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Fachinformationssystem des BfN zur
FFH-Verträglichkeitsprüfung
Stand: 12. Januar 2023 |
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A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Beseitigung oder Veränderung der für den artspezifischen Brutvogellebensraum typischen Vegetations- oder Biotopstrukturen kann in Abhängigkeit von der Eingriffsdimension zu einer Minderung der Habitatqualität und -funktionen für die Art führen.
In bestehenden Habitaten kann auch die Neuschaffung von Strukturen - sofern sie den Ansprüchen der Art entgegenstehen oder nicht entsprechen - zu einer Beeinträchtigung der Habitatqualität führen.
Direkte Veränderungen von Vegetations- bzw. Biotopstrukturen erlangen insbesondere dann besondere Relevanz, wenn sie die Brutplätze bzw. -reviere oder deren direktes Umfeld bzw. Hauptnahrungshabitate betreffen.
Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung des Bruterfolgs bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Brutpaarverlust, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-) Populationen sein.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.02 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Lebensraumzerstörung wird von vielen Autoren als wichtigste Gefährdungsursache des Neuntöters genannt (vgl. z. B. Bauer & Thielcke 1982:255, Reinsch 1988, Hötker 2004:30, Bos et al. 2005:182). Darunter fallen u. a. die Entfernung von Dornbüschen und Hecken, die Ausräumung der Landschaft durch Flurbereinigung, der Verlust von Grünland, Heide- und Moorflächen sowie der Verlust heckenbegleitender Säume. Damit verbunden ist ein Verlust von Strukturvielfalt und Nahrungsressourcen vor allem in Form von Großinsekten.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1980 |
Seite(n):
291
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.03 |
Jakober, H. & Stauber, W. |
In Teilbereichen kommt es zu erheblichen Schwankungen in der Bestandsdichte, u. a. in Abhängigkeit yom Nistplatzangebot (u. a. Vernichtung yon Heckenbeständen).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1995 |
Seite(n):
483, 556
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.04 |
Flade, M. & Jebram, J. |
Auswirkungen von Flurbereinigung werden als bedeutendste Rückgangsursache des Neuntöters genannt u. a. durch Vergrößerung der Schläge sowie Abnahme von Rainen und anderen Strukturen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1996 |
Seite(n):
432
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.05 |
Bauer, H.-G. & Berthold, P. |
Rückgangsursachen sind Ausräumung und Flurbereinigung in der Agrarlandschaft, insbesondere Beseitigung von Hecken, Umbruch von Grünland, Heide- und (trockengelegten) Moorflächen, Vergrößerung der Schläge, Bewirtschaftung bis unmittelbar an die Randstrukturen, Zerstörung der Strukturvielfalt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1977 |
Seite(n):
93
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.06 |
Klein, W. |
Klein führt den erheblich abgesunkenen Neuntöterbestand von 11 (1975) auf 5 Reviere (1976) vor allem auf die Rodung von Büschen und Hecken zurück.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
2003 |
Seite(n):
4
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.07 |
Donnerbaum, K. & Wichmann, G. |
Rückgang durch den Verlust von Hecken und Sträuchern.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1987 |
Seite(n):
103f.
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.08 |
Rieger, M., Christ, S., Knab, J., Sander, C. & Sander, K. |
Fast alle im Verwaltungsraum Allmendingen/ Altheim nachgewiesenen Paare befanden sich im Bereich der nicht flurbereinigten Landschaftsteile.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1997 |
Seite(n):
247ff., 266
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.09 |
Hölzinger, J. |
Als Rückgangsursache wird die Umwandlung von Grünland und Heiden in Ackerflächen und die Beseitigung von Hecken, Rainen und Streuobstbeständen genannt. Gepflanzte Hecken können zu einer Steigerung des Neuntöterbestandes führen. Auch die Kultivierung oder Aufforstung von Brachflächen. 'Die Aufforstung von Brachflächen bietet dem Neuntöter nur für kurze Zeit geeignete Habitate.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1987a |
Seite(n):
80
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.10 |
Hölzinger, J. (Bearb.) |
Die Schaffung großer Produktionsflächen und die Ausräumung der Landschaft führt zum Verlust von Kleinbiotopen und damit Nischen. In den entstandenen Monokulturen wird u. a. der Neuntöter selten oder verschwindet ganz.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
2007 |
Seite(n):
171
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.11 |
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNLV NRW) |
'Verlust oder Entwertung von halboffenen Kulturlandschaften (v. a. Heckenlandschaften) mit Gebüsch- und Heckenstrukturen und mageren, insektenreichen Nahrungsflächen.' Außerdem werden Aufforstung von mageren Grünlandflächen, Brachen, Trockenrasen sowie die Umnutzung dieser Flächen als Gefährdung oder Beeinträchtigung des Neuntöters genannt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1987a |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.12 |
Jakober, H. & Stauber, W. |
In Baden-Württemberg ist der Rückgang des Neuntöters primär auf Biotopvernichtung durch u. a. Lebensraumveränderungen zurückzuführen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1987 |
Seite(n):
145
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.13 |
Leutenegger, G. & Pfaendler, U. |
Der Rückgang des Neuntöters in der Nordschweiz ist u. a. auf die Beseitigung von Hecken zurückzuführen. Meist wird dicht bis an vorhandene Hecken bewirtschaftet.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1987 |
Seite(n):
107
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.14 |
Hölzinger, J. & Hölzinger, C. |
U. a. durch die Beseitigung von Hecken hat der Neuntöter im Donautal bei Ulm seine Lebensräume weitgehend verloren (Beseitigung von Hecken, Entstehung großer Schläge).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1997 |
Seite(n):
260
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.15 |
Hölzinger, J. |
Direkte menschliche Einwirkungen, die zum Verlust von Neuntöternestern führen, sind die Rohdung des Nistgebüsches oder Heckenschnitt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
1987a |
Seite(n):
594
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.16 |
Hölzinger, J. (Bearb.) |
Durch Rebflurbereinigung wird u. a. der Neuntöter zurückgedrängt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
3. Prognosemethoden
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
E |
3.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten.
Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (qm/ha) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.
Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.
Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.
Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.
Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
4. Relevanzschwelle
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
E |
4.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Soweit die Bestände der Art bzw. ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder negativen Veränderung von Vegetations-/Biotopstrukturen eines (Teil-)Habitats im Gebiet überschritten.
Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
5. Erheblichkeitsschwelle
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
5.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Vegetations-/ Biotopstrukturen.
Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.
Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).
In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug / -verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige bzw. dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007: 83).
In der Regel ist eine mehrjährige bzw. dauerhafte Beseitigung und Veränderung der Vegetations- und Biotopstrukturen der betroffenen Bruthabitate einem dauerhaften Habitatverlust gleichzusetzen. Einjährig (Brut-/Rastzyklus) begrenzte Auswirkungen können unterhalb der Erheblichkeitsschwelle bleiben, wenn sich die betroffenen Vegetations- und Biotopstrukturen kurzfristig regenerieren können bzw. wiederherzustellen sind sowie die funktionsbezogene Flächendimension orientiert am Konventionsvorschlag als gering eingeschätzt wird.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
3 |
2-1 Direkte Veränderung von Vegetations- / Biotopstrukturen
5. Erheblichkeitsschwelle
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Jahr:
2006 |
Seite(n):
74
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Qualifizierung
der Quelle:
A |
5.02 |
Staatliche Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg |
Das Entfernen von Einzelbüschen, Gebüschreihen und Hecken, Brachen und Saumstreifen kann eine erhebliche Beeinträchtigung darstellen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
In Mitteleuropa sind heute dynamische Prozesse (z. B. Sukzessionsdynamik, Nutzungsdynamik) im Rahmen von land-, wasser- oder forstwirtschaftlichen Nutzungen (oder auch in Abbaugebieten und auf Truppenübungsplätzen) anthropogen oder ganz überwiegend anthropogen beeinflusst (s. 'Vertiefende Ausführungen' unter 'Wirkfaktoren'; s. a. Wirkfaktoren 2-3 und 2-5). Wenn die charakteristische Dynamik auf hydrologischen / hydrodynamischen Verhältnissen beruht (z. B. bei aquatischen und semiaquatischen Lebensräume z. B. der Fließgewässer oder Küsten), wird sie i. d. R. unter Wirkfaktor 3-3 dargestellt.
Die Veränderung bzw. Reduzierung der habitattypischen Dynamik kann für auf diesen Lebensraum spezialisierte Arten zu einer Minderung der Habitatqualität und -funktionen führen.
Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung des Bruterfolgs bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Brutpaarverlust, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-) Populationen sein.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.02 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Empfindlichkeiten ergeben sich für die Art durch Sukzessions- und Nutzungsdynamik, die unter den Wirkfaktoren 2-3 bis 2-5 beschrieben und zusammengefasst werden.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-2 Verlust / Änderung charakteristischer Dynamik
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.03 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Nach Richarz et al. (2001:236f.) lassen Windwurf, Schneebruch, Lawinen, Feuer oder Insektenfraß größere Lichtungen und Bestandlücken in Wäldern entstehen, die bei entsprechender Ausdehnung auch Neuntötern zumindest vorübergehend einen Lebensraum bieten. Der Neuntöter besiedelt heute überwiegend Lebensräume der halboffenen Kulturlandschaft, die unabhängig von natürlichen dynamischen Prozessen sind. Ausnahmen stellen Sukzessionsflächen in Wäldern dar.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die seit den 1960er Jahren stark zunehmenden Einflüsse der Intensivierung von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung auf die Zusammensetzung und Häufigkeitsverhältnisse von Vogelgemeinschaften sind insgesamt gut untersucht und wurden bereits frühzeitig dokumentiert (z. B. Bezzel 1982). Für die Vogelgemeinschaft des genutzten Offenlandes und der waldfreien Moore ist nach Analysen von Stickroth (zit. in Günther et al. 2005:123f.) die fortlaufende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung die Hauptgefährdungsursache. Für die Vogelartengemeinschaft der Wälder weist die auf ökologische Gruppen bezogene Auswertung die Intensivierung der Forstwirtschaft (vor der Freizeitnutzung) als den bedeutsamsten Ursachen-Komplex aus.
Unter dem Wirkfaktor 2-3 werden v. a. Empfindlichkeiten gegenüber direkten Einwirkungen von Nutzungsintensivierungen auf Vogelindividuen und deren Bruterfolg sowie auf Struktur und Qualität der nutzungsabhängigen Vogellebensräume beschrieben. Mit den spezifischen Folgewirkungen von Nährstoffeintrag und Eutrophierung im Zuge von Produktionssteigerungen befasst sich Wirkfaktor 6-1. Der mit Nutzungsintensivierungen zunehmende Pestizideinsatz und dessen Auswirkungen auf Vögel wird unter Wirkfaktor 8-3 behandelt. Weitere Aspekte, häufig der Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung vorausgehender Flurbereinigungen, Meliorationen und Eingriffe in den Wasserhaushalt einer Landschaft, werden auch unter den Wirkfaktoren 2-1, 3-1 bis 3-3 thematisiert.
Die nachfolgenden Datensätze sind - sofern für die Art relevant - nach den jeweiligen Nutzungen Landwirtschaft (A), Forstwirtschaft (B), Fischerei (C) sowie Obst- und Weinbau (D) sortiert.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.02 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
A: Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung
Landwirtschaftlich genutzte Kultur- und Produktionslandschaften werden von Artengemeinschaften besiedelt, die sich aus verschiedenartigen natürlichen z. T. benachbarten Lebensräumen rekrutieren. Da z. B. im Grünland gleichzeitig Strukturen verschiedener natürlicher Biotope enthalten sein können, treffen sich hier Vogelarten, die in Ursprungslebensräumen häufig voneinander isoliert waren. Gegenüber natürlichen Verhältnissen ergeben sich unter anthropogenem Einfluss wesentliche Unterschiede, v. a. hinsichtlich des Bruterfolges und der Selektionsfaktoren. Abundanz und Dominanz dieser Vogelgemeinschaften werden somit kultur- bzw. nutzungsbedingt stärker von der Art und Intensität der Nutzung bestimmt als von natürlichen Einflüssen (Witt 1988:1f.).
