zur Bekämpfung der Klimawandelfolgen gefordert (AGDW 2017).

Zu den Forstschutzmaßnahmen vgl. Projekttyp "Ausbringung von Pestiziden auf/über Waldflächen".
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
9 Sonstiges
9-1 Sonstiges0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Leitfäden / Literatur zu diesem Projekttyp

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) (2017): Zukunftsfähiger Waldschutz - der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Forst. 18 Forderungen der AGDW - Die Waldeigentümer. Berlin, 3 S. https://www.waldeigentuemer.de/wp-content/uploads/2017/05/hier.pdf (Aufruf 25.01.2021).

Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF ) (2017): Merkblatt 38: Feinerschließung - Rückegassen und Rückewege. Freising, 6 S.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) (2011): Lebendige Wälder. Positionen 57, 59 S.

Burschel, P. & Huss, J. (1987): Grundriß des Waldbaus. Ein Leitfaden für Studium und Praxis. Pareys Studientexte 49, 352 S.

Burschel, P. & Huss, J. (1997): Ein Leitfaden für Studium und Praxis. 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Parey Buchverlag, Berlin, 487 S.

Gassner, E., Winkelbrandt, A. & Bernotat, D. (2010): UVP und strategische Umweltprüfung - Rechtliche und fachliche Anleitung für die Umweltprüfung. 5. Auflage, C. F. Müller Verlag Heidelberg, 480 S.

Meng, W. (1978): Baumverletzung durch Transportvorgänge bei der Holzernte - Ausmaß und Verteilung, Folgeschäden am Holz und Versuch ihrer Bewertung. Schriftenreihe der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Band 53.

Triebenbacher, C., Straßer, L. & Petercord, R. (2017): Waldschutzrisiko der Fichte. LWF Wissen 80: 100-107. http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/waldschutz/dateien/w80_triebenbacher_waldschutzrisiko.pdf.

Winkel, G. & Volz, K.-H. (2003): Naturschutz und Forstwirtschaft: Kriterienkatalog zur "Guten fachlichen Praxis". Ergebnisse aus dem F+E-Vorhaben 800-84-001 des Bundesamtes für Naturschutz. Angewandte Landschaftsökologie 52, 187 S.

Relevanz des Wirkfaktors

0 (i. d. R.) nicht relevant
1gegebenenfalls relevant
2regelmäßig relevant

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von