Fachinformationssystem des BfN
Stand: 12. Januar 2023 |
Bemerkung: | Der Projekttyp Baggerungen in Gewässern bezieht sich auf Eingriffe in das Gewässerbett oder Ufer an Flüssen und Seen. Nicht gemeint sind hier Baggerungen, die wasserwirtschaftliche Projekte in der Landwirtschaft darstellen, im Zusammenhang mit dem Bau oder der Unterhaltung von Häfen und Anlegern stehen, die primär der Schiffbarkeit für die kommerzielle Schifffahrt oder der Kiesgewinnung dienen, weil diese eigenständige Projekttypen darstellen.
Zu den möglichen anlagebedingten Vorhabensbestandteilen zählen vor allem Veränderungen am Gewässerbett selbst wie z. B. Abgrabungen in der Gewässersohle oder in den Uferbereichen. Da Baggerungen in Gewässern fast immer von Schiffen aus durchgeführt werden, gehört zu den möglichen baubedingten Vorhabensbestandteilen vor allem der Baustellenverkehr durch Baggerschiffe und Schiffe für den Materialtransport sowie ggf. Materiallagerplätze am Ufer. In Einzefällen kann auch Baustellenverkehr an Land entstehen, z. B. beim Abtransport von Baggergut. |
Wirkfaktoren | Erläuterungen | |
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1 Direkter Flächenentzug | ||
1-1 Überbauung / Versiegelung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung | ||
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen | 2 |
Baggerungen an Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die direkte Veränderung von Vegetations- und Biotopstrukturen.
Durch den Abtrag benthischer Bereiche kommt es zu unmittelbaren Veränderungen der Sedimentstruktur, zur Entfernung der benthischen Besiedlung (z. B. Makrozoobenthos) sowie zu Veränderungen von Habitatstrukturen z. B. für Fische. Auch Wasserpflanzen und ihre Standorte können davon betroffen sein (Paulus 2017). Die Regenerationsfähigkeit dieser Bereiche ist abhängig von der Sedimentstruktur, der Größe der Eingriffsfläche sowie der Intensität der Baggerungen. |
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik | 0 |
Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
Die Veränderung der charakteristischen hydrodynamischen Verhältnisse wird unter dem Wirkfaktor 3-3 behandelt. |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren | ||
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes | 2 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes.
Baggerungen im Gewässerbett führen zur Veränderung des Untergrunds und damit der benthischen Bereiche. Dadurch können Sonderstrukturen (z. B. Kiesbänke, Kolke oder natürliche Hartsubstrate im Ästuarbereich) beseitigt werden. |
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse | 2 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der morphologischen Verhältnisse.
Durch die Baggerung treten Veränderungen der Gewässermorphologie auf (Veränderung von Querschnitten, Vertiefungen, Auffüllungen etc.), die zu Veränderungen des Bodens und des Untergrundes führen (vgl. Wirkfaktor 3-1) und indirekte Folgen für die hydrologischen und hydrodynamischen Verhältnisse haben können. |
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse | 2 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) zu Beeinträchtigungen durch Veränderungen der hydrologischen und hydrodynamischen Verhältnisse.
Baggerungen haben i. d. R. zum Ziel, die hydrologischen und hydrodynamischen Verhältnisse an Gewässern zu beeinflussen. Dadurch kann es zu Veränderungen von Wasserständen, Fließgeschwindigkeiten, Abflüssen, Wasserspiegellagen, Überschwemmungshäufigkeiten, Wassertiefen, Geschiebetransport, Schwebstofftransport sowie im Tidebereiche zu Veränderungen der Tidedynamik kommen. Ggf. kann der Ausbau auch zu Änderungen des mit dem Gewässer in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels in der Aue führen und damit zu Veränderungen der Vegetation bzw. der Pflanzen- und Tiergemeinschaften in der Aue. |
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit) | 1 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse.
Die Änderung der hydrologischen Verhältnisse kann auch Auswirkungen auf den Gewässerchemismus haben. Werden Baggerungen mittels Wasserinjektionsverfahren getätigt (Injektion von Wasser in Sediment führt zu fließfähigem Schlamm, der so in tiefere Stellen im Fluss gleitet), können Sedimentbestandteile in die Wassersäule gelangen und bei zu warmen Temperaturen (> 10 °C) durch Bakterienfraß zu Sauerstoffmangel im Gewässer führen (nur im Winterhalbjahr gestattet; Rettet die Elbe 2010). Durch Veränderungen des Sedimenttransportes kann es zur Verwirbelung/Akkumulation von Sedimenten kommen, die bei hohem organischem Anteil zu sauerstoffzehrenden Prozessen führen. |
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust | ||
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität | 1 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung bzw. Individuenverlust.
Durch die Baggerarbeiten kann es zur Verletzung, Tötung oder Entfernung von Flora und Fauna im Gewässer kommen (Paulus 2017). Hohe Schwebstoffkonzentrationen durch die Aufwirbelung von Sedimenten können die Migration von Fischen behindern (Schmutz 2003). |
5 Nichtstoffliche Einwirkungen | ||
5-1 Akustische Reize (Schall) | 1 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch akustische Reize.
