FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz

Wirkfaktoren des Projekttyps

09 Anlagen zur Energieerzeugung >> Wasserkraftanlage

Bemerkung: Der Projekttyp umfasst verschiedene Formen von Kraftwerkstypen.

Niederdruckkraftwerke in Form von Ausleitungs- und Flusskraftwerken an Gewässern 1. bis 3. Ordnung. Hierbei sind diese Kraftwerke grundsätzlich von Pumpspeicherkraftwerken zu unterscheiden.

Bei Pumpspeicherkraftwerken handelt es sich um Kraftwerke, die aus einem Unter- und einem Oberbecken bestehen. In geringen Stromlastzeiten, zu denen der Strompreis gering ist, wird das Wasser mittels Pumpen vom Unter- in das Oberbecken befördert. Bei hohen Stromlastmomenten oder wenn der Strompreis hoch ist, wird das Wasser aus dem Oberbecken über Turbinen ins Unterbecken geleitet. Aufgrund des Pumpgeschehens wechseln die Wasserstände in den beiden Becken erheblich. Hierbei ist noch zu unterscheiden zwischen Becken mit natürlichem Zulauf und solchen ohne natürlichem Zulauf. Bei Fluss- und Ausleitungskraftwerken ist zwischen Kraftwerken mit Schwall- und Sunk-Betrieb und Kraftwerken ohne dieses Verfahren zu unterscheiden. Als Schwall bezeichnet man das Anstauen des Oberwassers hinter dem Wehr bis zu einer bestimmten (teilweise festgelegten) Staumarke. Bei Erreichen dieser Marke werden die Stauklappen zu den Turbinen geöffnet und die gestaute Wassermenge durch die Turbinen schlagartig in das Unterwasser abgelassen. Hierdurch entsteht die sog. Sunk-Phase, d. h. bis auf eine minimale Restwassermenge ist der Oberwasserbereich abgelassen und wird innerhalb einer bestimmten Phase wieder bis zur Staumarke aufgestaut. Durch dieses Verfahren entstehen im Ober- und Unterwasserbereich extreme Wasserstandsschwankungen. Dadurch bietet der Stauraum weder für aquatische noch für semiterrestrische und terrestrische Arten einen Lebensraum. Im Unterwasserbereich kommt es durch die schlagartige Schwallwelle ebenfalls zu häufigen extremen Wasserstandsschwankungen und Scherkräften, wodurch die Lebensraumeignung für Land- und Wasserlebewesen stark eingeschränkt wird.

Bei Ausleitungskraftwerken handelt es sich um Kraftwerke, die das im Flussbett gestaute Wasser über einen anthropogen geschaffenen Triebwerkskanal zum Krafthaus leiten und danach über einen Unterwasserkanal wieder der Ausleitungsstrecke (dem eigentlichen Flussbett) zuleiten.

Flusskraftwerke befinden sich am eigentlichen Fließgewässer, wobei das Krafthaus im Bereich eines Stauwehrs errichtet wird.

Zu den möglichen anlagebedingten Vorhabensbestandteilen zählen u. a. das Querbauwerk, das Krafthaus, evtl. mit Ausleitungs- und Einleitungskanal, ggf. erforderliche Dammschüttungen, Zuwegungen, evtl. notwendige Brücken, notwendige Fischaufstiegshilfen etc.

Zu den möglichen baubedingten Vorhabenbestandteilen zählen u. a. Baustelle bzw. Baufeld oder Baugrube, Materiallagerplätze, Maschinenabstellplätze, Erdentnahmestellen, Bodendeponien, Baumaschinen und Baubetrieb, Baustellenverkehr, Baustellenbeleuchtung sowie Wasserleitungs- und -haltungsmaßnahmen.

Zu den möglichen betriebsbedingten Vorhabensbestandteilen zählen der Betrieb der Turbinen und weiterer Anlagenbestandteile, Veränderungen der Wasserstände (Schwall- und Sunk-Betrieb) und das Anstauen von Wasser. Hiermit verbunden sind u. a. Individuenverluste (durch Turbinen, Sogwirkungen oder Strömungen bei stark schwankenden Wasserständen) sowie nichtstoffliche (insb. optische, akustische und mechanische) Störwirkungen und stoffliche Anreicherungen (Nährstoffe, Sedimente) durch den Wasserstau.

