FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz

Wirkfaktoren des Projekttyps

06 Gewässerausbau >> Stauwerke und Wasserspeicheranlagen

Bemerkung: Der Projekttyp umfasst z. B. Talsperren, Stauseen oder Speicherbecken, die der Haltung von Vorratswasser dienen.

Zu den möglichen anlagebedingten Vorhabensbestandteilen zählen u. a. das Querbauwerk, evtl. Ausleitungs- und Einleitungskanäle, ggf. erforderliche Dammschüttungen, Zuwegungen, evtl. notwendige Brücken, notwendige Fischaufstiegshilfen etc.

Zu den möglichen baubedingten Vorhabensbestandteilen zählen u. a. Baustelle bzw. Baufeld, Wasserleitungs- und -haltungsmaßnahmen, Materiallagerplätze, Maschinenabstellplätze, Erdentnahmestellen, Bodendeponien, Baumaschinen und Baubetrieb, Baustellenverkehr und Baustellenbeleuchtung.

Zu den möglichen betriebsbedingten Vorhabensbestandteilen gehören u. a. die erforderlichen Unterhaltungsmaßnahmen.

Wirkfaktoren
Relevanz
Erläuterungen
1 Direkter Flächenentzug
1-1 Überbauung / Versiegelung2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch Überbauung und Versiegelung.

Durch Bau der Speichereinrichtungen kommt es zur Überbauung und Versiegelung von Flächen im Gewässer und in den ufernahen Bereichen.

Ggf. können die Speichereinrichtungen komplett als anthropogenes Bauwerk (z. B. Pumpspeicherbecken) geschaffen werden. Hier besteht somit eine komplette Versiegelung durch eine entsprechende Bauweise.

Während der Bauphase kann zudem noch eine weitergehende Überbauung u. a. durch verschiedene Baueinrichtungsflächen gegeben sein.
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die direkte Veränderung von Vegetations- und Biotopstrukturen.

Durch die Bauwerke und die Bautätigkeit kommt es zur Beseitigung von Vegetation im Gewässer, am Ufer sowie in angrenzenden terrestrischen Bereichen. Bei Pumpspeicherbecken können auch Waldbereiche an Kuppen komplett entfernt werden und diese Bereiche somit entsprechend anders geprägt werden.

Durch die Aufstauung kommt es zu Sedimentablagerungen, was am bestehenden Gewässerboden zur Uniformierung des kleinräumigen Mosaiks unterschiedlicher Substrate (Mikro-/Mesohabitate) führt (Dumont et al. 2005).

Durch evtl. Böschungen, Aufschüttungen und Grundwasserabsenkungen können zudem trockene Standorte innerhalb der Aue geschaffen werden, was entsprechende Veränderungen der Vegetation zur Folge hat (UBA 2015).
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Die Veränderung der charakteristischen hydrodynamischen Verhältnisse wird unter dem Wirkfaktor 3-3 behandelt.
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung.

Durch den Bau von Speichereinrichtungen können ggf. ehemals für eine wirtschaftliche Nutzung nicht oder nur eingeschränkt in Frage kommende Flächen aufgrund der nun geänderten Standortverhältnisse einer forst- oder landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Vor allem, wenn entsprechende Speichereinrichtungen der Versorgung der Land- oder Forstwirtschaft mit Wasser dienen.

Durch die Entstehung von Stauseen kann es zu Intensivierung der fischereiwirtschaftlichen Nutzung kommen.
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die länger andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung oder Pflege.

Durch die Errichtung einer Speichereinrichtung kommt es auf der vorgesehenen Fläche zur langfristigen Nutzungsaufgabe. Darüber hinaus können evtl. auch im näheren Umfeld durch entsprechende Auflagen und Schutzgebietsausweisungen (z. B. Wasserschutzzonen) langfristig Nutzungsänderungen oder -aufgaben hervorgerufen werden.

Durch einen Aufstau bzw. Stausee kann es zudem ggf. zu einer erschwerten Zugänglichkeit von angrenzenden Flächen und somit zur Aufgabe habitatprägender Nutzung bzw. Pflege in entsprechenden Lebensräumen kommen. Ggf. verbleiben durch Zerschneidungswirkungen zudem (sehr) kleine Restflächen, für die eine wirtschaftliche Nutzung kaum bzw. nicht mehr möglich ist.
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes.

