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Fachinformationssystem des BfN
Stand: 12. Januar 2023 |
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Bemerkung: | Der Projekttyp umfasst die Erstaufforstung auf vorher waldfreien Flächen, die u. a. gemäß landesforstpolitischen Zielen zur Waldmehrung erfolgt; die Flächenumnutzung z. B. im Rahmen der Eingriffsregelung; die Rekultivierung ehemaliger Bergbauflächen oder die Bewaldung von Hochwasserentstehungsgebieten. Zum Energieholzanbau siehe Projekttyp "Kurzumtriebsplantagen".
Zu den möglichen Arbeitsschritten zählen insbesondere: - Die Vorbereitung der Aufforstungsflächen: Bodenbearbeitung, z. B. Vollumbruch zur Tiefenlockerung; Startmelioration (Instandsetzung von Drainagen wie Grabensystemen, Düngung, Kalkung); Beseitigung unerwünschter Bodenvegetation (mechanisch, chemisch mit Vorauflaufmitteln/Herbiziden, durch Abdecken mit natürlichen oder künstlichen Materialien, Lupinenaussaat etc.); - Eine Bestandeserschließung, die dann langfristig für alle weiteren maschinellen Waldarbeiten genutzt werden soll, um flächige Bodenschäden zu vermeiden. Zur Erschließung gehören +/- unbefestigte, mit Zugmaschinen oder Lkw befahrbare Wirtschaftswege oder ca. 4 m breite Rückegassen mit i. d. R. 20 m Abstand (in der mechanisierten Holzernte erforderlich, vgl. Projekttyp "Forstwegebau") oder in Hanglagen Seillinien für Seilkrananlagen. Durch Schutzgebiete, wie Altholzinseln, Naturwaldreservate, Waldbiotopflächen, Prozessschutzzonen, sollen keine Rückewege geführt werden; - Die Verfüllung vernässter Stellen mit Ast- und Kronenmaterial, Reisiglagen, Knüppellagen, mineralischen Materialien, Damm- und Brückenbauwerke sowie die Wegeunterhaltung und Verkehrssicherung; - Die Aussaat- oder Pflanzmaßnahmen per Hand oder maschinell, einschließlich Voranbau, Nachanbau und Ergänzungspflanzungen; - Mechanische oder chemische Forstschutzmaßnahmen auf den Jungwuchsflächen vor allem gegen Rüsselkäfer, Wühlmäuse, Vergrasung und Verkrautung z. B. durch Adlerfarn, Brombeerverhau etc. Dazu werden z. T. auch Herbizide als Vor- oder Nachauflaufmittel eingesetzt (vgl. Projekttyp "Ausbringung von Pestiziden auf/über Waldflächen"). - Bau und Erhaltung von Schutzzäunen von 1,50 m (Rehe) bis 2,10 m Höhe (Rotwild) zum Schutz der Verjüngung vor Verbiss-, Schlag- und Fegeschäden; - Die Kultur- und Jungwuchspflege bis zur Etablierung der Forstkultur (je nach Baumhöhe, in Zeitabständen von ca. 3-5 Jahren). Sie dient z. B. der Absicherung des Anwuchserfolges, der Lenkung von Bestandeszuwachs und -stabilität sowie der Mischungsregulierung und Beseitigung unerwünschter Wuchsformen. Sie umfasst auch Nachbesserungen und Ergänzungen, Begleitwuchsregulierung (ggf. mit Freischneidern), Läuterung, Entfernung von Pioniergehölzen oder lebensraumuntypischen Gehölzen. |
Wirkfaktoren | Erläuterungen | |
---|---|---|
1 Direkter Flächenentzug | ||
1-1 Überbauung / Versiegelung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor (vgl. ggf. Projekttyp "Forstwegebau"). |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung | ||
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen | 2 |
Die Erstaufforstung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der Vegetations- und Biotopstrukturen. Der Wirkfaktor 2-1 schließt allgemein auch die Neuentstehung von Wald- oder Forstflächen mit einer veränderten Bodenvegetation oder auch Veränderungen von temporären Gewässern ein.
