Fachinformationssystem des BfN
Stand: 12. Januar 2023 |
Bemerkung: | Zur Schifffahrt gehören insbesondere alle Bewegungen von Güter- und Fahrgastschiffen auf Flüssen, Seen und im küstennahen Bereich, die dem gewerblichen Transport von Gütern oder Personen oder dem Fährbetrieb dienen. Die Freizeitschifffahrt wird in anderen Projekttypen dargestellt. Als Projekt in Frage kommen z. B. die Neu- oder Wiederaufnahme von Schifffahrt, die Einrichtung oder räumliche Verlagerung von Schifffahrtsrouten und neue oder erweiterte Befahrensregelungen etc.
Die Schifffahrt als solche hat i. d. R. keine anlagen- und baubedingten Vorhabensbestandteile. Die indirekt benötigte Infrastruktur wie Hafen- oder Kaianlagen, Fähranleger sowie die erforderlichen Wasserstraßen stellen eigene Projekttypen dar. Betriebsbedingte Beeinträchtigungen werden v. a. durch den Wellenschlag der fahrenden Schiffe ausgelöst. Außerdem sind mit dem Schiffsverkehr nichtstoffliche Emissionen über und unter Wasser (Vibrationen, Schall, Lärm, Licht), Einträge von Nähr- und Schadstoffen in Gewässer und Individuenverluste (durch Schiffschrauben, Wellenschlag) verbunden. |
Wirkfaktoren | Erläuterungen | |
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1 Direkter Flächenentzug | ||
1-1 Überbauung / Versiegelung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung | ||
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen | 1 | Veränderungen der Vegetation können v. a. aufgrund der Wirkungen von Schiffsschrauben und erhöhtem Wellenschlag stattfinden (vgl. Wirkfaktor 5-5). |
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik | 0 |
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor.
Durch die Schifffahrt kann es zu Veränderungen der charakteristischen hydrodynamischen Verhältnisse kommen. Diese werden jedoch unter den Wirkfaktoren 3-3 bzw. 5-5 behandelt. |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren | ||
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes | 1 |
In stark befahrenen Bereichen (z. B. im Bereich der Kais) werden durch die Schiffschrauben Sedimente (z. B. bei An-/Ablegemanövern) stark und häufig verwirbelt, so dass ggf. künstliche Bodenverhältnisse entstehen.
Der von Schiffen erzeugte Wellenschlag kann Ufer ausspülen und zu Uferabbrüchen führen. Ob dies negativ oder positiv zu bewerten ist, bleibt dem Einzelfall überlassen (vgl. auch Wirkfaktor 3-2). |
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse | 1 | Der von Schiffen erzeugte Wellenschlag kann Ufer ausspülen und destabilisieren, was wiederum i. d. R. durch eine Befestigung der Ufer verhindert wird. Der Wellenschlag der Schiffe kann also dazu beitragen, dass die natürliche morphologische Dynamik an Flussufern baulich unterbunden wird. |
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse | 1 | Schiffe erzeugen einen Wellenschlag, der die Lebensbedingungen am Ufer deutlich verändern kann. Wie stark diese Veränderung im Vergleich zu natürlichen Verhältnissen ist, hängt davon ab, wie stark sich der künstliche vom natürlichen Wellenschlag unterscheidet. Am Meer oder einem großen See, wo bei entsprechendem Wetter natürlicherweise hohe Wellen an das Ufer schlagen können, werden die Auswirkungen geringer sein, als an einem ruhig fließenden Tieflandfluss. |
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust | ||
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 2 |
Individuenverluste sind bei der Schifffahrt regelmäßig als Wirkfaktor relevant.
Es gibt starke Hinweise, dass Fische in erheblichen Anteilen direkt durch Schiffsschrauben größerer Flussschiffe geschädigt werden. Auch der schiffserzeugte Wellenschlag kann zu Beeinträchtigungen juveniler Fische sowie anderer Organismen der Gewässer oder Ufer führen (s. a. Wirkfaktor 5-5). Es ist also davon auszugehen, dass die Schifffahrt regelmäßig zu Individuenverlusten von Fischen und ggf. auch anderen Gewässerorganismen führen kann. |
5 Nichtstoffliche Einwirkungen | ||
5-1 Akustische Reize (Schall) | 2 |
Akustische Reize sind bei der Schifffahrt regelmäßig als Wirkfaktor relevant.
Der Schiffsbetrieb verursacht sowohl über als auch unter Wasser Schallemissionen, die ggf. zu Scheuch- und Meidewirkungen z. B. bei Fischen, (Meeres-)Säugern und Vögeln führen können. |
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht) | 2 |
Optische Reize sind bei der Schifffahrt regelmäßig als Wirkfaktor relevant.