Neben der unmittelbaren Überbauung geschieht dies durch Auftrag und Abtrag und das Einbringen anderer Substrate, wie z. B. von Senkfaschinen oder Steinwürfen (Lueger 1904). Bei paralleler Schaffung eines Wasserkanals können weitere Bodenveränderungen entstehen.

Bei der Sicherung der Uferbereiche kann es zur Einbringung gewässerfremder Gesteinsarten kommen.

Sedimentablagerungen im Aufstaubereich führen zur Veränderung des Untergrundes im Oberwasser (Verdichtung des Flussbettes, BAFU 2018), genauso wie das daraus folgende Fehlen der Sedimente im Unterwasser zu Veränderungen des Untergrundes dort führt.
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der morphologischen Verhältnisse.

Mit der Errichtung der Speichereinrichtung geht ein Aufstau des Gewässers und damit eine Regulierung der natürlichen Dynamik einher (vgl. auch Wirkfaktor 3-3). Hierdurch werden die Fließgeschwindigkeit und der Geschiebehaushalt des Gewässers verändert, was sich wiederum auf die Gestalt des Gewässers und seiner Ufer auswirkt. Ebenso kann es aufgrund von Aufschüttungen oder Abgrabungen zur Veränderung der Gewässer- bzw. Auencharakteristik kommen (UBA 2015).

Bei der Errichtung künstlicher Speicher kann es z. B. auch zum Abtrag von Kuppen kommen.
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der hydrologischen und hydrodynamischen Verhältnisse z. B. in Form von Veränderungen an den wasserbezogenen Standortfaktoren wie (Grund-)Wasserstände, Druckverhältnisse, Fließrichtung, Strömungsverhältnisse oder -geschwindigkeit. Dies schließt entsprechende Veränderungen in Oberflächengewässern, im Bodenwasser und im Grundwasser ein.

Aufgrund der Gewässeraufstauung werden Strömungsverhältnisse im Gewässer, die Wasserstände und die Überflutungsdynamik im Gewässer und in den Auen und - dadurch beeinflusst - auch die Grundwasserstände der angrenzenden Grundwasserkörper verändert. Die "hydrologische Dynamik" wird vermindert.

Terrestrische und semiterrestrische Bereiche werden bei Stauseen in aquatische Bereiche verwandelt. Aufgrund der Änderung der Grundwasserverhältnisse werden die ufernahen Landbereiche im Oberwasser feuchter. Durch die Aufstauung wird das Fließgewässer im Stauraumbereich in ein Standgewässer verwandelt (Dumont et al. 2005).

Durch die Errichtung von künstlichen Speicherbecken entstehen Wasserflächen in Gebieten, die ursprünglich gewässerfrei waren.

Durch die Entnahme größerer Wassermengen für Trinkwasser, Brauchwasser oder Löschwasser kann es zur Veränderung der hydrologischen Verhältnisse kommen.
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit)1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse.

Aufgrund der Veränderungen der Wasserstände und der Gewässerdynamik (vgl. Wirkfaktor 3-3) und der Verweildauer in den angrenzenden Bereichen können Stoffe anders durch das Wasser aufgenommen oder abgeschieden werden. Ebenso ist es möglich, dass durch das Einbringen von bisher gebiets- und gewässerfremden Baumaterialien gewässerfremde Stoffe ins Gewässer und Grundwasser gelangen. Des Weiteren können zusätzliche Effekte durch Ablagerungen entstehen (s. Wirkfaktor 6-2).

Aufgrund der Aufstauung oberhalb der Anlage kommt es zu einer Verdichtung des Flussbettes durch absinkende Schwebstoffe. Dadurch wird die Filtration des Wassers durch Muscheln und Insektenlarven herabgesetzt und der Sauerstoffgehalt sinkt (Ewert 2019). Auch die Verringerung des Turbulenzgrades führt zu einem geringeren Gasaustausch zwischen Atmosphäre und Wasser und damit zu einer Sauerstoffabnahme. Dadurch sinkt die Selbstreinigungskraft und bei gleichzeitigem Abbau sauerstoffzehrender Substanzen (Sedimentschlamm) kann ein akuter Sauerstoffmangel zum Fischsterben führen (Dumont et al. 2005).
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung der Temperaturverhältnisse.