Bei der Analyse bzw. Prognose von Folgewirkungen der Nutzungsintensivierung ist zu beachten, dass es bei der Besiedlung von Kulturlandschaftsformen Bereiche "erforderlicher" und "tolerierter" Intensität der Bewirtschaftung gibt (Witt 1988:1f.). Nach Beintema (1986) ermöglichen und begrenzen verschiedene Intensitätsniveaus die Ausbreitung einzelner Arten. Empfindlichkeiten ergeben sich entsprechend den artspezifischen Toleranzen und den Anteilen nutzungsabhängiger/-geprägter Habitate. Vielfach ist die Nachbarschaft zu natürlichen nur randlich genutzten Lebensräumen (Ufer, Sümpfe, Küstenbiotope, Moore) bzw. deren funktionaler Verbund z. B. von Schlupf- und Aufwuchslebensräumen von bestands- und bruterfolgsichernder Bedeutung.
Intensivierungen landwirtschaftlicher Grünland- und Ackernutzung sind oft erst möglich, wenn nutzungseinschränkende Standorteinflüsse, z. B. durch Überschwemmungen, hohe Wasserstände von Moor- und Marschböden, aber auch Trockenheit von (Sand-) Böden, weitgehend reduziert oder ausgeschlossen worden sind (Standortnivellierung). Auf Bestand und Bruterfolg der Vogelarten haben dann veränderte Bewirtschaftungsmethoden, wie z. B. Silagewirtschaft und Portionierung im Grünland mit frühen Mahdterminen und verkürzten Nutzungsintervallen, Beregnung oder Verrieselung, Anpassung von Schlaggrößen und Erschließungen für großflächig synchrone Bewirtschaftung, zunehmend einschränkenden Einfluss auf Artenzahl, Siedlungsdichte und Reproduktion der Brutvogelgemeinschaft. Durch unmittelbare Beseitigung von Nestern und nichtflüggen Jungvögeln haben Nutzungsintensivierungen direkten Einfluss auf die Reproduktionsrate lebensraumtypischer Vogelarten (z. B. Beintema 1986, Witt 1986, Kooiker 1990, Schoppenhorst 1996, Melter & Südbeck 2004, Britschgi 2006).
Schließlich werden mit der Nutzungsintensivierung Bedingungen geschaffen, die die Empfindlichkeit der Populationsdynamik typischer Vogelarten in Agrarlandschaften gegenüber Einflüssen von Prädatoren deutlich erhöhen (Evans 2004). Über diese Sekundär- und Randeffekte wird der Niedergang der Vogelgemeinschaften verstärkt bzw. beschleunigt. Wahrscheinlich ist zusätzlich v. a. bei zahlreichen bodenbrütenden Vogelarten aufgrund der Abhängigkeit von Klimafaktoren in der Folge des neuzeitlichen Klimawandels von einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Nutzungseinflüssen auszugehen (Schröder & Schikore 2004:92, Sybertz 2020).
Untersuchungen zur Auswirkung von Bewirtschaftungseinflüssen auf das Nahrungsangebot z. B. von Wiesenvögeln im Feuchtgrünland sind z. T. widersprüchlich. Für abweichende Ergebnisse ist wahrscheinlich die jeweilige Ausgangssituation der Untersuchungsfläche hinsichtlich Nutzungsintensität, Bodentyp bzw. Zusammensetzung der Bodenmakrofauna ausschlaggebend. Nutzungsintensivierung hat nach Junker et al. (2004) einen entscheidenden Einfluss auf die jahreszeitliche Entwicklung der Biomasse von Bodentieren. Zusammenfassende Analysen und Bewertungen der wesentlichen Einflussfaktoren von bodenbrütenden Offenlandarten liegen u. a. von Kuschert (1983) und Flade (1994) vor.
Intensivierungen der Landbewirtschaftung haben dazu geführt, dass die Situation der Feldvögel im Verlauf einer langjährigen und weiterhin anhaltenden Entwicklung von starken Bestands- und Arealrückgängen bestimmt wird (Flade & Schwarz 2013, Hötker et al. 2014, Gerlach et al. 2019). Neben erhöhtem Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie effektiveren Anbau- und Erntemethoden ergeben sich mittelbar Strukturverluste durch Beseitigung von essenziellen Landschaftselementen aus Schlagvergrößerung sowie Einengung der Fruchtfolge begleitet vom Rückgang der Anteile des Dauergrünlands, von Sommergetreide und Leguminosen-Anbaufläche (Krüger & Nipkow 2015, Joest et al. 2016).
Heute schließen Vogelgemeinschaften landwirtschaftlicher Flächen in Europa mehr schutzbedürftige Arten ein als jeder andere Hauptlebensraum (Tucker & Evans 1997). Nutzungsintensivierungen und -änderungen stellen deshalb ein hohes Gefährdungspotenzial für den Erhaltungsstatus zahlreicher Vogelarten dar. Immer noch verschärft sich die Gefährdungssituation durch die Förderung nachwachsender Rohstoffe. Auswirkungen zunehmender Biomassenutzung auf die Artenvielfalt und Häufigkeitsverhältnisse von Vogelgemeinschaften beschreiben z. B. Lübcke (1990), Spalik (2006), Dziewiaty & Bernardy (2007), Koop (2007) und Ammermann (2008).
Differenzierte Ausführungen zur Beeinträchtigung von Vögeln durch landwirtschaftliche Maßnahmen, eine Zusammenstellung verschiedener Fakten und Beispiele sowie Hinweise für die Planung und Schutzmaßnahmen finden sich z. B. bei:
Epple (1987:1325ff.), Hölzinger (1987:80ff.), Litzbarski et al. (1988), Moes (1992), Wegener (1998), Schifferli et al. (1999), Flade et al. (2003), Hötker (2004), Wilson et al. (2005), Koop (2013), Joest (2018), Busch et al. (2020);
zur spezifischen Situation von Wiesenlimikolen und Brutvogellebensräumen im Grünland:
Witt (1986), Witt (1988), Beintema et al. (1997), Nehls et al. (2001), Holsten (2003), Schröder & Schikore (2004), Südbeck & Krüger (2004), Reiter et al. (2004), Behrens et al. (2007), Hötker (2007), Eugster (2012), Osterveld (2014), Weiß (2016).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
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Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.03 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Intensivierung der Bewirtschaftung von Grünland- und Ackerflächen wird als einer der Hauptgründe für den Rückgang des Neuntöters angesehen. Die Intensivierung wirkt dabei vor allem über den Verlust der Nahrungsgrundlage (z. B. Klein 1977:104, Ellenberg 1986:39, Hölzinger & Hölzinger 1987:107, Hölzinger 1987b:1308f., Kowalski 1987:22, Leutenegger & Pfaendler 1987:145, Donnerbaum & Wichmann 2003:3f., Bezzel et al. 2005:41, Ellmauer 2005:265). In intensiv genutzten Gebieten ist der Neuntöter weitgehend verschwunden oder sehr selten geworden (z. B. Sothmann 1986, Bos et al. 2005:182, Brambilla et al. 2007:165). Auch in Gebieten, wo bis dicht an Hecken intensiv gewirtschaftet wird, fehlt der Neuntöter (Leutenegger et al. 1980 zit. in Bauer & Thielke 1982:256). Nach Hölzinger (1997:260) führt ein Ausmähen der Krautschicht neben niedrig stehenden Nestern des Neuntöters mitunter zum Verlassen des Geleges.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1986 |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.04 |
Sothmann, L. |
Der Rückgang des Neuntöters vollzieht sich u. a. durch eine stetig intensivierte Landwirtschaft in der Folge von Flurbereinigungen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2009 |
Seite(n):
134
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.05 |
Landesamt für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein (LANU SH) (Hrsg.) |
Die Umstellung von Weidevieh- auf Stallhaltung mit Futteranbau hat sich negativ auf den Neuntöter ausgewirkt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1997 |
Seite(n):
21f.
