FFH-VP-Info

Fachinformationssystem des BfN
zur FFH-Verträglichkeitsprüfung

Stand: 12. Januar 2023
Bundesamt für Naturschutz

Wirkfaktoren des Projekttyps

10 Leitungen >> Rohrleitungen / Pipelines - oberirdisch

Bemerkung: Der Projekttyp umfasst die Errichtung oberirdischer Rohrleitungen / Pipelines für z. B. Erdgas, Erdöl, Fernwärme oder andere Produkte. Oberirdische Rohrleitungen sind häufig aufgeständert.

Zu den möglichen anlagebedingten Vorhabensbestandteilen zählen Rohrleitungen und Verteilerstationen. Hinzu kommen Schieber-, Molch-, Pumpen- und/oder Verdichterstationen (z. T. eigene Projekttypen).

Zu den möglichen baubedingten Vorhabensbestandteilen zählen u. a. Zufahrten, Baustraßen, Baustelle bzw. Baufeld, Materiallagerplätze, Maschinenabstellplätze, Baumaschinen und Baubetrieb, Baustellenverkehr und Baustellenbeleuchtung.

Von Rohrleitungen gehen keine direkten betriebsbedingten Wirkungen aus. Allerdings erfordert der Betrieb der Leitungen das Freihalten eines Schutzstreifens und somit regelmäßige Unterhaltungsmaßnahmen. Optische und akustische Störwirkungen können an Stationen oder bei Wartungs-/Unterhaltungsarbeiten auftreten.

Wirkfaktoren
Relevanz
Erläuterungen
1 Direkter Flächenentzug
1-1 Überbauung / Versiegelung2 Bei der Errichtung von oberirdischen Rohrleitungen kommt es regelmäßig zur Überbauung/Versiegelung von Fläche.

Neben der Überspannung von Fläche durch die Rohrleitung selbst kommt es zur Versiegelung an den Fundamenten der Aufständerung.

Eine weitere Überbauung/Versiegelung kann aufgrund der Anlage von dauerhaften Zu- bzw. Unterhaltungswegen notwendig sein.

Während der Bauphase kann es zu weiterer (temporärer) Überbauung durch baubedingte Vorhabenbestandteile (s. unter Bemerkung) kommen.
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen2 Bei der Errichtung von oberirdischen Rohrleitungen kommt es zu Veränderungen der Vegetations- und Biotopstruktur.

Durch den Bau von oberirdischen Rohrleitungen wird die Vegetation im Bereich der Ständerfundamente dauerhaft verändert bzw. zerstört.

Je nach Vegetation ergeben sich aufgrund veränderter Standortbedingungen (Wasser, Licht) auch Veränderungen der Biotopstrukturen unterhalb der Rohrleitung.

Bei der Errichtung von Trassen in Waldgebieten oder Gehölzflächen ist eine Schneise notwendig, deren Breite abhängig von der Art und dem Durchmesser der Leitung ist, und auf der lediglich niedrigwüchse Pflanzen vorkommen dürfen. Hier finden daher in der Regel starke Veränderungen der Vegetations- bzw. Biotopstrukturen statt. Je nach Trassenbreite und -länge wird das bisherige Waldbinnenklima in ein Waldrandklima oder gar Offenlandklima verändert. Aufgrund des Gehölzeinschlags im Bereich der Schneisen kommt es zur Förderung von Pionier- und ausschlagfähigen Gehölzen oder sonstiger Ruderalvegetation. In diesem Zusammenhang kann es zu einer Etablierung von Neophyten (ggf. invasiver Arten) kommen.

Während der Bauphase kann es zu weiteren (temporären) Überbauungen, bspw. durch die Anlage temporärer Zufahrten oder Baustellenflächen, sowie weiterer baubedingter Vorhabensbestandteile (s. unter Bemerkung) kommen.
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik1 Bei der Errichtung von Rohrleitungen kann es zum Verlust oder Veränderungen der charakteristischen Dynamik kommen.

Eine dauerhafte Veränderung ist vor allem im Wald und bei Gehölzbeständen gegeben, da hier ein Schutzstreifen von Gehölzen freizuhalten ist. Im Bereich der Rohrleitungstrasse kommt es zu einer Nutzungsänderung (vgl. auch Wirkfaktor 2-1). Damit kann sich auch die bisherige Standortdynamik verändern.
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
3 Veränderung abiotischer Standortfaktoren
3-1 Veränderung des Bodens bzw. Untergrundes2 Bei der Errichtung von oberirdischen Rohrleitungen kommt es durch die Herstellung der Ständerfundamente zu Veränderungen von Bodenverhältnissen im Sinne physikalischer Veränderungen durch Aushub, Zwischenlagerung und Wiedereinbau des Bodens (Runge et al. 2012: 91).

