Detaildaten zu Beinträchtigungen: Vogelarten

Neuntöter - Lanius collurio

Natura 2000-Code: A 338; Bearbeitungstand: III

Wirkfaktorengruppe: 1 Direkter Flächenentzug
Wirkfaktor: 1-1 Überbauung / Versiegelung
Relevanz des Wirkfaktors:  regelmäßig relevant - besondere Intensität (3)

     Auswertekategorien:

  1. Empfindlichkeiten/Wirkungen (4)
  2. Regenerationsfähigkeit (5)
  3. Prognosemethoden (1)
  4. Relevanzschwelle (1)
  5. Erheblichkeitsschwelle (2)

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1. Empfindlichkeiten/Wirkungen

1.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) (o. J.)

Überbauung / Versiegelung führt grundsätzlich zum vollständigen und i. d. R. dauerhaften Verlust der Lebensraumfunktionen der betreffenden Flächen und ihrer Eignung als (Teil-) Habitat der Vogelart (s. 'Vertiefende Ausführungen' unter 'Wirkfaktoren').

Konsequenzen können - abhängig vom Umfang - z. B. Verlust von (Teil-)Habitaten, Verringerung des Bruterfolgs bzw. der Überlebenswahrscheinlichkeit von Individuen, Brutpaarverlust, Bestandsrückgang oder Beeinträchtigung bzw. Erlöschen lokaler (Teil-) Populationen sein.

Qualifizierung der Quelle: E



1.02 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) (o. J.)

Die Überbauung oder Versiegelung offener Flächen kann zu einem Rückgang von Großinsekten führen, die dem Neuntöter als Nahrung dienen. So können z. B. auch Sandwege ein wichtiges Nahrungshabitat für den Neuntöter darstellen. Viele Autoren sehen in der Zerstörung des Lebensraumes die stärkste Gefährdungsursache für den Neuntöter (z. B. Landschaftsverbrauch durch Siedlungserweiterung, Versiegelung, Bau von Verkehrswegen und Verbauung bzw. veränderte Bauweise (z. B. Hölzinger 1987b:1308f., Hölzinger & Hölzinger 1987:107, Bauer & Berthold 1996a:432).

Nach Hölzinger (1987a:41) kommt es regelmäßig zu hohen Brutverlusten, wenn in ausreichender Entfernung keine kurzrasigen oder vegetationsfreien Flächen (z. B. unbefestigte Wege) zur Verfügung stehen. Vor allem bei Schlechtwetter, wenn Flugjagd nicht möglich ist, stellt die Jagd am Boden die Hauptkomponente der Nahrungssuche dar und unterstreicht dadurch die Bedeutung vegetationsfreier oder kurzrasiger Areale (Donnerbaum & Wichmann 2003:5).

Nach Hölzinger (1987c:7) hat die Asphaltierung von Wegen zum Rückgang des Neuntöters beigetragen.

Qualifizierung der Quelle: E



1.03 Göpfert, M. (1987)

Zur Brutzeit benötigen Neuntöter kurzrasige oder vegetationsfreie Flächen, um nach Nahrung für die Jungtiere zu jagen. Auch unbefestigte Wege spielen dabei eine Rolle.

Qualifizierung der Quelle: A



1.04 Bezzel, E., Geiersberger, I., Lossow, G. von & Pfeifer, R. (Bearb.) (2005)

Der Neuntöter ist abhängig von Großinsekten. Flächenversiegelung kann über den Rückgang von Nahrungstieren wirken.