I. d. R. wird durch die Erstaufforstung die Vegetations- und Habitatstruktur vollständig und irreversibel verändert. Dies ist insbesondere relevant, wenn Sonder- oder Grenzertragsstandorte aufgeforstet werden (z. B. Uferstreifen, Moorstandorte, Frisch-, Feucht- und Nasswiesen, Magerrasen, Küsten- und Binnendünen, brachliegendes Ödland, Streuobst- oder Gehölzbestände, Lichtungen, strukturreiche Waldränder oder Heiden). Diese Flächen dienen häufig als (Nahrungs-)Habitat für geschützte Arten. Bei der Flächenvorbereitung können z. B. die Beseitigung von störender Vegetation, Melioration sowie Bodenbearbeitung, insbesondere durch Vollumbruch, relevante Veränderungen der Vegetations-/Biotopstrukturen darstellen. Zu Strukturverlusten kommt es weiterhin durch die Bestandeserschließung (Rückegassen, Fahrwege, vgl. Projekttyp "Forstwegebau"). Ggf. können auch auf angrenzenden Flächen durch Tritt, Befahren und Astabbrüche Bestandteile besonders empfindlicher Vegetation beschädigt werden. Verschlechterung und Verlust von Habitatstrukturen treten auch auf, wenn durch die Pflanzung vormals strukturreiche Wald-Offenland-Linien begradigt und verkürzt werden, Waldlichtungen aufgeforstet werden oder strukturreiche Flächen durch einheitliche Altersklassenwälder ersetzt werden. Unter anderem kann dies zum Verlust von Nahrungshabitaten (z. B. Hasel- und Fledermäuse) und zum Verlust von besonnten Reptilienhabitaten führen (Glandt 2018: 83ff., Szeder et al. 2019, Juskaitis & Büchner 2010: 137, NLWKN o. J.). Wenn Aufforstungen von Ufergehölzen bis dicht ans Ufer reichen, kann dies Veränderungen von Uferstrukturen mit sich bringen. Durch schematische und enge Pflanzungen wird das Entstehen von Biotopstrukturen auf lange Zeit verhindert (Wilhelm 2009: 16f.). Je nach Ausgangszustand, vorheriger Flächennutzung und Art der Bestandesbegründung/Aufforstung kann die Strukturvielfalt durch die Erstaufforstung längerfristig auch bereichert werden (vgl. Wilhelm 2009). |
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik | 2 |
Die Erstaufforstung von Wald führt regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der flächenspezifischen Dynamik mit den jeweiligen natürlichen Sukzessionsprozessen.
Durch die "direkte" Baumpflanzung, die Baumartenwahl und die Herkunft des Pflanzmaterials kann eine Ansiedlung mit anderen Wuchsformen, Arten und auch Provenienzen initiiert werden, als es beim spontanen Sukzessionsprozess der Fall wäre. Auch bei der Flächenberäumung zur Pflanzvorbereitung, dem Befahren mit schweren Maschinen und der Kultur- und Jungwuchspflege kann es zur Störung des spontanen Sukzessionsablaufs kommen, da unerwünschte Bodenvegetation oder der Begleitwuchs beseitigt werden. |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung | 1 |
Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Intensivierung der forstwirtschaftlichen Nutzung.
Je nach Ausgangsnutzung kann die Erstaufforstung von Wald zu einer Extensivierung (z. B. im Vergleich zur Ackernutzung) oder aber zur Intensivierung der Nutzung führen. Eine Intensivierung der Nutzung findet regelmäßig bei Aufforstungen vormals waldfreier, extensiv belassener Flächen statt, wie z. B. Uferstreifen, Moorstandorte, Frisch-, Feucht- und Nasswiesen, Magerrasen, Küsten- und Binnendünen, brachliegendes Ödland, Lichtungen oder Heiden. |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege | 1 | In bestimmten räumlichen Konstellationen (z. B. bei Grünlandnutzung in linearen Tälern) können Aufforstungen in der Tallage zu einer eingeschränkten Zugänglichkeit oder Erreichbarkeit und zu einer projektbedingten Aufgabe von Nutzung und Pflegemaßnahmen führen. Dies kann auch bei einem Verbleib (sehr) kleiner Restflächen der Fall sein, für die eine wirtschaftliche Nutzung kaum bzw. nicht mehr möglich ist. |
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren | ||
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald kann ggf. zu Beeinträchtigungen durch Veränderungen des Bodens führen.