Durch den Aufstau wird das Fließgewässer im Staubereich nahezu in ein Standgewässer verwandelt. Je nach Länge des Staubereichs, der Gewässertiefe und der vorhandenen Vegetation ist hierdurch eine stärkere Erwärmung des Gewässers in den oberen Wasserschichten möglich (Dumont et al. 2005). In Hitzeperioden können die Bauwerke ein Ausweichen in kühlere Gewässerbereiche verhindern, was zum Tod von z. B. Forellen und Äschen führen kann (BAFU 2018).

Ggf. führt die Erwärmung zu einer erhöhten Wärmeabstrahlung (insbesondere in Übergangsjahreszeiten).
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Veränderung standort- oder klimarelevanter Faktoren.

Durch die Errichtung der Staumauer werden bauliche Anlagen in den Gewässerquerschnitt eingebracht. Hierdurch kann es zu Veränderungen der lokalen klimatischen Verhältnisse aufgrund von Kaltluftsenken oder der Verengung von Kaltluftschneisen kommen.
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung bzw. Individuenverlust.

Individuenverluste können im Rahmen der Baufeldfreimachung bzw. -räumung (Vegetationsbeseitigung, Baumfällungen etc.) auftreten. Bei der Errichtung von Baugruben u. a. baulich notwendigen Schächten oder Kanälen können baubedingte Barrierewirkungen sowie Fallenwirkungen und Individuenverluste für bodengebundene Arten entstehen.

Je nach der Gestaltung der Baugrube und der damit verbundenen Gewässerumleitung ist es möglich, dass Fische und gewässerbewohnende Kleinlebewesen durch Sogwirkungen, Überstürze, Trockenlegungen, Überstauungen und Baumaschinen durch direkte oder indirekte Einwirkungen in ihrer natürlichen Ökologie beeinträchtigt werden, was auch zu individuellen Verlusten führen kann.
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung bzw. Individuenverlust.

Durch den Gewässeraufstau und die mit dem Aufstau verbundene Staumauer ist eine ungehinderte lineare längsgerichtete Durchwanderbarkeit des Gewässers nicht möglich. Durch eine fehlende Aufstiegsmöglichkeit kommt es zu einer sog. Sackgassensituation im Gewässerabschnitt unterhalb des Bauwerkes. Querbauwerke können eine Barriere für die Fischwanderung sowohl diadromer als auch potamodromer Arten darstellen. Zum einen können die Wehre die Migration verzögern, weil die Fische Umgehungswege lokalisieren müssen. Durch die Lokalisationsversuche der Fischaufstiegsanlage kann es zu Zeit- und Energieverlusten der Tiere kommen, was wiederum zu Individuenverlusten führen kann (Dumont et al. 2005). Zum anderen wird die Wanderzeit verlängert aufgrund der verringerten Wassergeschwindigkeit im Staubereich oder der Wanderung über das Wehr selbst. Folgen sind ein höherer Energieaufwand, eine Umkehrung der Smoltifikation bei Lachsen und eine verspätete Ankunft im Mündungsbereich anadromer Fischarten (Plumb et al. 2006). Auch gut funktionierende Fischaufstiegsanlagen führen zur Verzögerung der Migration sowie teilweise einem Wanderungsabbruch, v. a. wenn mehrere Pässe hintereinander passiert werden müssen (Dönni et al. 2016, Ewert 2019). Der verlängerte Aufenthalt im Stauraum kann außerdem wegen fehlender Durchwanderbarkeit zu einem erhöhten Prädationsdruck führen (z. B. durch Reiher und Kormoran, Dumont et al. 2005). Durch die Behinderung der Wanderung kann es zum Notlaichen potamodromer Arten kommen mit Folgen eines verringerten Brutaufkommens (z. B. Barbe und Bachforelle, Dumont et al. 2005). Von der Barrierewirkung sind nicht nur Wanderfische betroffen, sondern auch bspw. Barben, Barsche und Nasen, die auf fließendes Wasser zur Nahrungsbeschaffung angewiesen sind. Gleiches gilt für Filtrierer wie Köcher- und Steinfliegenlarven (Ewert 2019).

Durch Verarmung der aquatischen Flora und Fauna in der Ausleitungsstrecke kommt es zum verringerten Angebot von Nährtieren, was wiederum zur Verminderung des Fischbestandes führen kann (Dumont et al. 2005).