Während der Bauphase kann es durch den Einsatz schwerer Baufahrzeuge oder Maschinen auch zu irreversiblen Bodenverdichtungen und damit einhergehenden Veränderungen der Bodenmorphologie kommen.
3-2 Veränderung der morphologischen Verhältnisse0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
3-3 Veränderung der hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnisse1 Beim Bau von oberirdischen Rohrleitungen kann eine kurzzeitige und lokale Absenkung des Grundwasserspiegels in Folge der Bauwasserhaltung zur Errichtung von Fundamenten nicht ausgeschlossen werden. Problematisch ist diese vor allem im Bereich grundwasserabhängiger Ökosysteme (bspw. Moore).
3-4 Veränderung der hydrochemischen Verhältnisse (Beschaffenheit)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
3-5 Veränderung der Temperaturverhältnisse1 Beim Bau von oberirdischen Rohrleitungen kann eine Veränderung der Temperaturverhältnisse als Wirkfaktor ggf. relevant sein.

Bei der Errichtung von Trassen in Waldgebieten oder anderen vormals geschlossenen Gehölzbeständen ist eine Schneise notwendig, deren Breite abhängig von Art und Durchmesser der Leitung ist und die dauerhaft von Gehölzen frei zu halten ist.

Je nach Trassenbreite und -länge wird das bisherige Waldbinnenklima in ein Waldrandklima oder Offenlandklima mit erhöhter Sonneneinstrahlung verändert. Dies führt letztlich auch zu veränderten Temperaturverhältnissen.
3-6 Veränderung anderer standort-, vor allem klimarelevanter Faktoren1 Beim Bau von oberirdischen Rohrleitungen kann eine Veränderung anderer standort-/klimarelevanter Faktoren als Wirkfaktor ggf. relevant sein.

Bei der Errichtung von Trassen in Waldgebieten oder anderen vormals geschlossenen Gehölzbeständen ist eine Schneise notwendig, deren Breite abhängig von Art und Durchmesser der Leitung ist und die dauerhaft von Gehölzen frei zu halten ist.

Je nach Trassenbreite und -länge wird aus dem bisherigen Waldbinnenklima ein Waldrandklima oder Offenlandklima mit stark veränderten mikroklimatischen Verhältnissen.
4 Barriere- oder Fallenwirkung / Individuenverlust
4-1 Baubedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität2 Während des Baus von oberirdischen Rohrleitungen kann es durch Baugruben für Fundamente und Bauflächen zu einer Fallenwirkung für bodengebundene Arten (z. B. Amphibien, Kleinsäuger etc.) kommen.

Individuenverluste können regelmäßig auch im Rahmen der Trassierung und Baufeldfreimachung bzw. -räumung (Vegetationsbeseitigung, Baumfällungen etc.) oder durch Baustellen- und Baustraßenverkehr auftreten.

Ebenso sind im Rahmen der Bauabwicklung Fallenwirkungen für Insekten durch nächtliche Beleuchtungen möglich.
4-2 Anlagebedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität1 Bei der Errichtung von oberirdischen Rohrleitungen kann es zu anlagebedingten Barriere- und Fallenwirkungen kommen.

Grundsätzlich sind die Rohrleitungen sowohl für Vögel und Fledermäuse als auch für bodengebundene Arten passierbar. In Verbindung mit Einzäunungen stellen sie insbesondere für bodengebundene Mittel- und Großsäuger eine Barriere dar.