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.06 |
Pain, D. J., Hill, D. & McCracken, D. I. |
Der Neuntöter ist in Großbritannien immer seltener geworden, häufig als direkte Folge der Intensivierung der Landwirtschaft (z. B. höhere Weidetierdichte).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2002 |
Seite(n):
412
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.07 |
Vanhinsbergh, D. & Evans, A. |
Vanhinsbergh & Evans fanden die höchsten Dichten in Gebieten, die durch Viehweiden und Gebüsche charakterisiert waren. Gebiete, die einen hohen Anteil an Ackerland oder Grünland, das für Viehfutter verwendet wurde und nicht beweidet war, tendierte zu einer geringeren Anzahl an Neuntötern.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2007 |
Seite(n):
279
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.08 |
Evans, A. D. & Green, R. E. |
Die Intensivierung der Landwirtschaft hat zum Aussterben des Neuntöters in Großbritannien beigetragen. Die Schaffung von Monokulturen und die Änderungen der Bewirtschaftungsmethoden haben einen negativen Effekt auf die Nahrungsressourcen und die Nistmöglichkeiten von Vögeln.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2004a |
Seite(n):
9
|
Qualifizierung
der Quelle:
D |
1.09 |
Hötker, H. |
In zwei Studien waren die Bestände des Neuntöters während der Brutzeit höher in Flächen mit ökologischem Landbau als auf Flächen mit konventionellem Landbau. Als Grund wird die Verknappung der Nahrung (Großinsekten) durch Intensivierung der Bewirtschaftung genannt (Jakober & Stauber 1987a, zit. in Hötker 2004:30).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1996 |
Seite(n):
431
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.10 |
Bauer, H.-G. & Berthold, P. |
In unbeeinträchtigten Gebieten, z. B. mit einer überwiegend erhaltenen traditionellen Landwirtschaft, sind die Bestände weitgehend stabil geblieben. Als Gefährdungsursache wird auch häufige Mahd genannt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1986 |
Seite(n):
41f.
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.11 |
Ellenberg, H. |
Eine Intensivierung der Weidewirtschaft führt zu einer dicht geschlossenen Pflanzendecke, die für den Neuntöter als Nahrungshabitat nicht mehr geeignet ist.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2001 |
Seite(n):
560
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.12 |
Deutschmann, H. |
In Brandenburg verlief die Bestandsabnahme in den 1980er Jahren parallel zur Intensivierung der Landwirtschaft. Extensivierung der Landnutzung ab 1990 bewirkte vermutlich eine leichte Erholung der Bestände.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2002 |
Seite(n):
409f.
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.13 |
Vanhinsbergh, D. & Evans, A. |
Die Autoren glauben, dass die Abnahme der extensiven Beweidung ein Schlüsselfaktor für den Rückgang der Neuntöterbestände in Mitteleuropa ist. In dem von ihnen angewandten Modell zeigte sich, dass die Variable 'pasture' (regelmäßig oder periodisch durch Rinder beweidetes Grünland) positiv assoziiert war mit der Anzahl der Neuntöter pro Transekt. Diese Variable war als einzige signifikant.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.21 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
B: Intensivierung der Forstwirtschaft
Anthropogene Veränderungen der Wälder hatten schon in frühen Epochen der Siedlungsgeschichte des Menschen prägenden Einfluss auf die Brutvogelgemeinschaften dieses Lebensraumes. Nach langer Zeit der Austragsnutzung sind in Mitteleuropa die letzten beiden Jahrhunderte der Waldnutzung und forstlichen Bewirtschaftung durch Aufbau, Zunahme der Waldfläche, des Durchschnittsalters und auch der Strukturdiversität geprägt gewesen (Gatter 2004). Die Entwicklung der Waldvögel und deren Gefährdungssituation stellen sich demzufolge relativ günstiger als in der Landwirtschaft dar. So sind die Waldarten in den aktuellen Roten Listen vergleichsweise wenig vertreten. Dies ist jedoch Ergebnis einer signifikanten Zunahme dieser Arten im Siedlungsbereich, im Gegensatz zu Stagnation und Abnahme in Wäldern (Flade & Schwarz 2004). Die waldbauliche Entwicklung der Wälder insbesondere die Förderung des Holzertrages durch dichte Pflanzungen gehen zu Lasten v. a. der Lichtwaldbewohner, für die ein offenes Kronendach und lückige Bestände erforderlich sind.
Brutvogelgemeinschaften in ungenutzten Buchenwäldern zeichnen sich in Diversität, Siedlungsdichte und Bestand durch positivere Entwicklungen gegenüber bewirtschafteten Beständen aus. Solche Effekte sind bereits nach wenigen Jahren messbar. Deutliche Unterschiede ergeben sich erst über 50 Jahren Bewirtschaftungsruhe. In dieser Zeit sind natürliche Strukturentwicklungen eines kleinräumigen Waldentwicklungsphasen-Mosaiks und v. a. die Akkumulation von Totholz zu erwarten (Begehold & Schumacher 2017:232ff.).