Ebenso kommt es durch die Schaffung des künstlichen Gewässers zu einer Barrierewirkung für terrestrische bodengebundene Tierarten.
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung bzw. Individuenverlust.

Je nach Anordnung der Ablässe und Klappen, evtl. Rechenstabweiten und der Ausrichtung der Leitströmung (Sogwirkung) kann es zur Verletzung/Tötung von Fischen durch Kollision mit Anlagenbestandteilen kommen.

Ebenso sind hohe Individuenverluste möglich, wenn die Anlage schlagartig abgelassen wird.
5 Nichtstoffliche Einwirkungen
5-1 Akustische Reize (Schall)1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch akustische Reize.

Baubedingt kann es durch den Einsatz von Baggern und schweren Baugeräten zu akustischen Reizen kommen.

Der Betrieb technischer Anlagenteile führt zu mehr oder weniger starken akustischen Reizen, die sich je nach Anordnung und technischer Auslegung auf das Wasser übertragen und hierdurch weitergetragen werden können. Im Mittel- und Fernbereich sind gewisse Störwirkungen möglich.
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht)2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch Bewegung oder optische Reizauslöser.

Der Einsatz von technischen Geräten (Bewegung, Reflektionen) sowie die Bauausführenden (menschliche Anwesenheit und Aktivität) können im Rahmen des Bauprozesses zu einer Beunruhigung störungsempfindlicher Arten führen.

Die Speichereinrichtung - v. a. künstliche Speicherbecken - wie auch die Staumauer und evtl. notwendige Leit- und Regeleinrichtungen stellen anthropogen geschaffene, künstliche Bauwerke im Gewässerquerschnitt dar, von denen ggf. optische Störwirkungen ausgehen können.
5-3 Licht1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch Licht.

Je nach Standort kann an der Speichereinrichtung eine künstliche Beleuchtung erforderlich sein (Wege, Zufahrten, Querbauwerk), die z. B. Lockwirkungen auf Insekten und damit einhergehend Individuenverluste oder Barrierewirkungen auslösen kann.

In der Bauphase kann temporär ein erhöhter Beleuchtungsbedarfs für den Baubetrieb bestehen.
5-4 Erschütterungen / Vibrationen2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch Erschütterungen bzw. Vibrationen.

Bei der Errichtung der Anlagen kann es in der Bauphase, z. B. durch den Einsatz schwerer Maschinen und Rammtätigkeiten (z. B. Spundwände), zu Erschütterungen bzw. Vibrationen kommen.
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch mechanische Einwirkungen.

Durch den Betrieb der Anlage kommt es zu Veränderungen im Abfluss des Gewässers. Hierdurch kann es zu mechanischen Einwirkungen des Wassers im Uferbereich kommen.

In der Bauphase sind mechanische Einwirkungen durch Tritt und Befahren möglich.
6 Stoffliche Einwirkungen
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch Nährstoffeinträge.

Durch die Gewässeraufstauung kommt es zur Behinderung des freien Gewässerabflusses. Hierdurch sammeln sich organische Bestandteile im Stauraum. Je nach Anteil der organischen Fracht im Gewässer, der Häufigkeit und Intensität der Stauraumspülungen kann es durch die Anreicherung von organischer Substanz im Stauraum zur Methanbildung kommen.
6-2 Organische Verbindungen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-3 Schwermetalle0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-5 Salz0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente)2 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) regelmäßig zu Beeinträchtigungen durch Depositionen mit strukturellen Auswirkungen.

Durch die Aufstauung kommt es zur Ablagerung von Sinkstoffen im Staubecken (Lueger 1904, Mehl et al. 2005). Vor allem die Ablagerung von Feinsediment in ursprünglich kiesig-sandigen Bereichen führt zu Lebensraumverlusten von an entsprechende Strukturen gebundenen Arten (Laichhabitate kieslaichender Fischarten bzw. Habitate wirbelloser Organismen & bodenorientierter Fischarten, IGB o. J., Dumont et al. 2005).