Wirkfaktoren
Relevanz
Erläuterungen
1 Direkter Flächenentzug
1-1 Überbauung / Versiegelung2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kommt es regelmäßig zur Überbauung und Versiegelung von Flächen.

Die Flächennutzung findet im eigentlichen Fließgewässer, in den ufernahen Bereichen, allerdings bei Ausleitungskraftwerken auch in abgelegeneren Bereichen, statt.

Die Überbauung/Versiegelung erfolgt durch verschiedene Vorhabensbestandteile. Dazu zählen insbesondere das Querbauwerk, das Krafthaus, evtl. mit Ausleitungs- und Einleitungskanal, ggf. erforderliche Dammschüttungen, Zuwegungen, evtl. notwendige Brücken, notwendige Fischaufstiegshilfen etc.

Während der Bauphase kann zudem eine weitergehende Überbauung z. B. durch die Baugrube, Wasserleitungs- und -haltungsmaßnahmen, Materiallager, Bodendeponien und Baufahrzeugstellplätze gegeben sein.
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen2 Der Bau von Wasserkraftanlagen führt aufgrund verschiedener Vorhabensbestandteile (s. unter Bemerkung) regelmäßig zu direkten Veränderungen von Vegetations- und Biotopstrukturen.

Durch die Bauwerke und die Bautätigkeit kommt es zur Beseitigung von Vegetation im Gewässer, am Ufer sowie in angrenzenden terrestrischen Bereichen.

Je nach Staubereichsgröße werden terrestrische und semiterrestrische Bereiche in limnische Bereiche verwandelt (vgl. auch Wirkfaktor 3-3). Aufgrund der Änderung der Grundwasserverhältnisse werden die ufernahen Landbereiche im Oberwasser des Krafthauses feuchter, die im Unterwasserbereich trockener. Durch die Aufstauung wird das Fließgewässer im Stauraumbereich nahezu in ein Standgewässer verwandelt; hierdurch kommt es ebenfalls zu einer Veränderung der Vegetations- und Biotopstruktur.

Durch evtl. Böschungen, Aufschüttungen und Grundwasserabsenkungen können zudem trockene Standorte innerhalb der Aue geschaffen werden, was entsprechende Veränderungen der Vegetation zur Folge hat.
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik2 Der Bau von Wasserkraftanlagen führt regelmäßig zu starken Änderungen der hydrologischen und hydrodynamischen Verhältnisse (s. Wirkfaktor 3-3), die sich ggf. auch auf die charakteristische Nutzungs- oder Sukzessionsdynamik in den davon betroffenen Lebensräumen auswirken können.
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung1 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen können ggf. ehemals für eine wirtschaftliche Nutzung nicht oder nur eingeschränkt in Frage kommende Flächen aufgrund der nun geänderten Standortverhältnisse einer forst- oder landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden.
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege1 Zu einer langfristigen Nutzungsaufgabe könnte es insbesondere aufgrund anlagebedingter und somit dauerhafter Barrieren durch die Neuanlage von Gewässerteilen kommen, die zu einer erschwerten Zugänglichkeit von Flächen (z. B. für Weidetiere) und somit zur Aufgabe habitatprägender Nutzung/Pflege von angrenzenden Lebensräumen führen.

Durch das räumliche Abtrennen können zudem (sehr) kleine Restflächen verbleiben, für die eine wirtschaftliche Nutzung kaum bzw. nicht mehr möglich ist.
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen und den damit verbundenen Vorhabensbestandteilen (s. unter Bemerkung) kommt es regelmäßig zu Veränderungen von Böden und Untergrund.

Neben der unmittelbaren Überbauung geschieht dies durch Auftrag und Abtrag und das Einbringen anderer Substrate. Starke Bodenveränderungen gehen mit der Schaffung eines Kanals einher.

Bei der Sicherung der Uferbereiche im Wehrbereich kann es zur Einbringung gewässerfremder Gesteinsarten kommen.
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kommt es regelmäßig zu Veränderungen der morphologischen Verhältnisse.

Mit der Errichtung der Wasserkraftanlage gehen ein Aufstau des Gewässers und damit eine Regulierung der natürlichen Dynamik einher (vgl. auch Wirkfaktor 3-3). Hierdurch werden die Fließgeschwindigkeit und der Geschiebehaushalt des Gewässers verändert, was sich wiederum auf die Gestalt des Gewässers und seiner Ufer auswirkt. Ebenso kann es aufgrund von Aufschüttungen oder Abgrabungen zur Veränderung der Gewässer- bzw. Auencharakteristik kommen.
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kommt es regelmäßig zu Veränderungen der hydrologischen und hydrodynamischen Verhältnisse.