Forstwirtschaft beeinflusst tiefgreifend Häufigkeitsverhältnisse, Artenzusammensetzung und Dominanzstrukturen der Waldvogelgemeinschaften. Bei intensiver Bewirtschaftung werden vorrangig störungsempfindliche Arten mit großen Raumansprüchen und v. a. Bewohner der Reifephase von Wäldern benachteiligt (Flade et al. 2004). Qualität und Quantität des Totholzes haben einen elementaren Einfluss auf die Artenzusammensetzung und Abundanz der Brutvogelgemeinschaft des Waldes. Im Wirtschaftswald wird jedoch die Kontinuität v. a. der Altersstadien des Lebensraumangebotes unterbrochen. Hohe Artenzahlen von Großvogelarten und höhlenbewohnenden Arten sind deshalb Indikatoren für wenig durch forstliche Nutzung gestörte Verhältnisse.
Häufige Holzentnahme v. a. von Starkholz verhindert die Entwicklung naturnaher Altersstrukturen insbesondere von Reife- und Zerfallsstadien (s. a. Wirkfaktor 2-1), die als wichtige Habitatelemente spezialisierter bestandsgefährdeter Vogelarten von existenzsichernder Bedeutung sind. Für deren Vorkommen ist das Belassen von Totholz und Höhlenbäumen von größerer Wichtigkeit als die Schonung bzw. Entwicklung starker Bäume bei intensiver Einzelbaumentnahme (Müller et al. 2007). Selbst naturgemäße Waldbewirtschaftungen fördern durch Selektion geradschaftige Baumindividuen, während ökologisch bedeutsame Strukturvielfalt am Stamm durch Wuchs- und Zerfallsformen entfernt wird.
Die dichte Erschließung mit netzartigen Holzabfuhrwegen, Rückegassen und Feuerschneisen kann v. a. siedlungsnah zu einer flächendeckenden Beunruhigung der Wälder und entsprechenden Einschränkung von Brutmöglichkeiten störempfindlicher Vogelarten führen (Scherzinger & Schumacher 2004, vgl. auch Wirkfaktor 5-2). Mangelfaktoren sind v. a. großräumige Bestände und Sonderstrukturen, Sekundärkronen, Höhlen, Mulmkörper und Mosaikbildung im Wald als Voraussetzung für das artenreiche Vorkommen von Großvögeln (Schumacher & Winter 2008).
Zur Praxis intensiver Forstwirtschaft gehört auch die Unterhaltung und der kontinuierliche Ausbau eines Entwässerungsnetzes. In der Folge gehen typische Qualitäten von Feucht- und Nasswäldern, das Nassstellenmosaik und damit die Biotopvielfalt der Wälder zunehmend verloren. Brut- und Nahrungsmöglichkeiten u. a. hoch spezialisierter und akut gefährdeter Vogelarten wie Schwarzstorch, Schreiadler oder Waldwasserläufer werden in mehr oder weniger großem Umfang eingeschränkt. Wirkungszusammenhänge und Empfindlichkeiten gegenüber morphologischen und hydrologischen Veränderungen im Zuge der Waldbewirtschaftung werden unter den Wirkfaktoren 3-2 und 3-3 beschrieben.
Weitere Beeinträchtigungen kann die Einführung und forstliche Förderung gebietsfremder Baumarten bewirken (s. Wirkfaktor 8-2), wie z. B. die Verdunklung der Wälder durch Förderung der Douglasie bei gleichzeitiger Ablösung der Kiefern- und Pionierwälder oder die forstliche Bekämpfung von Insektenkalamitäten wie z.B. Borkenkäfer oder Eichenprozessionsspinner (s. Wirkfaktor 8-3).
Differenzierte Ausführungen zur Beeinträchtigung von Vögeln durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, eine Zusammenstellung verschiedener Fakten und Beispiele sowie Hinweise für die Planung finden sich z. B. bei:
Hölzinger (1987:80ff.), Heinrich (2001:215ff.), Flade et al. (2004), Gatter (2004), Gatter & Schütt (2004), Scherzinger (2004), Scherzinger & Schumacher (2004), Mollet et al. (2005, 2006), Sauberer et al. (2007), Ammermann (2008), Kelm (2008), Wüst (2008), Linke (2013), Müller (2016).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1987b |
Seite(n):
1178ff.
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.22 |
Hölzinger, J. (Bearb.) |
Waldpflegemaßnahmen in der Umgebung von Neuntöternistplätzen sind Störungen, die zu einer Aufgabe des Nestes führen können.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.61 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
D: Intensivierung der Nutzung im Bereich von Obst- und Weinbau
Nach dem zweiten Weltkrieg begann eine Produktionsintensivierung der Obstanbauflächen. Die Umstellung der Baumobstkulturen von Hochstamm auf Niederstammgewächse bedingte einerseits die Abschaffung von Unterkulturen (Viehwirtschaft, Beerenobstanbau, in den ersten 5 bis 10 Jahren auch Getreide- und Gemüseanbau) und andererseits die Erhöhung der Baumzahl pro Hektar und damit eine Ertragssteigerung (Kifl 2004). Gleichmäßig hohe Erträge gewährleisten junge Niederstammkulturen, in denen sich anders als in alternden hochstämmigen Obstbäumen z. B. in Streuobstwiesen kein Höhlenangebot entwickelt. Im intensiven Obst- und Weinanbau können grobmaschige Netze zur Vogelabwehr zudem in Abhängigkeit von Material und Anbringung einen nennenswerten Mortalitätsfaktor darstellen (Hölzinger 1987:82ff.).
In Intensivobstanlagen wird das Aufkommen von Bodenvegetation durch Herbizideinsatz meist verhindert. Dadurch verarmt die Boden- und Großinsektenfauna und in der Folge eingeschränkter Nahrungsressourcen auch die Vogelgemeinschaften. Insgesamt beinhaltet die Nutzungsintensivierung von Obst- und Weinanbau eine starke Erhöhung von Pestizideinsatz (s. Wirkfaktor 8-3) sowie Mineraldüngergaben (s. Wirkfaktor 6-1). In der Folge von großflächigem Pestizideinsatz treten bei Brutvögeln typischer Weise dünnschalige Eier, erhöhte Nestlingsmortalität, Wachstumsstörungen der Jungvögel und Verhaltensstörungen der Altvögel auf (Prinzinger & Prinzinger 1979, zit. in Hölzinger 1987: 564).