Das Bodengefüge kann durch tiefgründige Bodenbearbeitung zerstört werden. Besondere Empfindlichkeit gegenüber Bodenbearbeitung weisen organische Standorte und Nassstandorte auf. Eine Bodenerosion kann ggf. bei der Flächenvorbereitung durch die Bodenbearbeitung oder einen Vollumbruch verursacht werden. Erhöhte Erosionsgefährdung gibt es bei einer Bestandeserschließung in Hanglagen, v. a. bei nicht geländeangepasster Wegeführung. Im späteren Bestand ist der Boden, dort, wo er nicht offengehalten wird, nicht mehr erosionsgefährdet. Die Instandhaltung der Erschließungswege, z. B. Verfüllung vernässter Stellen mit mineralischen Materialien sowie die Errichtung von Damm- und Brückenbauwerken, kann zur Veränderung des Bodens beitragen, z. B. bei basenreichen Materialien in bodensauren Gebieten. Zu irreversiblen Bodenverdichtungen und tiefen Fahrspuren bis hin zum Grundbruch kann es durch Befahren mit schweren Fahrzeugen und Maschinen mit großem Bodendruck (z. B. Pflanzmaschinen) auf unbefestigten Wegen oder (regelwidrig) in der Fläche kommen. Kritisch ist ein Befahren bei zu hoher Bodenfeuchte, auf organischen Standorten oder in Hanglagen. Bei dem üblichen technologisch bedingten Wegeabstand von 20 m sind ca. 25 % der Waldfläche betroffen. Durch eine Aufforstung mit einem hohen Nadelholzanteil kann es zu einer Beeinflussung des Bodenchemismus, z. B. zu Versauerung und Nährstoffeintrag ("Auskämmeffekt") kommen. Aufgrund der Bodenruhe und bei ausreichend hohem Laubholzanteil ist langfristig eine Anreicherung der Humusanteile durch Zersetzung von abfallender Laubstreu zu erwarten. Zum forstlichen Wegebau und zur forstliche Melioration durch Kalkung siehe eigenständige Projekttypen. |
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald kann ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung hydrologischer Verhältnisse führen.
Wenn im Zuge der Flächenvorbereitung Veränderungen z. B. an Kleingewässern, temporären Gewässern, Quellabflüssen oder Moorstandorten vorgenommen werden, kann dies zu veränderten hydrologischen Verhältnissen führen. Durch die Instandsetzung von Drainagen (wie Grabensystemen) und die Verfüllung vernässter Stellen können ebenfalls Beeinträchtigungen bei wasserabhängigen Lebensräumen und Arten auftreten. Es kann zu Grundwasserabsenkung und verringerter Grundwasserneubildung durch Interzeptionsverlust und aufgrund des hohen Transpirationskoeffizienten von verwendeten Pflanzen (z. B. Pappeln und Weiden) kommen. |
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit) | 0 |
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
Zu Kompensationskalkungen bei natürlicherweise bodensauren Standorten vgl. Projekttyp "Forstliche Melioration durch Kalkung". |
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald kann zu Beeinträchtigungen durch eine Veränderung des Mikroklimas führen.
Auf waldbestandenen Flächen ist generell durch Schatten- und Verdunstungswirkungen eine Abkühlung zu verzeichnen. In den späteren Vegetationsperioden der Bäume kann der permanente Schattenwurf zu kühleren und feuchteren Verhältnissen im Bestand und auf den unmittelbar angrenzenden Flächen führen. Erfolgt eine Aufforstung in direkter Ufernähe, kann sich aus der zunehmenden Verschattung auch eine Verringerung der Wassertemperatur ergeben. Besonders relevant ist die Veränderung der Temperaturverhältnisse/Belichtung/Verschattung bei Freiflächen im Wald. Insbesondere Schmetterlinge, Reptilien und einige Vogelarten sind auf offene/lichte Strukturen innerhalb der Wälder angewiesen (Wilhelm 2009: 18). Von einer Erstaufforstung können auch mikroklimatisch bedeutsame Kaltluftentstehungsgebiete oder -schneisen beeinflusst werden. |
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald kann zu Beeinträchtigungen durch veränderte klimarelevante Standortverhältnisse führen.
Hierzu gehören z. B. die in Folge der Neuaufforstung hervorgerufenen Veränderungen der Licht- und Schattenverhältnisse im Bestand und auf den unmittelbar angrenzenden Flächen (vgl. Wirkfaktor 3-5). Durch die Bepflanzung von kleineren, offenen Flächen können sich die Bedingungen für die lichtbedürftigen Arten (z. B. Orchideen) gravierend verändern. Die Temperaturextreme sind bei waldbestandenen Flächen relativ gering, die Evapotranspiration, und damit die Wasserdampfabgabe, findet v. a. im Kronenbereich statt. Die Luftfeuchte über einem Waldbestand ist relativ hoch. |
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust | ||
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 1 | Die Erstaufforstung von Wald kann ggf. aufgrund der Flächenvorbereitung (z. B. durch Umbruch) und des Einsatzes von Vorauflaufmitteln und Pflanzmaschinen zu Individuenverlusten (z. B. bei Bodenbrütern) führen. |
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung/Individuenverlust.