Aufgrund der Gewässeraufstauung werden Strömungsverhältnisse im Gewässer, die Wasserstände und die Überflutungsdynamik im Gewässer und in den Auen und, dadurch beeinflusst, die Grundwasserstände der angrenzenden Grundwasserkörper verändert. Die "hydrologische Dynamik" wird vermindert.

Je nach Staubereichsgröße werden terrestrische und semiterrestrische Bereiche in limnische Bereiche verwandelt. Aufgrund der Änderung der Grundwasserverhältnisse werden die ufernahen Landbereiche im Oberwasser feuchter, die im Unterwasserbereich trockener. Durch die Aufstauung wird das Fließgewässer im Stauraumbereich aufgrund der stark reduzierten Fließgeschwindigkeiten nahezu in ein Standgewässer verwandelt.

Beim Betrieb des Kraftwerks im Schwall- und Sunk-Betrieb kommt es aufgrund der starken Wasserstandsschwankungen im Ober- und im Unterwasser zur Beeinflussung der natürlichen Gewässerdynamik und damit verbunden zur Veränderung der Bodenfeuchte und der Grundwasserstände sowie zu Beeinträchtigungen der Fischfauna, insbesondere der Juvenil- und Larvalstadien (s. Wirkfaktor 4-3).
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit)1 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kann es zu Veränderungen der hydrochemischen Verhältnisse kommen.

Aufgrund der Veränderungen der Wasserstände und der Gewässerdynamik (vgl. Wirkfaktor 3-3) sowie der Verweildauer in den angrenzenden Bereichen können Stoffe anders durch das Wasser resorbiert oder sezerniert werden. Auch ist davon auszugehen, dass sich in angestauten Bereichen die Sauerstoffverhältnisse reduzieren (s. Dumont et al. 2005: 73). Ebenso ist es möglich, dass durch das Einbringen von bisher gebiets- und gewässerfremden Baumaterialien gewässerfremde Stoffe ins Gewässer und Grundwasser gelangen.

Des Weiteren können kumulierende Effekte durch Ablagerungen entstehen (s. Wirkfaktor 6-2).
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse1 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kann es zu Veränderungen der Temperaturverhältnisse im Gewässer kommen. Durch den Aufstau wird das Fließgewässer im Staubereich nahezu in ein Standgewässer verwandelt. Je nach der Länge des Staubereichs, der Gewässertiefe und der vorhandenen Vegetation ist hierdurch eine stärkere Erwärmung des Gewässers möglich, was wiederum zu einer erhöhten Wärmeabstrahlung (gerade in Übergangsjahreszeiten) führen kann.
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren1 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kann es zu Veränderungen von standort- und klimarelevanten Faktoren kommen.

Durch die Errichtung des Querbauwerks und des Krafthauses werden bauliche Anlagen in den Gewässerquerschnitt eingebracht. Hierdurch kann es z. B. zu Veränderungen der lokalen klimatischen Verhältnisse aufgrund von Kaltluftsenken oder der Verengung von Kaltluftschneisen kommen.

Durch den Standgewässercharakter des Stauraums ist eine stärkere Erwärmung des Gewässers möglich, was wiederum zu einer erhöhten Wärmeabstrahlung (gerade in Übergangsjahreszeiten) führt.
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kann es zu baubedingten Barriere- oder Fallenwirkungen und Individuenverlusten kommen.

Individuenverluste können im Rahmen der Baufeldfreimachung bzw. -räumung (Vegetationsbeseitigung, Baumfällungen etc.) auftreten. Bei der Errichtung von Baugruben u. a. baulich notwendige Schächten oder Kanäle können baubedingte Barrierewirkungen sowie Fallenwirkungen und Individuenverluste für bodengebundene Arten entstehen.

Je nach der Gestaltung der Baugrube und der damit verbundenen Gewässerumleitung ist es möglich, dass Fische und gewässerbewohnende Kleinlebewesen durch Sogwirkungen, Überstürze, Trockenlegungen, Überstauungen und Baumaschinen durch direkte oder indirekte Einwirkungen in ihrer natürlichen Ökologie beeinträchtigt werden, was bis zu individuellen Verlusten führen kann.
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kommt es regelmäßig zu anlagenbedingten Barrierewirkungen und Individuenverlusten.