Eine Barrierewirkung kann sich für Insekten und Kleinsäuger auch durch veränderte Vegetationsstrukturen unterhalb und im Umfeld der Leitungen ergeben.
4-3 Betriebsbedingte Barriere- oder Fallenwirkung / Mortalität0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
5 Nichtstoffliche Einwirkungen
5-1 Akustische Reize (Schall)2 Bei der Errichtung von Rohrleitungen kommt es in der Bauphase aufgrund der Bautätigkeit sowie in der Betriebsphase durch Befliegung und Wartungsarbeiten (z. B. Freilegen von Leitungen, Rodung von aufkommenden Gehölzen im Sicherheitsstreifen) regelmäßig zu akustischen Reizen.
5-2 Optische Reizauslöser / Bewegung (ohne Licht)2 Bei der Errichtung von Rohrleitungen kommt es in der Bauphase aufgrund der Bautätigkeit sowie in der Betriebsphase durch Befliegung und Wartungsarbeiten (z. B. Freilegen von Leitungen, Rodung von aufkommenden Gehölzen im Sicherheitsstreifen) regelmäßig zu optischen Störungen.
5-3 Licht1 Im Zuge des Bauprozesses können künstliche Beleuchtungseinrichtungen eingesetzt werden, die zu Lichtemissionen führen. Dauerhafte Lichtquellen sind an den Stationen (s. Bemerkung) möglich.
5-4 Erschütterungen / Vibrationen1 Während der Bauphase von Rohrleitungen kann es durch Baufahrzeuge und ggf. notwendige Bodenverdichtungen zu Erschütterungen kommen.
5-5 Mechanische Einwirkung (Wellenschlag, Tritt)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6 Stoffliche Einwirkungen
6-1 Stickstoff- u. Phosphatverbindungen / Nährstoffeintrag0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-2 Organische Verbindungen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-3 Schwermetalle0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-4 Sonstige durch Verbrennungs- u. Produktionsprozesse entstehende Schadstoffe0 In gewissem Umfang treten Schadstoffemissionen durch den Baustellenverkehr auf.

Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor, sofern die üblichen technischen Standards eingehalten werden.
6-5 Salz0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-6 Depositionen mit strukturellen Auswirkungen (Staub / Schwebst. u. Sedimente)1 Je nach Bodenart, Witterung und Art des Bodenaushubs kann es während der Bauphase von unterirdischen Rohrleitungen zu Bildung von Stäuben und/oder Einträgen in Gewässer kommen. Letzteres sollte durch entsprechende Vermeidungsmaßnahmen verhindert werden.
6-7 Olfaktorische Reize (Duftstoffe, auch: Anlockung)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-8 Endokrin wirkende Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
6-9 Sonstige Stoffe0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Stoffe liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7 Strahlung
7-1 Nichtionisierende Strahlung / Elektromagnetische Felder0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
7-2 Ionisierende / Radioaktive Strahlung0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8 Gezielte Beeinflussung von Arten und Organismen
8-1 Management gebietsheimischer Arten1 Beim Betrieb von Rohrleitungen kann das Management gebietsheimischer Arten als Wirkfaktor ggf. relevant sein.

Bei der Errichtung von Trassen in Waldgebieten ist eine Schneise notwendig, deren Breite abhängig von Art und Durchmesser der Leitung ist und auf der lediglich Pflanzen vorkommen dürfen, deren Wurzeln die Kabel nicht beschädigen können. Dies bedarf einer regelmäßigen Vegetationskontrolle.
8-2 Förderung / Ausbreitung gebietsfremder Arten1 Beim Betrieb von Rohrleitungen kann die Förderung/Ausbreitung gebietsfremder Arten als Wirkfaktor ggf. relevant sein.

Bei der Errichtung von Trassen in Waldgebieten ist eine Schneise notwendig, die veränderte Standortansprüche aufweist und so das Einwandern von in Waldbereichen nicht vorkommenden Arten ermöglicht.
8-3 Bekämpfung von Organismen (Pestizide u.a.)0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
8-4 Freisetzung gentechnisch neuer bzw. veränderter Organismen0 Hinweise auf eine Relevanz dieses Wirkfaktors liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.
9 Sonstiges
9-1 Sonstiges0 Hinweise auf eine Relevanz sonstiger Wirkfaktoren liegen nach dem derzeitigen Bearbeitungsstand nicht vor.

Leitfäden / Literatur zu diesem Projekttyp

Europäische Kommission (2018): Leitfaden Energietransportinfrastrukturen und die Naturschutzvorschriften der EU. 160 S.

Konersmann, R., Kühl, C. & Ludwig, J. (2009): Zu den Risiken des Transports flüssiger und gasförmiger Energieträger in Pipelines. Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) (Hsrg.) Forschungsbericht 285, 66 S.

Runge, K., Baum, S., Meister, P. & Rottgardt, E. (2012): Umweltauswirkungen unterschiedlicher Netzkomponenten. Gutachten im Auftrag der Bundesnetzagentur, Oecos GmbH.

Relevanz des Wirkfaktors

0 (i. d. R.) nicht relevant
1gegebenenfalls relevant
2regelmäßig relevant

Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von