Baubedingt kann es zu temporären Staubemission kommen, die ggf. relevant sind. Bei Bauarbeiten an Gewässern kann es zudem zu Schwebstoff- bzw. Schlammeinträgen, zur Sedimentverwirbelung durch Baggerarbeiten, zu Veränderungen der Sohlbewegung, des Schwebstoff- und des Geschiebetransportes oder zu Sedimentationsprozessen kommen, die ggf. relevant sind (ARSU & NWP 2008).

Stauraumspülungen während der Betriebsphase führen ebenfalls zu erhöhten Schwebstofffrachten im Gewässer. Dies kann zu Verdrängungen und Verlusten von Individuen führen. Durch die plötzliche Verfrachtung von Sedimenten vom Oberwasser ins Unterwasser kommt es in beiden Bereichen zu Lebensraumverlusten.

Je nach Gewässernutzung und Art der Einleitungen im Oberlauf der Anlage kann es zur Akkumulation von toxischen Stoffen innerhalb des Stauraums im Sediment kommen, die bei entsprechenden Stauraumspülungen mobilisiert werden.
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-8 Endokrin wirkende Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-9 Sonstige Stoffe1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch sonstige Stoffe.

Je nach Gewässernutzung und Art der Einleitungen im Oberlauf der Stauanlage kann es zur Akkumulation von toxischen Stoffen (z. B. Schwefelwasserstoff) innerhalb des Stauraums im Sediment kommen, die bei entsprechenden Stauraumspülungen mobilisiert werden oder lokal zur partiellen Unbesiedelbarkeit führen (Mehl et al. 2005).
7 Strahlung
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
8-1 Management gebietsheimischer Arten0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten1 Stauwerke und Wasserspeicheranlagen führen aufgrund verschiedener möglicher Vorhabensbestandteile (s. Bemerkung) ggf. zu Beeinträchtigungen durch die Förderung oder Ausbreitung gebietsfremder Arten.

Durch die Schaffung eines großflächigen, künstlichen Standgewässers werden Lebensraumbedingungen von Standgewässerarten im Bereich eines ehemaligen Fließgewässers geschaffen. Ebenso kommt es durch die Schaffung künstlicher Speicherbecken, z. B. in Waldbereichen, zur Schaffung von Feuchtbereichen und Standgewässern, wo ursprünglich keine bestanden. Durch die Schaffung veränderter Lebensraumverhältnisse kann es ggf. zur Ausbreitung gebietsfremder Arten kommen.
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
9 Sonstiges
9-1 Sonstiges0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Leitfäden / Literatur zu diesem Projekttyp

ARSU GmbH & NWP Planungsgesellschaft mbH (2008): Errichtung eines Steinkohlekraftwerks am Standort Brunsbüttel Kreis Dithmarschen - FFH-Verträglichkeitsuntersuchung. Im Auftrag der Electrabel Kraftwerk Brunsbüttel GmbH & Co KG, 256 S.

Bundesamt für Umwelt (BAFU) (2018): Kommen Sie mit auf eine Fischwanderung.

Dumont, U., Anderer, P. & Schwevers, U. (2005): Handbuch Querbauwerke. Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), 214 S.

Dönni, W., Spaliner, L. & Knutti, A. (2016): Die Rückkehr des Lachses in der Schweiz - Potential und Perspektiven. Auslegeordnung. Studie im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), Auftragnehmer: Fischwerk Luzern 55 S.

Ewert, K. (2019): Verbauungen. Darum müssen wir unsere Flüsse schützen.

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei - IGB Berlin (o. J.): Wanderhindernisse.

Lueger, O. (1904): Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart und Leipzig.

Mehl, D., Thiele, V., Degen, B., Berlin, A. & Gräwe, D. (2005): Konzeption zur Ableitung des höchsten und des guten ökologischen Potentials von erheblich veränderten/künstlichen Fließgewässern Mecklenburg-Vorpommerns anhand der charakteristischen Belastungen und Zönosen. biota - Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern, 69 S.

Plumb, J.M., Perry, R.W., Adams, N.S. & Rondorf, D.W. (2006): The effects of river impoundment and hatchery rearing on the migration behaviour of juvenile steelhead in the lower Snake River, Washington. North American Journal of Fisheries Management 26: 438-452.

Umweltbundesamt (UBA) (2015): Thema Flüsse: Nutzung und Belastungen. Onlineseite.

Relevanz des Wirkfaktors

0 (i. d. R.) nicht relevant
1gegebenenfalls relevant
2regelmäßig relevant

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von