Qualifizierung der Quelle: A


2. Regenerationsfähigkeit

2.01 BearbeiterInnen FFH-VP-Info (siehe Impressum) (o. J.)

Die Regenerationsfähigkeit ist nur unter der Voraussetzung der vollständigen Wiederherstellung der notwendigen strukturellen, standörtlichen und funktionalen Habitatbedingungen (z. B. Bodenparameter, Struktur, Flächengröße) sowie einer hohen Wahrscheinlichkeit der Wiederbesiedlung gegeben. Dabei sind auch die artspezifischen Mindesthabitatgrößen und ggf. die räumlich-funktionale Verbindung zu bestehenden (Teil-) Populationen zu beachten. Unter Berücksichtigung der insgesamt geringen Bestandszahlen und der hohen Gefährdung vieler Arten ist für eine erfolgreiche Regeneration ggf. auch eine vorhandene Population in räumlicher Nähe Voraussetzung.

Die zeitliche Dimension der Regenerationsfähigkeit ist bei der Beurteilung zu beachten. In bestimmten Fällen können derzeit (noch) nicht geeignete Flächen in kürzeren als den z. B. bei Riecken et al. (2006) für entsprechende Lebensraumtypen angenommenen Regelzeiträumen als Habitat entwickelt werden.

In der Regel sind natürliche (z. B. Naturwälder, Moore, dynamische Fluss-/Küstenlandschaften) und kulturhistorisch über lange Zeiträume gewachsene Biotoptypen (z. B. Hutewälder, Streuwiesen) nach tiefgreifenden Standortveränderungen (Wirkfaktoren 3-1 und 3-3) und Intensivierungen der land- oder forstwirtschaftlichen Nutzungen (s. Wirkfaktor 2-3), aber auch nach länger andauernder Aufgabe prägender Nutzung (s. Wirkfaktor 2-5) als Brutvogellebensräume nur schwer bzw. kaum regenerierbar.

Im Falle einer projektbedingten Barrierewirkung (s. Wirkfaktorgruppe 4) kann diese streng genommen nur durch Vermeidungsmaßnahmen reduziert oder durch die Wiederherstellung oder Neuschaffung entsprechender räumlich-funktionaler Verbindungen zwischen den betroffenen Teilhabitaten an anderer Stelle kompensiert werden.

Eine etwaige projektbedingt erhöhte Mortalität kann nur durch Vermeidungsmaßnahmen reduziert oder durch Kohärenzsicherungsmaßnahmen auf Populationsebene aufgefangen bzw. kompensiert werden.

Im Falle stofflicher Belastung (s. Wirkfaktorgruppe 6) als Ursache eines Bestandsrückgangs oder -verlustes ist neben der Beseitigung der Belastungsquelle ggf. auch die Sanierung erforderlich.

Qualifizierung der Quelle: E



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Reports: aktueller Wirkfaktor   aktuelle Wirkfaktorengruppe   alle Wirkfaktoren
 

Qualifizierung der Quellen für Vogelarten

Averallgemeinerbarer, in der Literatur dokumentierter Nachweis für diese spezielle Art
Bin der Literatur dokumentierter Nachweis für diese spezielle Art, aber möglicherweise Ausnahmefall
Cin der Literatur dokumentierter Nachweis für verwandte Arten bzw. andere Arten dieser Artengruppe, der als übertragbar eingestuft wird
Din der Literatur dokumentierter Hinweis für diese spezielle Art oder verwandte Arten bzw. andere Arten dieser Artengruppe
Eeigene Einschätzung oder Aussage Dritter, ohne in der Literatur dokumentierten Nachweis/Hinweis (Experteneinschätzung)
Fkeine Literatur verfügbar / Auswertung bzw. Einschätzung mit aktuellem Bearbeitungsstand noch nicht erfolgt

Legende: Bearbeitungsstand zum Bereich "Beeinträchtigungen"

-bislang noch nicht bearbeitet
Iderzeit nur Einschätzungen zur Relevanz der Wirkfaktoren vorhanden
IIzudem Detaildaten zur Auswertekategorie "1. Empfindlichkeiten/Wirkungen" vorhanden
IIIzudem Detaildaten zu den weiteren Auswertekategorien "2. bis 5." vorhanden
ihre meinung

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dirk.bernotat@bfn.de