Die Schifffahrt verursacht regelmäßig optische Reize, die eine Beunruhigung störungsempfindlicher Arten auslösen können. Zu licht- bzw. beleuchtungsbedingten Effekten s. Wirkfaktor 5-3. |
5-3 Licht | 1 |
Licht kann bei der Schifffahrt als Wirkfaktor ggf. relevant sein.
Schiffe und Fähren sind beleuchtet, was bei spezifischen Tiergruppen der Fauna (z. B. Nachtfalter, Vögel, Fledermäuse) ggf. zu Störungen bzw. Beeinträchtigungen führen kann. |
5-4 Erschütterungen / Vibrationen | 1 |
Erschütterungen/Vibrationen können bei der Schifffahrt als Wirkfaktor ggf. relevant sein.
Der Schiffsbetrieb kann Vibrationen unter Wasser verursachen, die ggf. zu Scheuch- und Meidewirkungen u. a. bei Fischen und (Meeres-)Säugern führen können (s. a. Wirkfaktor 5-1; Schall). |
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt) | 2 |
Wellenschlag als Form der mechanischen Einwirkung ist bei der Schifffahrt regelmäßig als Wirkfaktor relevant.
Durch schiffserzeugten Wellenschlag kann es zu Beschädigungen der Ufervegetation oder der ufernahen Gewässervegetation kommen, so dass sich die Zusammensetzung ändern kann und Lebensraumtypen direkt beeinflusst werden können. Wellenschlag, der unnatürlich hoch und häufig ist, kann zudem ufernahe Laich-, Jungfisch- oder Bruthabitate verschlechtern oder ganz verschwinden lassen (s. a. Wirkfaktoren 2-2 und 3-2). Ebenso sind unmittelbar negative Auswirkungen auf Fischlarven und Jungfische möglich, die aufgrund ihrer beschränkten Schwimmleistung nicht in der Lage sind, den schiffserzeugten Schwall- und Sunkströmungen zu entgehen. |
6 Stoffliche Einwirkungen | ||
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag | 1 | Im Zusammenhang mit einem erhöhten Schiffsverkehrsaufkommen können v. a. Stickstoffverbindungen als Wirkfaktor relevant sein. Insbesondere Seeschiffe stoßen relativ viel NOx aus. |
6-2 Organische Verbindungen | 1 |
Im Zusammenhang mit einem erhöhten Schiffsverkehrsaufkommen können organische Verbindungen als Wirkfaktor relevant sein.
Verschiedene, z. T. flüchtige organische Verbindungen finden sich in den Kraftstoffen oder entstehen während der Verbrennungsprozesse und können dann als Emissionen an Wasserstraßen auftreten. |
6-3 Schwermetalle | 1 |
Im Zusammenhang mit einem erhöhten Schiffsverkehrsaufkommen können Schwermetalle als Wirkfaktor relevant sein.
In den Kraftstoffen finden sich verschiedene Schwermetalle in unterschiedlichen Mengenverhältnissen, die dann auch als zusätzliche Emissionen freigesetzt werden können. Da schwermetallhaltige Antifouling-Anstriche in der EU verboten sind, ist deren Eintrag nicht mehr in relevanten Größenordnungen anzunehmen. |
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe | 1 | Die in der Schifffahrt verwendeten Kraftstoffe (v. a. Schweröl bei Seeschiffen) sind noch sehr reich an Schwefel. Dadurch kann die Schifffahrt regional ein bedeutender Emittent von Schwefeldioxid sein. Außerdem sind Partikel/Feinstaub als relevante Emissionen zu nennen. |
6-5 Salz | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-8 Endokrin wirkende Stoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-9 Sonstige Stoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
7 Strahlung | ||
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen | ||
8-1 Management gebietsheimischer Arten | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten | 2 |
Bei der Schifffahrt ist die Förderung/Ausbreitung gebietsfremder Arten regelmäßig als Wirkfaktor zu berücksichtigen.
Ballastwasser wird in der Hochseeschifffahrt und auch in der Binnenschifffahrt verwendet, um Schiffe manövrierfähiger zu machen und die Schiffshöhe bei Brückendurchfahrten zu reduzieren. Mit dem Ballastwasser können gebietsfremde Arten aufgenommen werden und in Fluss- und Meeresgebiete transportiert werden, die für sie unter natürlichen Bedingungen nicht erreichbar gewesen wären. So kann die Schifffahrt die Ausbreitung von gebietsfremden Arten fördern. Eng verknüpft mit der Schifffahrt ist der Aus- und Neubau von Wasserstraßen (eigenständige Projekttypen), der im Binnenbereich manche Schiffsverbindungen erst möglich macht und durch ausbaubedingte Veränderungen und Vereinheitlichung von Habitatstrukturen invasiven, gebietsfremden Arten Vorteile verschafft. |
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
9 Sonstiges | ||
9-1 Sonstiges | 0 | Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
0 | (i. d. R.) nicht relevant |
1 | gegebenenfalls relevant |
2 | regelmäßig relevant |