Erstaufforstungen können Trennwirkungen beim Biotopverbund von nicht waldbestandenen Flächen verursachen, z. B. bei Wiesentälern waldreicher Mittelgebirge (Güthler et al. 2002: 9) oder bei Arten des Offenlandes. Zur Aufforstung gehören oft auch Bau und Unterhaltung von 1,50 m (Rehe) bis 2,10 m (Rotwild) hohen Schutzzäunen, welche zu gewissen Barrierewirkungen in Hinsicht auf Wanderungsbewegungen verschiedener Tiere führen können. Zudem können Maschendrahtzäune zu Individuenverlusten z. B. bei Raufußhühnern führen. |
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
5 Nichtstoffliche Einwirkungen | ||
5-1 Akustische Reize (Schall) | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch akustische Reize.
Bei der Erstaufforstung können akustische Störungen aus dem Einsatz von Fahrzeugen, Pflanzmaschinen und Pflegegeräten resultieren (vgl. Bemerkung). Akustische und optische Störwirkung sind häufig nicht klar voneinander abgrenzbar (vgl. auch Wirkfaktor 5-2). |
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht) | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch optische Reize.
Bei Waldarbeiten kann es durch die Anwesenheit und Bewegung von Arbeitskräften, Fahrzeugen, Pflanzmaschinen und Pflegegeräten zu optischen Störungen kommen (vgl. Bemerkung). Bei entsprechend empfindlichen Tieren (z. B. Greifvögel, Schwarzstorch, bodenbrütende Vogelarten wie Auer-, Birk-, Haselhuhn, Waldschnepfe) können optische Störungen v. a. in der Brut- und Setzzeit und in sensiblen Zonen in der Nähe von Brutplätzen auftreten. Zur Bewertung der Relevanz können Ansätze aus der Störungsbewertung und dem Bereich von Flucht- und Stördistanzen angewendet werden (z. B. Gassner et al. 2010). Zudem sind durch Aufforstung strukturelle Störwirkungen durch negative Kulissenwirkungen in Wiesenbrütergebieten möglich (z. B. Güthler et al. 2002: 9). |
5-3 Licht | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
5-4 Erschütterungen / Vibrationen | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch Erschütterungen/Vibrationen.
Im Zuge einer Erstaufforstung können ggf. Erschütterungen aus dem Einsatz schwerer Fahrzeuge, Pflanzmaschinen und Pflegegeräte resultieren (s. unter Bemerkung). |
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt) | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch mechanische Einwirkung.
Bei der Erstaufforstung können mechanische Einwirkungen auf Boden, Bodenfauna und Vegetation durch Maschineneinsatz und Trittbelastung (s. unter Bemerkung) stattfinden. |
6 Stoffliche Einwirkungen | ||
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag | 1 |
Bei der Erstaufforstung kann Nährstoffeintrag durch Düngung im Zuge einer Startmelioration auftreten.
Stickstoffverbindungen aus der Atmosphäre können sich durch Filtereffekte, insbesondere auch bei Nadelwäldern, in der Biomasse und im Waldboden anreichern. Überschüsse werden nach Erreichen der "Sättigung" ins Grundwasser ausgewaschen (Faulstich et al. 2015: 128). Es findet jedoch i. d. R. nach der Etablierungsphase eine Extensivierung von Stoffeinträgen (z. B. im Verhältnis zum Ackerbau) statt, so dass der Wirkfaktor nur selten Relevanz entfalten wird (siehe aber Projekttyp "Forstliche Melioration durch Kalkung"). |
6-2 Organische Verbindungen | 1 | Organische Stoffe sind in den beim Fahrzeug- und Maschineneinsatz verwendeten Treib- und Schmierstoffen enthalten und können bei nicht vorschriftsgemäßer Handhabung bzw. bei Unfällen auf den Waldboden gelangen. Insbesondere in Natura 2000-Gebieten sollten nur biologisch abbaubare Treib- und Schmierstoffe zum Gebrauch bei Waldarbeiten zum Einsatz kommen. |
6-3 Schwermetalle | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-5 Salz | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente) | 1 |
Die Erstaufforstung von Wald führt ggf. zu Beeinträchtigungen durch Depositionen mit strukturellen Auswirkungen.
Wird bei der Erstaufforstung der Boden mechanisch vorbereitet (z. B. Vollumbruch), kann es, insbesondere in Hanglagen, zu Bodenerosion kommen. Anlage und Nutzung des (Fein-)Erschließungsnetzes können in Hanglagen ebenfalls zu Erosion führen. Insbesondere bei Gewässern kann dies zu relevanten Beeinträchtigungen führen (z. B. Zusetzen des Kieslückensystems). |
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-8 Endokrin wirkende Stoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-9 Sonstige Stoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
7 Strahlung | ||
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen | ||
8-1 Management gebietsheimischer Arten | 1 |
Bei Erstaufforstungen von Wald ist das Management gebietsheimischer Arten ggf. relevant.