Durch den Gewässeraufstau und die mit dem Aufstau verbundene Fallhöhe über das Querbauwerk und die Veränderung der Leitströmung ist eine ungehinderte lineare längsgerichtete Durchwanderbarkeit des Gewässers nicht möglich. Daher kann es für aufwandernde Fische und Kleinlebewesen im Unterwasser des Querbauwerks zu einer sog. Sackgassensituation kommen, da die Lebewesen keine Aufstiegsgelegenheit finden. Dies kann zu einer Entkräftung und zu Individuenverlusten führen.

Ebenso ist es möglich, dass einzelne Arten bei der Abwanderung über das Querbauwerk abwandern und sich hierbei (tödlich) verletzen oder aber keine Abwanderungsmöglichkeit auffinden und letztendlich ebenfalls entkräftet verenden. Ebenso sind Quetschungen von Fischen an der Rechenanlage möglich, wenn die Stababstände gering sind, die Anströmgeschwindigkeit die Schwimmleistung der Fische jedoch übersteigt.

Des Weiteren sind indirekt erhöhte Prädationsverluste durch z. B. Reiher und Kormorane möglich, da diese im Bereich des Querbauwerks ansitzen und Fische fangen können.
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kommt es regelmäßig zu betriebsbedingten Barriere- oder Fallenwirkungen und Individuenverlusten.

Je nach Anordnung der Turbine, Drehzahl der Turbine, Anzahl der Stell- und Leitklappen, Anströmgeschwindigkeit, Rechenstabweite und der Ausrichtung der Leitströmung kann es zur Mortalität von Fischen durch das Einschwimmen in die Turbinen kommen. Aufgrund der Sogwirkungen, der geringen Zwischenräume der Stellklappen an den Turbinen und der hohen Turbinendrehzahl führt das Einschwimmen der Arten in die Turbine meistens zum Tod.

Ebenso sind hohe Individuenverluste möglich, wenn die Anlage im sog. Schwall- und Sunk-Betrieb gefahren wird, da es hier zu starken Schwankungen des Wasserstands im Ober- und im Unterwasser kommt und aufgrund der Schwallwelle starke Strömungen im Gewässer- und Uferbereich entstehen. Aufgrund der häufigen Schwankungen ist eine Anpassung der aquatischen und semiaquatischen sowie terrestrischen Lebewesen nicht möglich.
5 Nichtstoffliche Einwirkungen
5-1 Akustische Reize (Schall)1 Während des Baus von Wasserkraftanlagen kommt es zu akustischen Reizen.

Der Betrieb der Turbinen und der Rechenreinigungsanlage oder anderer technischer Anlagenteile führt mehr oder weniger stark zu akustischen Reizen, die sich je nach Anordnung und technischer Auslegung auf das Wasser übertragen und hierdurch weitergetragen werden. Hierdurch kann es ggf. im Nahbereich zur Schädigung der Hörorgane von Fischen kommen. Im Mittel- und Fernbereich sind gewisse Stör- bzw. Scheuchwirkungen möglich.
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht)1 Durch die Errichtung von Wasserkraftanlagen können durch den Bauprozess oder die Wartung optische Reize (z. B. Bewegung) ausgelöst werden.

Die Wasserkraftanlage und das Querbauwerk sowie evtl. notwendige Leit- und Regeleinrichtungen stellen anthropogen geschaffene, künstliche Bauwerke im Gewässerquerschnitt dar.
5-3 Licht1 Je nach Standort kann an der Wasserkraftanlage eine künstliche Beleuchtung erforderlich sein (Wege, Zufahrten, Querbauwerk), die z. B. Lockwirkungen auf Insekten und damit einhergehend Individuenverluste auslösen kann.

In der Bauphase kann temporär ein erhöhter Beleuchtungsbedarfs für den Baubetrieb bestehen.
5-4 Erschütterungen / Vibrationen1 Bei der Errichtung von Wasserkraftanlagen kann es in der Bauphase, z. B. durch den Einsatz schwerer Maschinen und etwaige Rammtätigkeiten, zu Erschütterungen bzw. Vibrationen kommen.