Differenzierte Ausführungen zur Beeinträchtigung von Vögeln durch Maßnahmen des Obst- oder Weinbaus, eine Zusammenstellung verschiedener Fakten und Beispiele sowie Hinweise für die Planung finden sich z. B. bei:
Hölzinger (1987:551ff.), Kestenholz et al. (1999:365ff.), Hormann (2001:189ff.), Kifl (2004).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
3. Prognosemethoden
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
3.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten. Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (qm/ha) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.
Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.
Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.
Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.
Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, Wirkungstests in Feldversuchen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
4. Relevanzschwelle
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
4.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Soweit die Art und deren Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jeder negativ wirkenden Nutzungsintensivierung bzw. -änderung in einem (Teil-)Habitat überschritten.
Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
5. Erheblichkeitsschwelle
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
5.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Nutzungsintensivierung bzw. -änderung.
Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.
Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).
In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug / -verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige bzw. dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007: 83f.).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-3 Intensivierung der land-, forst- oder fischereiwirtschaftlichen Nutzung
5. Erheblichkeitsschwelle
|
Jahr:
1977 |
Seite(n):
98ff.
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
5.02 |
Klein, W. |
Grünlandflächen werden eindeutig gegenüber Ackerland bevorzugt. Klein stellte einen Anstieg der Neuntötervorkommen in überwiegend als Grünland genutzten Bereichen bei gleichzeitigem Rückgang der Vorkommen im Ackerland fest. Auch das Ergebnis der Nahrungskontrollflüge deuten nach Klein auf ungünstige Lebensbedingungen im ackerbaulichen Bereich hin: Beim Ackerlandrevier lagen 55,4 % der Nahrungsflüge über 50 m, während beim Grünlandrevier nur 17,7 % über 45 m hinausführten.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Relevanz dieses Wirkfaktors bezieht sich im Wesentlichen auf die nutzungs- bzw. pflegeabhängigen offenen und halboffenen Vogellebensräume landwirtschaftlicher Flächen unterschiedlicher Nutzungsintensitäten (Marschen, Feuchtgrünland, Feldflur, Obst- und Weinkulturen) sowie auf Trocken- und Halbtrockenrasen (der Mittelgebirge), kontinentale Steppenrasen und offene bis halboffene Sandheiden, die zumindest auf Teilflächen durch Mahd, Beweidung oder Pflegeschnitt gehölzfrei gehalten werden.
Die typischen Habitatstrukturen unterliegen in halboffenen nutzungs- oder pflegeabhängigen Vogellebensräumen und auch in den meisten offenen Ausprägungen in kurzen Zeiträumen der Nutzungs-/Pflegeaufgabe, -unterbrechung keinen sukzessionsbedingten Veränderungen, die zu nennenswerten Beeinträchtigungen der Arten führen könnten. Die Wiederaufnahme der charakteristischen Nutzung muss jedoch gesichert sein.
Empfindlichkeiten gegenüber kurzzeitiger Aufgabe von Nutzung oder Pflege bis zu ca. (2-) 3 Jahren ergeben sich u. U. in Vogellebensräumen, die durch großflächige Offenheit und Kurzrasigkeit geprägt sind wie z. B. Marsch- und Feuchtgrünlandgebiete. Insbesondere auf den gut mit Nährstoffen versorgten Marsch- und Niedermoorböden können sich in diesen Lebensräumen innerhalb einer Vegetationsperiode ohne Nutzung starke Streuauflagen entwickeln, die im Folgejahr eine Besiedlung von bodenbrütenden Offenlandarten (v. a. Wiesenlimikolen) auf den betroffenen Flächen einschränken oder sogar ausschließen.
Konsequenzen können dann - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung des Bruterfolgs oder zeitlich begrenzter Bestandsrückgang lokaler (Teil-) Populationen sein.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.02 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung wirkt sich in der Regel nicht negativ auf den Bestand des Neuntöters aus. In Abhängigkeit von Größe und Qualität der Fläche ist u. U. sogar mit einer Bestandszunahme zu rechnen. Nach Sonnabend & Poltz (1979:317) benötigt der Neuntöter für den Beutefang allerdings kurzrasige Flächen. Nach Aufgabe der Mahd und Beweidung von Flächen entlang des Mindelsees (nordwestlicher Bodensee) standen immer weniger kleinere, kurz gehaltene Wiesenflächen zur Verfügung, weshalb sich der Neuntöter, nach Angaben der Autoren, aus diesen Gebieten zurückzog. Zwar ist die Insektenvielfalt in ungemähten Flächen höher, doch ist die Beute für den Neuntöter auch schwieriger zu erkennen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2005 |
Seite(n):
182
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.03 |
Bos, J., Buchheit, M., Austgen, M. & Elle, O. |
Verbrachung und Verbuschung von Grenzertragsflächen durch Aufgabe der Nutung wird im Saarland u. a. als Ursache der Zunahme des Neuntöters seit den späten 1980er Jahren angesehen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1982 |
Seite(n):
255
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.04 |
Bauer, S. & Thielke, G. |
Die Autoren nennen den Ausfall der Mahd in Streuwiesen als Gefährdungsfaktor für den Neuntöter (Jacoby et al. 1970, Poltz 1977, beide zit. in Bauer & Thielke 1982:255).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
1 |
2-4 Kurzzeitige Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1996 |
Seite(n):
431
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.05 |
Bauer, H.-G. & Berthold, P. |
Die Zunahme von Brachflächen kam der Art entgegen. Die Verbuschung aus der Nutzung genommener Landwirtschafsflächen wirkt sich vorübergehend sehr günstig aus. Doch sind viele Habitate sehr kurzlebig und auf konstante Erneuerung oder Pflegemaßnahmen angewiesen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Habitatstrukturen von nutzungsabhängigen Vogellebensräumen unterliegen bei länger andauernden Unterbrechungen habitatprägender Nutzung / Pflege von mehr als 3 Jahren in Abhängigkeit der Geschlossenheit der Vegetationsbedeckung zunehmend sukzessionsbedingten Veränderungen. Innerhalb relativ kurzer Zeit (3-5 Jahre) können Vogelarten offener Lebensraumtypen ausfallen, die mehr oder weniger offene Böden bzw. kurzrasige Vegetation für die Nahrungssuche benötigen oder gegenüber Sichtverstellung und Kammerung der Landschaft empfindlich sind. Zusammensetzung und Häufigkeitsverhältnisse von Vogelgemeinschaften verändern sich über den weiteren Verlauf der Sukzession über halboffene Vorwaldstadien zu standorttypischen Waldgesellschaften.