Die Schallemissionen von Schwimmbaggern hängen vom eingesetzten Baggertyp ab (z. B. Eimerkettenbagger, Hopperbagger, Wasserinjektionsverfahren). Dabei kann es zu Schallemissionen sowohl über als auch unter Wasser kommen, die ggf. zu Scheuch- und Meidewirkungen z. B. bei Fischen oder Vögeln führen können. Ebenso kann der Einsatz von Schiffen zum Abtransport von Baggergut zu erhöhten akustischen Reizen führen. |
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht) | 1 |
Baggerungen an Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch Bewegungen bzw. optische Reizauslöser.
Der Einsatz von technischem Gerät (Bewegung, Reflektionen) sowie die Bauausführenden (menschliche Anwesenheit und Aktivität) können im Zuge der Gewässerunterhaltung zu einer Beunruhigung störungsempfindlicher Arten führen. |
5-3 Licht | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
5-4 Erschütterungen / Vibrationen | 1 | Baggerungen im Gewässer sind regelmäßig mit Erschütterungen im umgebenden Untergrund verbunden, die zu Beeinträchtigungen dortiger Organismen führen können. Die Intensität hängt ab vom Substrat und der Morphologie und den ggf. damit verbundenen Umlagerungsprozessen des umgebenden Sediments (vgl. auch Wirkfaktor 6-6). |
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt) | 1 |
Baggerungen an Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch mechanische Einwirkung.
Durch den Wellenschlag der Baggerschiffe und ggf. Transportschiffe kann es zu Beschädigungen der Ufervegetation kommen und damit Lebensraumtypen direkt beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Baggern im Gewässer kommt es zu mechanischen Einwirkungen auf den Boden. Bauausführende verursachen ggf. Trittschäden an Ufern. |
6 Stoffliche Einwirkungen | ||
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag | 1 |
Baggerungen an Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch Nährstoffeinträge.
Baggerungen in Sedimenten mit hohen organischen Anteilen können indirekt zu Nährstoffeinträgen ins Gewässer (Nährstofffreisetzung) und damit zu einer künstlichen internen Düngung führen (v. a. Wasserinjektionsverfahren, siehe Wirkfaktor 3-4). Gleiches gilt beim Verklappen solcher Sedimente in nährstoffärmeren Gewässern. |
6-2 Organische Verbindungen | 1 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch organische Verbindungen.
Durch Ausbaggerungen können im Sediment eingelagerte organische Verbindungen (z. B. von Pestiziden) remobilisiert werden. |
6-3 Schwermetalle | 1 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch Schwermetalle.
Durch Ausbaggerungen können im Sediment eingelagerte Schwermetalle remobilisiert werden. |
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe | 1 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch sonstige durch Verbrennungs- und Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe.
Bei Baggerungen in Gewässern können ggf. sonstige Schadstoffe aus den Motoren der Bagger- oder Transportschiffe als Wirkfaktor relevant sein. |
6-5 Salz | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente) | 2 |
Baggerungen in Gewässern führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch Depositionen mit strukturellen Auswirkungen.
Die Baggerarbeiten können zu Schwebstoff- bzw. Schlammeinträgen, zur Sedimentverwirbelung, zu Veränderungen der Sohlbewegung, des Schwebstoff- und des Geschiebetransportes oder der Sedimentationsprozesse führen. Bei Baggerarbeiten im Gewässer kommt es zur Lösung und Verwirbelung von Sedimenten (sog. Treibmudde, Trübungsfahne), welche zur Trübung des Gewässers führen und evtl. zur Resuspension im Sediment gebundener Schadstoffe (NLWKN 2010). Die Trübungsfahnen können zur Überdeckung anderer Sedimente, Benthosstrukturen sowie Makrophyten führen. Die Ausdehnung und Verweildauer solcher Trübungsfahnen ist u. a. abhängig von dem gebaggerten bzw. verklappten Sediment, der Strömungsgeschwindigkeit sowie der Wassertiefe. Die Trübung führt außerdem zu Lichtmangel und damit zur Beeinträchtigung des Pflanzenwachstums und hat Auswirkungen auf die Filtrierfähigkeit von bspw. Köcher- und Steinfliegenlarven. Für Fische kommt es aufgrund hoher Schwebstoffgehalte zu einem erhöhten Räuberdruck, verzögertem Schlüpfen der Brütlinge, verringertem Wachstum und Nahrungsaufnahmen (erhöhter Such- und Energieaufwand), aber auch zur Abwanderung. Bereits geringe Schwebstoffkonzentrationen reichen aus, um durch Versandung/Verschlammung der Laichplätze der Bachforelle oder Äsche zu einem Absterben der Eier dieser zu führen (Schmutz 2003). |
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-8 Endokrin wirkende Stoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
6-9 Sonstige Stoffe | 0 | Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
7 Strahlung | ||
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen | ||
8-1 Management gebietsheimischer Arten | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.) | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen | 0 | Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
9 Sonstiges | ||
9-1 Sonstiges | 0 | Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigem Bearbeitungsstand nicht vor. |
0 | (i. d. R.) nicht relevant |
1 | gegebenenfalls relevant |
2 | regelmäßig relevant |