Bei der Flächenvorbereitung und der Kulturpflege können ggf. chemische oder mechanische Bekämpfungsmaßnahmen gegen störenden Vegetationsaufwuchs mit gebietsheimischen Arten und spontane Sukzessionsprozesse zum Einsatz kommen (vgl. Wirkfaktor 8-3). Auch wenn eine oder mehrere lebensraumtypische Baumarten verstärkt gefördert werden (z. B. Fichte in höheren Berglagen), ergeben sich hiermit Veränderungen der Mengenanteile im LRT, die Auswirkungen haben können. Zur Erstaufforstung gehören ggf. auch Bau und Unterhaltung von 1,50 m (Rehe) bis 2,10 m (Rotwild) hohen Schutzzäunen, welche für verschiedene Tiere Hindernisse oder Gefahrenquellen darstellen können (vgl. Wirkfaktor 4-2). |
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten | 1 |
Bei Erstaufforstungen von Wald ist die Förderung/Ausbreitung gebietsfremder Arten ggf. relevant (vgl. auch Projekttyp "Anbau von nicht LRT-gerechten Baumarten").
Dies kann z. B. der Fall sein, wenn die Auswahl des Saat- oder Pflanzgutes für Erstaufforstung vorwiegend nach ökonomischen Gesichtspunkten (Stammform, Zuwachs) und nicht nach ökologischer Anpassungseignung oder dem Wuchsgebiet erfolgt. Werden die Aussaaten oder Pflanzungen mit nicht lebensraumtypischen oder mit standortuntypischen Gehölzarten ausgeführt (z. B. Douglasie, Rot-Eiche, Hybrid-Pappel, Robinie, Küsten-Tanne) oder Arten, die sich außerhalb ihres Verbreitungsgebietes befinden (Fichte, Kiefer zwar in Deutschland, aber nicht gebietstypisch), kommt es zu einer Verschiebung der lebensraumtypischen Artenverhältnisse. Es besteht die Gefahr, dass sich gebietsfremde bzw. invasive Arten (z. B. Robinie) in umliegende Flächen/Lebensräume ausbreiten. Teilweise werden deshalb Pufferzonen zu wertvollen Biotopen, in denen potenziell eine Naturverjüngung mit den nichteinheimischen Arten stattfinden kann, empfohlen (z. B. Höltermann et al. 2008: 79). |
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.) | 1 |
Bei der Erstaufforstung von Wald kann die Bekämpfung von Organismen durch Pestizide ggf. relevant sein.
Auf Flächen, auf denen ein zu starker Vegetationsaufwuchs die Erstaufforstung stören oder verhindern würde, können ggf. Herbizide (Vorauflaufmittel) zur Flächenvorbereitung und zur Kulturpflege eingesetzt werden. Auch im Zuge später notwendiger Pflegemaßnahmen können u. U. Pflanzenschutzmittel (PSM) ausgebracht werden. Auf den Jungwuchsflächen werden sie hauptsächlich gegen Rüsselkäfer, Wühlmäuse, Vergrasung und Verkrautung durchgeführt. Pflanzenschutzmittel (PSM) werden aber nicht regelhaft eingesetzt. Wenn keine Schädlinge auftreten, kann somit auf die Bekämpfung, z. B. durch Insektizide, weitgehend verzichtet werden. Massenvermehrungen von Insekten können u. a. durch ungünstige Wahl der Baumartenzusammensetzung hervorgerufen werden (z. B. Eichenprozessionsspinner durch hohen Eichenanteil). Durch Aufforstungen in Monokulturen werden Schädlingskalamitäten und dadurch flächenhafte Pestizideinsätze gefördert. Bei einer Ausbringung von PSM per Befliegung ist ihr Auftreffen wegen der Abdrift nicht flächenscharf abgrenzbar, damit können auch benachbarte Flächen betroffen sein (vgl. Projekttyp "Ausbringen von Pestiziden auf/über Waldflächen"). |
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor, jedoch wird der Einsatz von transgenen Bäumen auch in Europa zunehmend zum relevanten Thema. Forschungsprojekte und Freisetzungsversuche z. B. bezüglich der Pappel wurden genehmigt. Zurzeit ist der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Bäume in Deutschland nicht erlaubt (Stand 07/2020). |
9 Sonstiges | ||
9-1 Sonstiges | 0 | Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor. |
0 | (i. d. R.) nicht relevant |
1 | gegebenenfalls relevant |
2 | regelmäßig relevant |