Die verschiedenen Sukzessionsstadien unterscheiden sich auch in der Besiedlung durch Bodenarthropoden und damit in Zusammensetzung und Dichte der Nahrungstiere von Vögeln. Während frühe Stadien v. a. von licht- und wärmeliebenden Arten und Artengemeinschaften in z. T. hoher Dichte besiedelt sind, nehmen mit zunehmender Strauchbedeckung Arten- und Individuendichten von Laufkäfern, Spinnen und Heuschrecken ab (Rotter 2006). Mit dem Verbuschungsgrad bilden sich jeweils eigene Lebensgemeinschaften, zu denen auch typische Vogelarten gehören, die dieses Nahrungsangebot nutzen.
Die geringsten Empfindlichkeiten gegenüber längerfristigen Nutzungsunterbrechungen bestehen in halboffenen Vogellebensräumen. Durch Zurücksetzen der Sukzession mit Wiederaufnahme der (lebensraumtypischen) Nutzung oder Pflegemaßnahme sind hier projektbedingte Veränderungen von Vogellebensräumen in Abhängigkeit der zeitlichen und räumlichen Dimension möglicherweise reversibel. Die längerfristige Erhaltung von typischen Lebensraumqualitäten kann u. U. durch periodische/episodische Unterbrechungen bzw. das Zurücksetzen der Sukzession gewährleistet werden.
Bodenbrütende Offenlandarten sind gegenüber länger andauernder Aufgabe oder Unterbrechung von Nutzung und Pflege oder vollständiger Aufgabe der Nutzung besonders empfindlich. In den als Grünland genutzten Offenlandgebieten werden entsprechend dem Nutzungsinteresse der Bewirtschafter i. d. R. alle Flächen gemäht oder beweidet. Bei Aufgabe der Nutzung entstehen Vegetationsbestände, die entsprechend ihrem Flächenanteil direkte Verluste von Brutmöglichkeiten v. a. für Kiebitz, Brachvogel und Uferschnepfe darstellen. Diese Flächen bieten zudem ggf. Besiedlungsmöglichkeiten und Deckung für Prädatoren. In Abhängigkeit der Lage dieser Flächen können sich durch arttypisches Verhalten zur Prädationsminderung über Barrierewirkungen weitere Lebensraumverluste für diese Arten ergeben (zu Barrierewirkungen durch strukturelle optische Reize s. Wirkfaktor 5-2). Mit Andauer und räumlicher Ausdehnung ungenutzter Bereiche von Offenlandlebensräumen nehmen jedoch artspezifisch unterschiedlich die beschriebenen Empfindlichkeiten zu, so z. B. bei der Uferschnepfe früher als bei der Bekassine.
Über die Aspekte der Nutzungsaufgabe auf landwirtschaftlichen Anbau- und Nutzungsflächen hinaus ergeben sich bei bestimmten Arten Empfindlichkeiten auch für militärische Übungsplätze und im Bereich des Bodenabbaus (vgl. Wirkfaktor 3-1).
Durch kontinuierlich fortschreitenden Bodenabbau erneuerte Strukturen wie Steilwände, Abbrüche u. ä. werden von zahlreichen z. T. seltenen und gefährdeten Vogelarten als Sekundärlebensraum besiedelt. Großräumiger Tagebaubetrieb, der in Teilflächen über Jahre ruht, bietet ungestörte vegetationsfreie, -arme Brutplätze. So entstehen z. B. in offengelassenen wechselfeuchten Frästorfflächen Schlupflebensräume für Goldregenpfeifer und Alpenstrandläufer. Aufgrund der standortbedingt nur langsam einsetzenden und fortschreitenden Sukzession gehen diese Brutmöglichkeiten erst nach langjähriger Nutzungsaufgabe verloren.
Auf militärischen Übungsplätzen schaffen und erneuern v. a. Feuer und mechanische Bodeneinwirkungen durch den Fahrbetrieb immer wieder Offenbodenpartien und hohe Grenzliniendichten und damit spezifische Habitatstrukturen z. B. für das Birkhuhn (Wübbenhorst & Prüter 2007:89). Aufgrund veränderter militärischer Anforderungen kann sich der Übungsbetrieb verringern oder ganz aufgegeben werden, so dass die typischen Habitatqualitäten verloren gehen.
Konsequenzen der andauernden Aufgabe habitatprägender Nutzungen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von Teilhabitaten, Verringerung des Bruterfolgs, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-)Populationen sein.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
1.02 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Der Neuntöter ist ein charakteristischer Bewohner der halboffenen, strukturreichen und extensiv genutzten Kulturlandschaft. Länger andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung führt in der Regel zum Lebensraumverlust und damit zum Rückgang der Art. Neuntöterhabitate sind generell eher kurzlebig, da die Stadien der Vegetationsentwicklung, die für den Neuntöter optimale Bedingungen schaffen, meist nur vorübergehend sind (z. B. Kahlschläge oder Waldverjüngungsflächen) (Donnerbaum & Wichmann 2003:3).
Das Fortschreiten der Sukzession auf nicht mehr bewirtschafteten Flächen führt langfristig zur Bewaldung und damit zu einer Entwertung als Neuntöterlebensraum (z. B. Klein 1977:93, Jakober & Stauber 1987a:39). Auch MUNVL (2007:171) sehen in der Sukzession von mageren Grünlandflächen, Brachen, Trockenrasen etc. eine Gefährdung oder Beeinträchtigung.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2002 |
Seite(n):
413
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.03 |
Vanhinsbergh, D. & Evans, A. |
Die Abnahme der extensiven Beweidung ist ein Schlüsselfaktor für den Rückgang der Neuntöterbestände in Mitteleuropa. Strukturreiche Weiden erleichtern den Neuntötern die Nahrungssuche (Yosef & Grubb 1993, Schaub 1996, Vanhinsbergh 1999, alle zit. in Vanhinsbergh & Evans 2002:413). Beweidung verhindert zudem das Zuwachsen der Flächen durch Gehölze (Nieuwenhuyse & Vandekerkhove 1992, Olsson 1995, Lefranc 1997, alle zit. in Vanhinsbergh & Evans 2002:413). Die Bedeutung der Beweidung wird durch die Studie der Autoren und andere Studien gezeigt.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1996 |
Seite(n):
169
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.04 |
Gatter, W. |
Der Niedergang der Neuntöterpopulation ging auch einher mit dem Greifen des Abflämmverbots, durch das Flächenverluste an geeigneten Habitaten eintraten.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1987a |
Seite(n):
573f.