Je nach Anlagengestaltung und -ausführung können durch Turbinen oder Generatoren Erschütterungen entstehen, die sich auf das Wasser oder auf das Gebäude übertragen können.
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)1 Durch den Betrieb der Anlage kommt es zu Veränderungen im Abfluss des Gewässers. Hierdurch kann es zu mechanischen Einwirkungen des Wassers im Uferbereich kommen. Besonders ausgeprägt ist diese mechanische Einwirkung bei Schwall- und Sunk-Kraftwerken.

In der Bauphase sind mechanische Einwirkungen durch Tritt und Befahren möglich.
6 Stoffliche Einwirkungen
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag1 Durch die Gewässeraufstauung kommt es zur Behinderung des freien Gewässerabflusses. Hierdurch sammeln sich organische Bestandteile im Stauraum. Je nach Anteil der organischen Fracht im Gewässer, der Häufigkeit und Intensität der Stauraumspülungen kann es durch die Anreicherung von organischer Substanz im Stauraum zur Methanbildung kommen.
6-2 Organische Verbindungen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-3 Schwermetalle0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe0 In gewissem Umfang treten Schadstoffemissionen durch den Baustellenverkehr auf.

Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor, sofern die üblichen technischen Standards eingehalten werden.
6-5 Salz0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente)2 Durch den Bau von Wasserkraftanlagen kommt es regelmäßig zu Depositionen mit strukturellen Auswirkungen.

Durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit im Stauraum kommt es dort während der Betriebsphase zu einer Ablagerung von Sedimenten. Vor allem die Ablagerung von Feinsedimenten in ursprünglich kiesig-sandigen Bereichen führt zu Lebensraumverlusten von an entsprechende Strukturen gebundenen Arten.

Während der Bauphase, der Einrichtung der Baugrube und durch die Umleitung des Gewässers kann es zu verstärktem Schwebstoffaufkommen und damit verbundenen Trübungsfahnen im Unterlauf des Gewässers kommen. Ebenso kommen durch Stauraumspülungen während der Betriebsphase erhöhte Schwebstofffrachten im Gewässer vor. Dies kann zu Verdrängungen und Verlusten von Individuen führen. Durch die plötzliche Verfrachtung von Sedimenten vom Oberwasser ins Unterwasser kommt es in beiden Bereichen zu Lebensraumverlusten.

Je nach Gewässernutzung und Art der Einleitungen im Oberlauf der Wasserkraftanlage kann es zur Kumulation von toxischen Stoffen innerhalb des Stauraums im Sediment kommen, die bei entsprechenden Stauraumspülungen mobilisiert werden.
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-8 Endokrin wirkende Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-9 Sonstige Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7 Strahlung
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
8-1 Management gebietsheimischer Arten0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten0 Durch die Schaffung künstlicher Verhältnisse und veränderter ökologischer Standortbedingungen kann es zur Förderung der Ausbreitung gebietsfremder Arten kommen.

Hinweise auf eine Relevanz liegen jedoch nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
9 Sonstiges
9-1 Sonstiges0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Leitfäden / Literatur zu diesem Projekttyp

Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.) (2004): F + E-Vorhaben: Naturschutzaspekte bei der Nutzung erneuerbarer Energien FKZ 801 02 160. 134 S.

Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK) (Hrsg.) (1996): Fischaufstiegsanlagen - Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle. DVWK-Merkblätter 232: 110 S.

Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau (DVWK) (Hrsg.) (2004): Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen: Bemessung, Gestaltung, Funktionskontrolle. ATV-DVWK-Arbeitsbericht Bonn, 256 S.

Dumont, U., Anderer, P. & Schwevers, U. (2005): Handbuch Querbauwerke. Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), 214 S.

Pabstmann, U., Deubner, H., Klepser, H., Schmedtje, U., Schmitz, E., Stief, R. & Zimmer, K.-H. (2001): Leitfaden: Empfehlungen zur Ermittlung von Mindestabflüssen in Ausleitungsstrecken von Wasserkraftanlagen und zur Festsetzung im wasserrechtlichen Vollzug. Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) (Hrsg.), 31 S.

Wolter, C., Bernotat, D., Gessner, J., Brüning, A., Lackmann, J. & Radinger, J. (2020): Fachplanerische Bewertung der Mortalität von Fischen an Wasserkraftanlagen. Ergebnisse aus dem F+E-Vorhaben (FKZ 3515 82 3200). BfN-Skriten 561, 214 S.

Relevanz des Wirkfaktors

0 (i. d. R.) nicht relevant
1gegebenenfalls relevant
2regelmäßig relevant

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von