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.05 |
Hölzinger, J. (Bearb.) |
Mit steigender Nesthöhe vermindert sich die Bruterfolgsrate. Hochwuchs führt zu einer Verringerung des Deckungsgrades wodurch der Feind- und Witterungseinfluss verstärkt wird. Überalterte Heckenstreifen können so als Nisträume bedeutungslos werden.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2007 |
Seite(n):
165
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.06 |
Brambilla, M., Rubolini, D. & Guidali, F. |
Neuntöter zeigten im Untersuchungsgebiet in Norditalien keine klare Präferenz für unkultiviertes Land. Gebiete mit der Klimax-Vegetation (Eichenwälder) waren komplett gemieden. Landwirtschaftliche Gebiete sollten so gemanagt werden, dass Sukzession vermieden wird.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1997 |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.07 |
Erlemann, P. |
In Hessen führte die Ausdehnung von Schlehenhecken nach Nutzungsaufgabe lokal zum Verlust geeigneter Nahrungshabitate und somit zum Bestandsrückgang.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
1997 |
Seite(n):
249
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.08 |
Hölzinger, J. |
Flächen mit zunehmender Verbuschung und Eschenaufwuchs eignen sich für den Neuntöter immer weniger, da sich die Möglichkeiten zur Bodenjagd verringern. Für die Zukunft des Neuntöters ist die Offenhaltung solcher Flächen von größter Bedeutung.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
1. Empfindlichkeiten/Wirkungen
|
Jahr:
2000 |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
A |
1.09 |
Härtel, H. |
Durch zunehmende Verbuschung und nachfolgende Bewaldung infolge natürlicher Sukzessionsabläufe verliert der Neuntöter in den Mittelgebirgen Westfalens langfristig Lebensräume.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
3. Prognosemethoden
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
3.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
I. d. R. erfolgt die Wirkungsbeurteilung durch Überlagerung der vom Projekt entsprechend beeinflussten Flächen mit allen nach den Erhaltungszielen zu bewahrenden bzw. zu entwickelnden (Teil-)Habitaten. Die betroffenen Habitate bzw. Habitatstrukturen sind hinsichtlich ihrer mittel- bis längerfristigen Entwicklung und der qualitativen Abweichung zu bewerten. Soweit erforderlich, sind unterschiedliche Teilhabitate der Art in der Prognose differenziert zu betrachten. Dabei sind zum einen die absoluten Habitatverluste bzw. -verschlechterungen (qm/ha) sowie die relativen (%) bezogen auf den Gesamtbestand im Gebiet bzw. die funktional zusammengehörenden Habitate der Art zu ermitteln bzw. abzuschätzen.
Darauf aufbauend sind die qualitativen und quantitativen Funktionsverluste für die betroffenen Individuen bzw. (Teil-)Bestände zu beurteilen. Soweit möglich, ist die Prognose durch Vergleich mit standörtlich und strukturell ähnlichen Habitaten bzw. solchen, die bereits entsprechenden Veränderungen unterlagen, abzusichern.
Im Einzelfall können auch Flächen außerhalb des Gebietes zu berücksichtigen sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die im Gebiet vorkommenden Bestände der Art aufweisen.
Etwaige kumulative Wirkungen additiver oder synergistischer Art durch andere Wirkfaktoren des Projekts/Plans oder im Zusammenwirken mit anderen Projekten/Plänen sind zu berücksichtigen.
Im Einzelfall können aus Gründen der Prognosesicherheit auch weitergehende Methoden notwendig werden (z. B. Populationsgefährdungsanalysen, Wirkungstests in Feldversuchen, s. Rassmus et al. 2003, Lambrecht et al. 2004).
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
4. Relevanzschwelle
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
4.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Soweit die Bestände der Art bzw. ihre Habitate nach den gebietsspezifischen Erhaltungszielen zu bewahren oder zu entwickeln sind, wird die Relevanzschwelle grundsätzlich bei jedem längerfristigen Ausfall habitatprägender Nutzung oder Pflege mit negativen Veränderungen in einem (Teil-) Habitat im Gebiet überschritten.
Im Einzelfall können Veränderungen auch außerhalb des Gebietes relevant sein, sofern die betroffenen (Teil-)Habitate eine wesentliche funktionale Bedeutung für die Bestände der Art im Gebiet aufweisen.
A 338 |
Neuntöter
(Lanius collurio) |
2 Veränderung der Habitatstruktur / Nutzung |
Relevanz des Wirkfaktors: |
2 |
2-5 (Länger) andauernde Aufgabe habitatprägender Nutzung / Pflege
5. Erheblichkeitsschwelle
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Jahr:
o. J. |
Seite(n):
|
Qualifizierung
der Quelle:
E |
5.01 |
BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) |
Die Beeinträchtigungsintensität resultiert einerseits aus der artspezifischen Empfindlichkeit und andererseits aus der Intensität und Dimension der Veränderung der Habitatstrukturen und -funktionen.
Die absolute und die relative Dimension des Habitatverlustes bzw. seiner qualitativen Funktionsminderung sind wesentliche Größen der Beurteilung.
Wichtig für die Erheblichkeitsbeurteilung sind zudem die funktionale Bedeutung der einzelnen betroffenen Flächen/Teilhabitate sowie die zeitliche Dimension der Beeinträchtigung (Zeitpunkt, Häufigkeit und Dauer).
In bestimmten Fällen kann der Konventionsvorschlag für direkten Flächenentzug / -verlust in Habitaten zur Orientierung herangezogen werden (s. Wirkfaktor 1-1). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die in diesem Ansatz integrierten Orientierungswerte für vollständige bzw. dauerhafte Habitatverluste konzipiert wurden. Für graduelle Funktionsminderungen sind dagegen eigenständige Bewertungsansätze zu entwickeln oder die Funktionsverluste müssten als (ggf. prozentuale) Funktionsminderung bilanziert und dann mit den Orientierungswerten des Konventionsvorschlags ins Verhältnis gesetzt werden (vgl. Beispiel in Lambrecht & Trautner 2007: 83).
Bearbeitung und Zitiervorschlag: siehe Impressum von FFH-VP-Info